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Rainer Braun zum 85. Geburtstag

Kolumne von Uwe Mahla
Uwe Mahla und Rainer Braun

Uwe Mahla und Rainer Braun

​Rainer Braun, unser dienstältester Kolumnist, feiert heute 14. November seinen 85. Geburtstag. Sein Kollege Uwe Mahla wünscht sich im folgenden Brief an den Jubilar, er möge noch lange so weitermachen.

Lieber Rainer
Zu Deinem 85. Geburtstag wünsche ich Dir auf diesem Wege alles Liebe und Gute. Man mag´s nicht glauben, denn mit all Deinen Beiträgen, sei es an dieser Stelle bei SPEEDWEEK.com, sei es bei Karsten Arndt’s «Alter Schule» oder auf all den anderen Live-Kanälen, die Du wie ein Junger bespielst, bist Du so allgegenwärtig, so aktuell wie in den zurückliegenden sechs Dekaden.

Rainer, Du bist eine Institution. Mit Deinem Wissen, mit Deinem Verständnis, mit Deinem Gefühl, Deiner Einfühlsamkeit, Deiner Eloquenz und Deinem Sprachwitz und Talent, Dich auf den Punkt und für jedermann verständlich auszudrücken, hast Du den Motorsport um eine Qualität bereichert, die wir sonst wohl kaum finden.

Mit all diesen Eigenschaften ausgestattet, warst Du schon bald eines meiner großen Vorbilder im Fahrerlager – Du der große Autozeitung-Sportchef, ich der Novize bei rallye racing. Seitdem haben sich unsere Wege immer wieder gekreuzt.

Kaum einer kann so authentisch vom Rennsport und seinen Menschen berichten wie Du. Und es gab wohl auch nur eine Handvoll Journalisten, die wie Du ein Rennauto absolut professionell bewegen konnten. Vom Koepchen BMW 2002 über den Rallye-Commodore, Formel V, Cup-Renault 5 bis hin zum Werks-BMW M3 hast Du alles gefahren – und wie! Was für ein beinharter, fairer Gegner Du sein konntest, davon wissen Größen wie Strietzel Stuck ihr Liedchen zu singen.

Du hast es kaum ruhiger angehen lassen, als Du von der Rennfahrerei in den Journalismus abgebogen bist. Hast Dir Deine Meriten als Streckensprecher, rasender Reporter und TV-Kommentator verdient. Dabei hast Du nie die journalistischen Regeln verletzt. Wiewohl immer hautnah dabei, hast Du Dich nie mit jemandem gemein gemacht. Bei aller Liebe zum Rennsport hast Du Dir immer die kritische Perspektive bewahrt, die letztlich Deine Arbeit für Deine Auftraggeber, das Publikum, aber auch für die Community so wertvoll machte.

Es spricht für Deine Integrität, dass es an Deinem Schaffen auch nichts zu meckern gab, wenn Du Dich für bestimmte Aufgaben – PR-Arbeit, Talkrunden oder Veranstaltungen - in den Dienst des einen oder anderen Industrie-Unternehmen hast stellen lassen. Keiner kennt besser als Du, Rainer, die Grenzen, die da gezogen werden müssen.

Bei aller Liebe zum Motorsport blieben Dir, gerade wegen Deiner Nähe zu den Akteuren, schlimme Enttäuschungen nicht erspart. Um die Gefahr wissend, die das Rennfahren nun einmal in sich birgt, haben Dich viele Todesstürze immer zutiefst getroffen – insbesondere die Deiner drei Schützlinge Stefan Bellof, Hans-Georg Bürger und Markus Höttinger, denen Du beim Weg nach oben so beispielhaft geholfen hattest.

