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Ernst Prost (Liqui Moly): «Ich streiche mein Gehalt»

Von Rob La Salle
Liqui Moly-Geschäftsleiter Ernst Prost

Liqui Moly-Geschäftsleiter Ernst Prost

​Die Welt steht in der Corona-Krise vor gewaltigen wirtschaftlichen Problemen, Menschen fürchten um ihren Job. Liqui Moly-Chef Ernst Prost: «Keiner wird entlassen, notfalls streiche ich mein Gehalt.»

Die Weltwirtschaft leidet unter der Corona-Krise. Das Leibnitz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Uni München (kurz: ifo) geht davon aus – der Wirtschaftsabschwung wird noch grösser sein als in der Finanzkrise vor elf Jahren. Ifo-Präsident Clemens Fuest: «Alles wird davon abhängen, wie die Pandemie weiter verläuft und wann das Einfrieren der Wirtschaft gelockert werden kann. Jetzt ist die Politik gefragt, mit Massnahmen, um das Vertrauen der Menschen zu stärken.»

Fuest spricht inbesondere Liquiditätshilfen und Zuschüsse der Bundesregierung für Unternehmen und Selbstständige an. «Das hilft konkret, stärkt aber auch das Vertrauen.»

Viele Menschen fürchten in der Krise um ihren Job. Der Deutsche Ernst Prost, Geschäftsleiter des Öl- und Additivherstellers Liqui Moly, will den Arbeitnehmern diese Furcht nehmen: «Niemand wird hier entlassen. Wenn es sein muss, verzichte ich auf mein Gehalt.»

Anfang der Woche hatte Prost seine Mitarbeiter mit einer Prämienzahlung in Höhe von 1000 Euro überrascht. «Zur Motivation und als Zeichen der Sicherheit, denn diese gerät in der Krise schnell ins Wanken.»

Nun wendet er sich per E-mail nochmals an alle Kolleginnen und Kollegen: «Mit Angst und Sorgen kann man nur schlecht leben oder gar Grosses leisten. Deshalb habe ich Ihnen versprochen, dass sie keinerlei finanzielle Einbussen erleiden müssen. Es wird niemand entlassen!»

Das gilt für alle Mitunternehmer – im Inland und für die in den Tochtergesellschaften in Spanien und Portugal, Italien, Frankreich, Südafrika und den USA. Hinzu kommen Mitunternehmer in Dänemark, Grossbritannien, Belgien und den Niederlanden, in Thailand, China, Japan und Indien. «Nicht nur das Geschäft ist global, auch die Verantwortung. Überall müssen die Kolleginnen und Kollegen ihre Familien ernähren können.»

Oberste Priorität hat für den Geschäftsführer der Schutz der Gesundheit seiner Beschäftigten und von deren Familien. «Auf der anderen Seite versuchen wir so lange als möglich, den Betrieb aufrecht zu erhalten. Ein anstrengender, aber notwendiger Spagat», weiss Ernst Prost. Das setzt das Funktionieren der Lieferketten in der Beschaffung wie im Absatz voraus. «So lange das gewährleistet ist, halten wir die Produktion in Ulm und in Saarlouis aufrecht.»

Darüber hinaus ist es dem Geschäftsführer wichtig, weiterhin Löhne und Gehälter in vollem Umfang und pünktlich ausbezahlen zu können. Gerade jetzt, obwohl wegen der Schutzmaßnahmen vor dem Coronavirus die Auftragsrückgänge drastisch und die Einnahmen dementsprechend niedrig sind. Auf das laufende Jahr gesehen muss Liqui Moly eine Lohnsumme inklusive Sozialversicherungsbeiträgen von circa 57 Millionen € erwirtschaften. «Das sind die Aufgaben, denen wir uns seit Tagen rund um die Uhr stellen», so Prost.  Für den Fall der Fälle geht er noch einen Schritt weiter: «Wenn die Lage es erfordert, streiche ich mein Gehalt. Jeder opfert sich auf, da muss der Kapitän Vorbild sein, damit die Mannschaft vertrauen kann.»

Der Geschäftsführer sieht sich nicht nur seinen Mitunternehmern gegenüber in der Verantwortung, sondern auch gegenüber seinen Kunden in der ganzen Welt. «Wo wir helfen können, werden wir das tun. Erste Hilferufe haben mich auch schon persönlich erreicht, beispielsweise aus Mexiko. In diesem Land grassiert nicht nur das neue Virus, sondern dort belasten auch Inflation und Gewalt das Leben der Menschen.»

Man tue alles Menschenmögliche, um noch Ware, die Basis für die Aktivität der Kunden, zu den Partnern zu bringen. Im Ausland sieht Ernst Prost die Lage bedrohlicher als in Deutschland, weil in den meisten Ländern die wirtschaftliche Kraft und staatliche Hilfsprogramme mit Deutschland nicht vergleichbar seien. Ein Blick nach Italien zeige apokalyptische Verhältnisse. «Manches ohnehin schon geschwächte Land liegt bereits am Boden. Wir bleiben so lange als möglich standhaft.»

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