Valentino Rossi sucht das Glück

Nur noch 10 Tage bis zum Start des I.D. R Pikes Peak

Von Toni Hoffmann
Volkswagen mit Rekordversuch beim berühmtesten Bergrennen der Welt, spektakulärer Technologieträger für künftige I.D. Familie, Dreifach-Sieger Dumas zuversichtlich vor dem «Race to the Clouds».

Die letzten Vorbereitungen laufen, die Spannung steigt. Die Rennwoche des «Pikes Peak International Hill Climb» nimmt am Montag (18. Juni) mit der Technischen Kontrolle der Teilnehmerfahrzeuge in Colorado Springs Fahrt auf. Ein Pflichttermin auch für den I.D. R Pikes Peak, der erste rein elektrisch angetriebene Rennwagen von Volkswagen. Nur einen Tag später beginnt das offizielle Training. «Der Adrenalinspiegel steigt bis zum Rennen am Sonntag kontinuierlich an», sagt Romain Dumas, Pilot des I.D. R Pikes Peak und dreimaliger Sieger am Pikes Peak.

Seine Mission beim «Race to the Clouds» ist ein neuer Rekord in der Klasse für Elektrofahrzeuge. Eine Mission, die am 18. Oktober 2017 offiziell gestartet wurde. «Am Anfang standen wir vor dem sprichwörtlichen weißen Blatt Papier», blickt Sven Smeets, Direktor Volkswagen Motorsport, zurück. Mit der Entscheidung, ein rein elektrisch angetriebenes Rennfahrzeug für den Start beim berühmtesten Bergrennen der Welt zu entwickeln, begann der Wettlauf gegen die Zeit. 250 Tage liegen zwischen der Verkündung des Projekts und dem Start am Pikes Peak. 

Der I.D. R Pikes Peak ist dabei weit mehr als nur ein Rennwagen. Der Prototyp ist auch Technologieträger und rollendes Versuchslabor für die zukünftigen Elektro-Serienfahrzeuge der I.D. Familie, mit der Volkswagen ab 2020 auf den Markt kommt. Im Wettkampf bestehen und vom Motorsport für die Serie lernen, lautet das Motto. Dafür wurde der Pikes Peak International Hill Climb ausgewählt. Die 19,99 Kilometer lange Strecke führt hinauf auf 4.302 Meter und liegt damit 1.473 Meter höher als die Ötztaler Gletscherstraße in Österreich – Europas höchste für motorisierte Fahrzeuge öffentlich befahrbare Straße.

Technisches Reglement lässt viele Freiheiten

Beim seit 1916 durchgeführten Bergrennen am Pikes Peak sind unterschiedlichste Fahrzeugtypen zugelassen. In der Kategorie «Unlimited», in der Volkswagen an den Start geht, lässt das Reglement den Ingenieuren nahezu völlige Freiheiten. «Wir haben uns für diese Klasse entschieden, weil wir hier auf perfekte Art Technologiekompetenz beweisen können», sagt François-Xavier Demaison, Technischer Direktor Volkswagen Motorsport. Während seine Mannschaft sich unter anderem auf die Entwicklung von Chassis und Antriebsstrang des I.D. R Pikes Peak konzentrierte, entstand bei Volkswagen Design die Form der Karosserie. «Unsere Aufgabe war es, die unverwechselbare Formensprache der I.D. Familie auf ein solch extremes und emotionales Rennfahrzeug zu transferieren», sagt Klaus Bischoff, Executive Director von Volkswagen Design.

Das Ergebnis ist ein einsitziger Rennwagen, mit mächtigen Front- und Heckflügeln, die auf maximalen Abtrieb ausgerichtet sind. Zwei Elektromotoren, die Vorder- und Hinterachse antreiben, liefern eine Systemleistung von 500 kW (680 PS). Die elektrische Energie wird in einer Lithium-Ionen-Batterie gespeichert, die in zwei Blocks neben und hinter dem Cockpit aufgeteilt ist. Von der benötigten Energie werden rund 20 Prozent an Bord erzeugt, zum Beispiel durch Energierückgewinnung beim Bremsen. «Bei Energie- und Lademanagement haben wir grundlegende Erkenntnisse gewonnen, die in Zukunft auch Einfluss auf die Entwicklung der I.D. Serienfahrzeuge haben können“, erklärt Willy Rampf, der Volkswagen Motorsport mit »seiner langjährigen Erfahrung aus der Formel 1 beim Projekt als Berater zur Seite steht.

Zwei Monate zwischen Weltpremiere und Rennen

Die Weltpremiere absolvierte der I.D. R Pikes Peak am 22. April 2018 auf der Rennstrecke im südfranzösischen Alès. Nach umfangreichen Testfahrten in Europa verlegte Volkswagen Motorsport seine Einsatzbasis für das Bergrennen in den US-Bundesstaat Colorado und absolvierte Testfahrten auf der Originalstrecke am Pikes Peak, bei denen an der Abstimmung für das Rennen gefeilt wurde. «Der I.D. R Pikes Peak ist das beste Auto, mit dem ich jemals diesen Berg hinaufgefahren bin», zeigte sich Romain Dumas nach dem Test beeindruckt, gab aber auch zu bedenken: «Beim Rennen muss alles perfekt passen, wir haben nur einen einzigen Versuch.»

Zum ersten Mal ernst wird es für Dumas und den I.D. R Pikes Peak am Mittwoch, den 20. Juni. Beim Qualifying wird die Startreihenfolge für das Rennen ausgefahren. Die Jagd von Volkswagen auf den Rekord für Elektrofahrzeuge, der derzeit bei 8:57,118 Minuten steht, beginnt am Sonntag (24. Juni) ab 8 Uhr Ortszeit (16 Uhr MESZ). Zunächst gehen in neun verschiedenen Klassen 24 gemeldete Motorräder auf die Strecke. Im Anschluss daran folgen 67 Autos in sechs Klassen. Als Erster geht der Starter mit der besten Zeit aus dem Qualifying ins Rennen.

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