Mein lieber Rainer, Dir haftet heute noch das Gütesiegel «Stimme der DTM» an. Das ist auf die unnachahmliche Art zurückzuführen, wie Du mit Deiner Begeisterung über diese Tourenwagen-Meisterschaft berichtet hast. Gemeinsam mit unserem Freund und Kollegen Kalli Hufstadt hast Du einen Großteil des Gesamterlebnisses DTM geschaffen. So elektisierend, wie die Leute auf der Piste gefightet haben, so elektrisiert habt Ihr das Geschehen ans Publikum weiter transportiert. Großer Motorsport.

Legendär, lieber Rainer – um einmal das abgegriffene Wort zu benutzen -, war Deine Erfindung «Hallo, wie geht´s». Die Sammlung von fast 400 Kurzporträts der internationalen Vollgasbranche in «Motorsport aktuell» war nur das eine Bein, auf dem sie stand. Das andere war über viele Jahre das jährliche Treffen anlässlich der Essener Motorshow, das sich keiner der Porträtierten nehmen ließ, um mit alten Weggefährten zu plaudern, zu lachen und zu feiern. Damit hattest Du das hochemotionale Treffen von vielen alten Freunden erfunden. Du und Deine agile Brita, Ihr habt das immer aufs Feinste organisiert.

Gelacht wurde übrigens viel, lieber Rainer. Bei den unzähligen Interviews, die Du auf der Bühne und vor großem Publikum geführt hast, sprühte es nur so vor Bonmots und Du hast so manchem Interview-Opfer Sprüche entlockt, die es stets zu einem Genuss gemacht haben, zuzuhören.

Noch heute bin ich stolz darauf, Dich einmal reingelegt zu haben. Das kam so: Du hattest mich für einen «Hallo, wie geht´s?»-Beitrag interviewt und bei der Gelegenheit bot ich Dir an, mal den einen oder anderen Kollegen für Dich zu schreiben (am Rande: später kam es dann auch dazu). Hach, meintest Du, ich hab´ noch gut 300 Aspiranten auf dem Zettel. Der 300. stand kurz bevor. Da rief ich den Chefredakteur Günther Wiesinger an, lass uns den Rainer als Nr. 300 machen. Ich schrieb das Stück, der Erscheinungstag war kam angebrochen, ging mein Telefon. Du warst dran: «Ja seid ihr denn verrückt geworden – das könnt Ihr doch mit mir nicht machen.» Und dann wurde schallend gelacht.

Andererseits hast Du ja mit uns auch so Deine Scherze getrieben. Zum Beispiel als unser gemeinsamer Freund Gustav Büsing Pressechef beim GP Deutschland auf dem Nürburgring wurde. Mit ernsthafter Miene hast Du von ihm gefordert, er möge Dich mit der Limousine von Zuhause – im Bergischen Land – ins Fahrerlager chauffieren lassen.

Mich hast Du mal ins Schwitzen gebracht, als ich – gerade als Erich Zakowski´s PR-Mann installiert – diesen überzeugen sollte, er möge Dir für das Akademische Renntraining in Hockenheim so «einen geilen Gruppe 5-Escort» zur Verfügung stellen.

Erst unlängst noch erzähltest Du die wunderbare Geschichte, wie der damalige Ford-Rennleiter Michael Kranefuss darauf wettete, er würde Dich beim «Akademischen» in der Summe zweier Läufe schlagen. Es ging um jeweils 100 Mark auf identischen Werks-Capri. Kurzum: Du siegtest!

Erzähl uns weiter, lieber Rainer, so tolle Geschichten, wie zuletzt am 13. Dezember. Ich weiß, Du hast in Deiner wohlsortierten Ordnung noch jede Menge davon, und wir möchten sie, mit Deiner Spritzigkeit vorgetragen, hören, lesen, sehen.

Dank Dir für die viele Freude, Deinen Wissensschatz, Deine Mitteilsamkeit – und Deine Freundschaft.

Grüß mir Deine Brita, die den Umgang mit Dir umso liebenswerter macht; mit herzlichen Grüßen

Dein Freund und Kollege Uwe Mahla


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