Chance statt Konkurrenz

Von Marcus Lacroix
Theissen

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Warum BMW-Sportchef Dr. Mario Theissen mittlerweile voll auf die DTM-Schiene eingeschwenkt ist.

Zwar gibt es über die Absichtserklärung vom April hinaus nichts Neues aus dem Hause BMW, dennoch verhalten sich alle Beteiligten beinahe so, als ob der DTM-Einstieg der Münchner 2012 bereits beschlossene Sache wäre.

BMW-Sportchef Dr. Mario Theissen nahm am Norisring-Freitag erstmals an einer ITR-Vorstands- und Beiratsitzung teil. Der 57-jährige Monschauer hat seine über Jahre hinweg geäusserten Ansichten über die DTM deutlich geändert. Was sicherlich auch damit zu tun hat, dass ihm gar nichts anderes übrig bleibt. Denn nachdem sich sowohl die Projekte mit dem 320si in der WTCC als auch mit dem M3 in der GT2 zu den erwarteten Einstufungs-Fiaskos entwickelt haben, wird der Vorteil eines Prototypen-Reglements wie in der DTM immer offensichtlicher.

Jüngstes Beispiel ist das Hin und Her des ACO bezüglich der Restriktorgrösse für den BMW. Kurz vor den 24 Stunden von Le Mans reduzierten die Ausrichter den Durchmesser des M3-Luftmengenbegrenzers von 29,4 auf 29,0 Millimeter – mit dem Ergebnis, dass die Schnitzer-Autos auf den langen Geraden völlig chancenlos waren. Ab sofort dürfen sie zwar wieder 29,4 mm fahren – aber jetzt ist das Saisonhighlight natürlich Geschichte.

Ähnlich liegt der Fall im Vorfeld der 24 Stunden von Spa. Alle FIA-GT2-Autos dürfen für den Ardennen-Marathon 45 Kilogramm Ballast herausnehmen, um der stetig wachsenden GT3-Meute etwas entgegensetzen zu können. Die BMW-Leute sind dagegen die Gelackmeierten, weil der M3 über keine FIA-Homologation verfügt und demnach auch nicht von der Abspeckkur profitiert. Das Theater bei den 24 Stunden Nürburgring und das nie enden wollende Jammern über die Diesel-Bevorzugung in der WTCC passen exakt ins Bild. «Wir sind mit all dem überhaupt nicht zufrieden», gesteht Theissen.

Von daher scheint der Sinneswandel bei BMW logisch. «Jahrelang haben wir die Position vertreten, ein Rennauto im Produktionswagen-Bereich müsse im Kern der Serie entsprechen. Davon sind wir abgekommen», bestätigt Theissen und erklärt auch, warum: «Das Prototypen-Konzept ist billiger und erleichtert allen das Leben. Es besteht ein eklatanter Unterschied zwischen Rennserien, in denen erst das Reglement und dann das Rennfahrzeug da ist, und solchen, in denen man mit hohem Aufwand ein Serien- in ein Rennauto verwandeln muss.»

Die Veröffentlichung des neuen DTM-Reglements ab 2012 wird sich derweil noch ein bisschen verzögern – nicht zuletzt, weil nach der beschlossenen Kooperation zwischen DMSB/ITR und deren japanischen Pendants JAF/Super-GT neue Gesprächspartner hinzugekommen sind und das erklärte Ziel darin besteht, spätestens 2015, wenn das ab nächstem Jahr gültige neue Super-GT-Reglement ausgelaufen ist, einheitliche Regularien in beiden Meisterschaften zu haben. Übergangsweise werden ab 2013 DTM-Autos in der Japanischen GT-Meisterschaft mitfahren dürfen.

Was ganz besonders im Sinne von BMW ist. Theissen: «Wenn es soweit kommt, wird der DTM-M3 das Kernprojekt von BMW Motorsport sein. Und das kann dann nicht nur für eine Rennserie sein. Das Ideal-Szenario wären verschiedene nationale Meisterschaften nach demselben Reglement. Und auch die FIA interessiert sich ja bereits für die DTM.» Der Sportchef sieht auch den weiteren Gesprächen punkto Reglement optimistisch entgegen: «Das verläuft alles sehr positiv. Es sind noch einige Details zu klären. Aber es sind keine ‹No Gos› dabei.»

Parallel wird BMW an den seriennäheren Tourenwagen festhalten. Theissen: «Das muss keine Konkurrenz sein. Es kann vielmehr auch eine Chance sein!»
 

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