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Alex Zanardi: Ein bisschen Magie war dann doch dabei

Von Andreas Reiners
Alex Zanardi

Alex Zanardi

Alex Zanardi war mit seinem Gaststart beim Dream Race in Fuji nicht so zufrieden wie 2018 in Misano. Für Magie sorgte der 53-Jährige dann aber trotzdem.

Alex Zanardi dachte kurz nach und verglich: Misano 2018 als DTM-Rookie gegen sein Comeback 2019 beim Dream Race in Japan. Der persönliche Eindruck täuschte nicht: Der Italiener scheint zwar nie schlechte Laune zu haben, wirklich zufrieden war er mit seinem Auftritt in Fuji aber nicht.

«Es war eine größere Herausforderung und schwieriger als im Vorjahr in Misano, vor allem durch die Umstände», sagte er nach dem Showevent zu SPEEDWEEK.com. Er hatte bereits im Training arge Probleme gehabt, den BMW M4 DTM auf Touren zu bringen.

In Misano hatte es wie in Fuji auch geregnet, was ihn damals im Sonntagsrennen bis auf Platz fünf spülte. Doch er war stets nah dran am Feld, konnte mitkämpfen. In Fuji war es problematischer.

«Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwer ist, die Reifen auf Temperatur zu bekommen. Dann greifen die Dinge nicht ineinander und du kannst nicht hart genug pushen, um noch mehr Temperatur zu generieren», sagte er. «Die Performance war über das Wochenende hinweg an der einen oder anderen Stelle sehr enttäuschend, auch mein Rückstand auf die Konkurrenz», sagte der 53-Jährige.

Im Training waren es teilweise zehn Sekunden gewesen, was sogar Zanardi sprachlos machte, und das will etwas heißen. «Zum Glück bin ich nicht mehr der Hitzkopf von früher und habe mein Auto zerstört, so dass ich geduldig geblieben bin», sagte er mit einem Augenzwinkern.

Im ersten Rennen am Samstag schied er vorzeitig aus. «Das Rennen am Sonntag konnte ich genießen, gegen andere Autos racen. Es war nicht magisch, aber ich hatte Kämpfe und habe meine Fans ein bisschen stolz machen können», sagte er. Das Chaos in dem unterhaltsamen und teilweise hochklassigen Rennen mit drei Safety-Car-Phase spülte ihn zwischenzeitlich ganz nach vorne, beim Restart in der Schlussphase zierte er mit Audi-Pilot Benoit Treluyer die erste Reihe, da er noch zum Pflichtstopp in die Box musste.

Für viele wäre das relativ wertlos, da er am Ende 13. wurde. Für Zanardi nicht. «Ich bringe ein Bild mit nach Hause, auf dem ich die ganze Gruppe anführe. Was ziemlich unerwartet und aufregend war», grinste Zanardi: «Insgesamt ist Platz 13 eine gute Position. Es ist meine Glückszahl.»

Für Magie sorgte er bei seinen Fans, die ihn immer wieder umlagerten und ihn tief berührten. «Das werde ich immer in meinem Herzen behalten. Die sprachlichen Barrieren sind in sich zusammengebrochen. Es war so, als könnte ich mit ihnen reden, Emotionen mit ihnen austauschen.» Das zog sich durch das Rennwochenende. «Jedes Mal, wenn ich ein Selfie mit einem Fan gemacht, eine Hand geschüttelt oder ein Autogramm geschrieben habe, habe ich diese besondere Verbindung gespürt», so der Italiener. «Vielleicht war es auch so, weil ich älter werde und emotionaler bin.»

Was ebenfalls immer wieder beeindruckt und verblüfft: Wie fit Zanardi ist. Die Belastung in dem Turbo-Boliden mit seinen 610 PS sei absolut kein Problem gewesen. 2018 saß er bekanntlich noch in dem BMW mit dem 500 PS starken V8-Sauger.

«Es war nicht hart, es gibt schließlich eine lange Gerade. Schwierig war es für mich, auf eine Runde das Maximum herauszuholen, zum Beispiel wegen Kurve drei. Dort musst du bei hoher Geschwindigkeit einlenken und diese durch die Kurve mitnehmen, und das mit nur einer Hand am Lenkrad. Diese Maschine ist fordernd, aber auch wenn ich nicht mehr der Jüngste bin, bin ich fit. Über die Distanz gesehen, könnte ich mit diesem Auto ein 24-Stunden-Rennen fahren», betonte er.

Deshalb verwundert es nicht, dass er immer noch große Pläne hat. Am Donnerstag vor dem Event absolvierte Zanardi (auf dem Kurs bereits einige Runden mit seinem Handbike. Denn: Der «Fuji International Speedway» wird bei den Paralympischen Spielen 2020 in Tokio Austragungsort der Paracycling-Wettbewerbe sein. Zanardi hat gute Chancen, sich für die Spiele zu qualifizieren.

Zanardi hat bei den Spielen in London 2012 und Rio de Janeiro 2016 insgesamt vier paralympische Goldmedaillen gewonnen und ist 12-maliger Weltmeister im Paracycling. Die Teilnahme an den Tokio-Spielen ist sein großes Ziel für 2020. Vor dem «Dream Race» bot sich Zanardi die Gelegenheit, die Besonderheiten der Strecke mit seinem Handbike zu erkunden und so erste Erkenntnisse zu sammeln, was ihn bei einem möglichen Start erwartet.

«Ich habe jetzt eine sehr gute Ahnung davon, worauf ich mich vorbereiten muss», sagt Zanardi. «Ich nehme wichtige Informationen mit nach Hause, die mir zum einen aus technischer Sicht helfen können, denn ich möchte ein neues Handbike entwickeln, und auch in der körperlichen Vorbereitung. Jede Strecke hat andere Anforderungen, und man kann sein Training an die jeweiligen Eigenheiten der Strecke anpassen. Dies ist ein großartiger, aber sehr harter Kurs. Es gibt keine flachen Passagen, sondern es geht immer entweder bergauf oder bergab. Auch in den Kurven muss man einiges Können mitbringen, denn es gibt viele Bereiche, in denen man stark bremsen und dann im richtigen Moment auf der richtigen Linie einlenken muss. Ich hoffe, dass mir meine Fähigkeiten als Rennfahrer hier etwas helfen werden. Aber es gibt noch viel Arbeit zu tun, denn dieser Kurs ist ganz anders als die, auf denen wir bisher gefahren sind.»


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