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Edoardo Mortara: Wen hat Mercedes da verpflichtet?

Von Andreas Reiners
Edoardo Mortara

Edoardo Mortara

Eine Verpflichtung innerhalb der DTM ist selten geworden. Grund genug, mal einen genaueren Blick auf Edoardo Mortara zu werfen.

Dieter Gass denkt kurz nach, als er nach den Stärken von Edoardo Mortara gefragt wird. «Er ist ein unheimlicher Racer. Es ist unmöglich, ihn zu überholen. Er hat die Pace, das sind seine Stärken», sagte Audis DTM-Leiter. Zu dem Zeitpunkt dürfte es bereits klar gewesen sein, dass er seinen Titelkandidaten verlieren wird. Wochenlang war bereits spekuliert worden, dass Mortara von Audi zu Mercedes wechseln wird.

Seit Ende vergangener Woche ist es nun offiziell. Immer wieder war auch Mortara selbst auf den Wechsel angesprochen worden, immer wieder blockte der 29-Jährige ab und verwies auf den laufenden Titelkampf. Probleme mit den Gerüchten hatte er eher keine. «Probleme hat er im Grunde immer in starke Ergebnisse ummünzen können», sagte Gass. Gereicht hatte es am Ende trotzdem nicht, vier Punkte fehlten ihm auf Champion Marco Wittmann.

Als sich der Titelkampf auf Wittmann und Mortara beschränkte, wurde es zum Duell des kühlen Taktikers gegen den hitzköpfigen Italiener. Hier der BMW-Pilot, der seine Chancen abwägt und mitnimmt, was er bekommen kann. Dort der Audi-Kontrahent, der gerne mal mit dem Kopf durch die Wand will.

«Er ist nicht immer so leicht zu händeln. Die Emotionalität kann bei ihm in beide Seiten gehen. Generell hilft ihm das beim Racing, manchmal hilft es aber auch nicht», sagte Gass. Wie zum Beispiel in Budapest, als er nach seinem Sieg am Samstag auch am Sonntag auf die Pole fuhr, seinen Start vermasselte und anschließend zu viel auf einmal wollte. Anstatt abzuwarten und seinen Patzer im Rennen im sowieso schnelleren Audi auszubügeln, wollte er ihn sofort ungeschehen machen und ging leer aus.

Auch wenn es in solchen Momenten nicht danach aussah, hat er an diesem Alles-oder-nichts-Image, dem ungestümen Auftreten, im Laufe der Saison gearbeitet, so Gass. Emotional ist er trotzdem weiterhin. «Man muss ihm nicht im ersten Moment sagen, was er falsch gemacht hat», so der Audi-Boss. Wie bei seinem Revanchefoul in Spielberg gegen Antonio Felix da Costa, als er ebenfalls wichtige Punkte in den Kies setzte. Diesen Fehler hatte er im ersten Moment nicht eingesehen, «aber da hat er einen Schritt gemacht».

Mortara ist der spektakulärere Fahrer als Wittmann und hatte bereits 2015 gute Chancen auf den Titel. Seit seinem Einstieg in die DTM 2011 landete er in der Gesamtwertung viermal in den Top fünf, eine starke Ausbeute. Sein Wechsel zu Mercedes ist wohl auch eine Folge der Audi-Taktik, während der abgelaufenen Saison in manchen Situationen zunächst auf Jamie Green zu setzen, was Mortara wertvolle Punkte kostete und sich am Ende als Fehler herausstellte. Ihm fehlte ein Stück weit die Unterstützung, die Wertschätzung, die er sich nun bei Mercedes erhofft.

Die Stuttgarter bekommen ohne Frage einen der Topfahrer in der Tourenwagenserie. Und einen Geschäftsmann. In seinem Geburtsort Genf betreibt Mortara, dessen Vater Italiener und Mutter Französin ist und der mehrere Sprachen spricht, zwei Sushi-Restaurants. Sein Plan B für die Zeit nach der Motorsport-Karriere sozusagen.

Auch wenn das Kochen nicht unbedingt sein Ding ist. «Das tue ich den Gästen nicht an. Bei mir reicht es gerade so für Pasta», sagte er der Bild. Trotzdem steht er schon mal bis zu zehn Stunden im «Moshimoshi». 2014 heiratete er seine langjährige Lebensgefährtin Montserrat Retamal, im Sommer kam seine Tochter Sofia zur Welt. Ruhiger ist Mortara deshalb aber nicht geworden.

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