Nelson Piquet: Berufung gegen Strafe abgeschmettert

Von Mathias Brunner
Nelson Piquet

Nelson Piquet

​Formel-1-Weltmeister Nelson Piquet (70) ist in Brasilien zu einer hohen Geldstrafe verurteilt worden – für rassistische und homophobe Äusserungen muss er 950.000 Euro zahlen. Mit einer Berufung ist er abgeblitzt.

Der langjährige Formel-1-Star und dreifache Weltmeister Nelson Piquet ist im März 2023 von einem Gericht in Brasilien für seine homophoben und rassistischen Äusserungen vom November 2021 verurteilt worden – zur Bezahlung einer Geldstrafe in Höhe von fünf Millionen Real (das entspricht rund 950.000 Euro). Das Geld soll gemäss des Gerichts eingesetzt werden für den Kampf gegen Rassismus in der Gesellschaft und für die Gleichberechtigung der LBTQ+-Gemeinde.

Der frühere GP-Star und seine Rechtsvertreter sind umgehend in Revision gegangen, aber wie Globo in Brasilien nun berichtet, ist er damit vor Richterin Thaissa de Moura Guimarães abgeblitzt – die Strafe bleibt bestehen.

Und das war passiert: Riesenwirbel Ende Juni 2022, als der Inhalt eines Podcasts aus dem November 2021 grössere Kreise zog. Darin bezeichnete der 23-fache GP-Sieger Piquet den Engländer Lewis Hamilton als «Neguinho». Das erzeugte einen Sturm der Entrüstung, der frühere GP-Fahrer von Brabham, Williams und Lotus musste sich den Vorwurf gefallen lassen, rassistisch zu sein.

Die Aussage bezog sich auf das WM-Duell Hamilton gegen Verstappen in Silverstone. Piquet sprach darüber, wie Hamilton im Zweikampf mit Verstappen sein Auto positionierte. Dabei rutschte ihm das Wort «Neguinho» heraus.

Die Formel 1, der Autosport-Weltverband FIA und Mercedes-Benz reagierten mit pointierten Stellungnahmen, in welchen sie festhielten – für Rassismus sollte in der heutigen Welt kein Platz mehr sein.

Lewis Hamilton selber sagte: «Es geht um mehr als Sprache. Diese veralteten Einstellungen müssen sich ändern. Ich war mein ganzes Leben lang umgeben von solchen Einstellungen. Wir haben noch viel Zeit zum Lernen. Aber die Zeit ist gekommen, um zu agieren.»

Es dauerte ziemlich lange, bis wohl auch Piquet dämmerte, was er da angerichtet hatte. Der Brasilianer erklärte: «Was ich sagte, das war unbedacht, und ich streite das gar nicht ab, aber ich muss betonen, dass dieses Wort in der brasilianisch-portugiesischen Sprache seit vielen Jahren und verbreitet als Synonym verwendet wird für ‘Kumpel’ oder ‘Kerl’ – das war nicht beleidigend gemeint.»

«Ich würde nie das Wort verwenden, für welches ich angeprangert werde in einigen Übersetzungen. Ich verurteile aufs Schärfste die Unterstellung, dass ich einen Fahrer herabsetzen würde wegen seiner Hautfarbe.»

«Ich entschuldige mich von ganzem Herzen für jeden, der sich beleidigt gefühlt hat, einschliesslich Lewis, den ich für einen unfassbar fabelhaften Fahrer halte. Aber die Übersetzung des verwendeten Wortes in gewissen Medien ist nicht korrekt. Diskriminierung hat in unserer Gesellschaft keinen Platz, auch nicht in der Formel 1, und ich hoffe, diese Gedanken tragen zur Klärung bei.»

Piquet ist kein Mauerblümchen im Umgang mit anderen Piloten und kein Mensch, der sich den Mund verbieten lässt. Er bezichtigte mit geschickten Worten unterschwellig, sein damaliger Rivale Ayrton Senna interessiere sich eher für Männer als für Frauen, und es trug nicht zur Verbesserung der Team-Atmosphäre bei Williams bei, als Piquet abfällige Bemerkungen über das Aussehen der Ehefrau von Nigel Mansell fallen liess.

Piquet stolperte letztlich über die Doppeldeutigkeit des Wortes «Neguinho», das tatsächlich als Kumpel übersetzt werden kann. «Tudeo bem, meu neguinho?» Das heisst so viel wie: «Alles gut, Kumpel?» Aber Neguinho bedeutet eben auch kleiner Schwarzer, und damit ist jeder, der das Wort verwendet, auf sehr dünnem Eis. Vor allem dann, wenn von Lewis Hamilton die Rede ist. Nelson Piquet hätte das wissen müssen.

Das fand damals auch der zuständige Richter Pedro Matos de Arruda. «Herr Piquet hat Schwarzen und Angehörigen der LGBTQ+-Gemeinde moralischen Schaden verursacht. Solche Aussagen sind unerträglich, besonders dann, wenn sie von einer so bekannten und bewunderten Person kommen. Dieses Vergehen verletzt die Grundwerte der Gesellschaft.»

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