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Audi-Aus: Wer ist der Mann, der den DTM-Stecker zog?

Von Andreas Reiners
Markus Duesmann ist seit dem 1. April der Audi-Vorstandsvorsitzende. Eine seiner ersten Entscheidungen: der DTM-Ausstieg. Dabei kommt der neue starke Mann in Ingolstadt aus dem Motorsport.

Es ist keine Frage: Es gibt definitiv bessere Zeiten für die Übernahme des Postens des Vorstandsvorsitzenden bei Audi. Die Herausforderungen sind riesig, und deshalb ist das Timing für Markus Duesmann – nunja, schwierig.

Die Autobranche steckt nach den Skandalen der Vorjahre sowieso in einem Tief, irgendwo zwischen Verbrenner-Tradition und Elektro-Identität in einer Sinnkrise, hinzu kommen eigene Audi-Probleme und als i-Tüpfelchen die Auswirkungen der Coronakrise.

Klar: Man braucht einen klaren Plan, klare Kante, um einen sowieso schon schlingernden Autobauer durch eine stetig rauere See zu navigieren. Es heißt für Audi, erst einmal die Kernprobleme in Angriff zu nehmen, sie in Krisenzeiten zu minimieren, während sie gleichzeitig durch Corona potenziert werden.

Gleichzeitig soll Duesmann Audi in die Zukunft führen, in einer ruhigere, aussichtsreichere. «Jetzt kommt es für den neuen Vorstandsvorsitzenden Markus Duesmann und sein zukünftiges Team darauf an, Vorsprung durch Technik zur unmissverständlichen Handlungsmaxime bei Audi zu machen», sagte Ende November 2019 VW-Chef Dr. Herbert Diess über das frühere BMW-Vorstandsmitglied, das wegen des Abgangs zur Konkurrenz sogar eine Wechselsperre absitzen musste.

Erstes Ausrufezeichen

Doch es dauerte nicht lange, bis der neue Mann, seit dem 1. April offiziell im Amt, ein erstes Ausrufezeichen setzte: Am 27. April gab Audi den Ausstieg aus der DTM nach der Saison 2020 bekannt.
Es ist ein Reflex, dass in den Zeiten, in denen gespart werden muss, der Motorsport dran glauben muss. Was bei Duesmann durchaus verwundert, denn er kommt aus der Szene.

Seine berufliche Laufbahn begann er 1992 als Konstrukteur V12 Serienmotor bei Mercedes-Benz in Stuttgart. 1995 wechselte er zum Entwicklungsdienstleister FEV GmbH nach Aachen und hatte dort verschiedene Funktionen inne, zuletzt Spartenleiter Motormechanik.
2004 übernahm er die Position des Hauptabteilungsleiters für neue Dieselmotoren bei der DaimlerChrysler AG in Stuttgart und wurde 2005 Leiter Entwicklung Formel 1 bei Mercedes-Benz in Brixworth in UK.

Im Jahr 2007 trat er als Leiter Formel 1 Antrieb in die BMW AG ein. Nach mehreren verantwortlichen Funktionen im Unternehmen wurde Duesmann im Oktober 2016 zum Mitglied des Vorstands für Einkauf und Lieferantennetzwerk der BMW AG berufen. Diese Funktion hatte er bis Juli 2018 inne.

Trotzdem boxte er die DTM nicht durch, sondern zog den Stecker, betonte stattdessen: «Audi hat die DTM geprägt und die DTM hat Audi geprägt. Das demonstriert, welche Power im Motorsport liegt – technologisch und emotional. Mit dieser Energie werden wir unseren Wandel zum Anbieter sportlicher, nachhaltiger Elektromobilität vorantreiben. Wir fokussieren uns deshalb auch auf der Rennstrecke und fahren konsequent um den Vorsprung von morgen. Die Formel E bietet dafür eine sehr attraktive Plattform. Ergänzend prüfen wir für die Zukunft weitere progressive Motorsport-Formate.»

Keine große Reden

Klare Kante, so wie er sich in den ersten Wochen im Konzern präsentiert hat. Keine großen Reden, sondern Taten, auch wenn sie unbequem sind. Es gilt in der Krise, keine Zeit zu verlieren. Recht schnell hat sich dann auch das Ende des DTM-Engagements herauskristallisiert, mit dem der 51-Jährige für Audi gute 50 Millionen Euro an Budget einsparen dürfte.

Stand die Zukunft zuvor auf der Kippe, standen die Chancen bei 50 Prozent, dass es weitergeht, war dann Corona der endgültige Killer.

«Durch den Wechsel im Vorstand hatten wir wieder ein bisschen Hoffnung, dass Herr Duesmann auch bei Audi das Thema DTM unterstützen wird», sagte Phoenix-Teamchef Ernst Moser SPEEDWEEK.com. «Das war ein Hoffnungsschimmer, der leider nicht bestätigt wurde. Ich hätte gerne miterlebt, dass wir das Ruder in der DTM noch herumreißen. Ich bin einfach nur traurig. Ich kann viel nachvollziehen, finde auch die Art der Kommunikation gut, immerhin habe ich so Zeit, neue Möglichkeiten zu finden.»

Teams und Fahrer erfuhren von der Entscheidung wie die Öffentlichkeit auch am 27. April. Alte Hasen wie Moser haben sich ein Bauchgefühl zugelegt, das sie selten trügt. So war es auch diesmal, denn komplett überraschend war der Schritt freilich nicht.

Wenig Verständnis bei BMW

«Man musste mit so einer Entscheidung immer rechnen, Audi hatte sich bis 2020 zur DTM bekannt, 2021 stand noch nicht fest. Es gab aber viele Dinge, die darauf hindeuteten und gegen die DTM sprachen, wie zum Beispiel der Ausstieg von Aston Martin. Man hofft immer bis zum Schluss. Mein Bauchgefühl war aber nicht so gut, und das hat mich selten getäuscht», sagte er.

Bei der Konkurrenz von BMW stößt das Vorgehen auf wenig Verständnis. «Es steht mir nicht zu, ein anderes Unternehmen zu bewerten», sagte Entwicklungschef Klaus Fröhlich. «Aber Audi befindet sich aus meiner Sicht in einem tief greifenden Umbauprozess. Ob es nachhaltig war, das Standbein DTM abzuschneiden, und ob die Formel E langfristig tragfähiger ist, um Elektromobilität zu kommunizieren - da setze ich ein Fragezeichen dahinter.»


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