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BMW-Neulinge Aberdein und Auer: Das wird Hardcore

Von Rob La Salle
Am ersten August-Wochenende ist es soweit: Die DTM startet im belgischen Spa-Francorchamps in die ersten Rennen des Jahres. Für Lucas Auer und Jonathan Aberdein beginnt damit ihre Premierensaison im BMW M4 DTM.

Im Doppelinterview sprechen die beiden Neuzugänge unter anderem über ihre ersten Monate in der BMW DTM-Familie, die kommende Saison, die Faszination Spa-Francorchamps, ihre Leidenschaft für das Racing und das, was der Rennsport sie gelehrt hat.

Lucas und Jonathan, wie sehr freuen Sie sich schon darauf, in ein paar Wochen in Spa endlich in die Saison zu starten?

Jonathan Aberdein: Ich denke, dass sich jeder riesig auf den Saisonstart freut. Wir mussten lange darauf warten. Ich persönlich habe vor dem ITR-Test etwa sieben Monate lang nicht mehr in einem DTM-Auto gesessen, deshalb kann ich es kaum erwarten, dass es losgeht.

Lucas Auer: Ja, mir geht es genauso. Es wird sicher eine anstrengende Saison. So lange nicht mehr im Auto gesessen zu haben, viele von uns hatten nur ein oder zwei Testtage – es wird also hart, aber ich freue mich schon sehr darauf.

Sie sind beide neu in der BMW DTM-Familie. Was war Ihr erster Eindruck, als Sie das Team zum ersten Mal getroffen haben?

Aberdein: Ich kannte sie schon ein bisschen aus dem vergangenen Jahr, als ich sozusagen auf der anderen Seite des Zauns war. Aber mein erster Eindruck war, dass das eine sehr professionelle Mannschaft ist, die alles wie im Lehrbuch genauso macht, wie es gemacht werden muss. Eine sehr methodische und organisierte Herangehensweise.

Auer: Ich erinnere mich vor allem an ein super herzliches Willkommen. In einem so großen Unternehmen mit so vielen Leuten dauert es normalerweise eine Weile, aber ich habe mich auf Anhieb wie der Teil einer großen Familie gefühlt. Und ich stimme Jonathan zu: Alles ist hoch professionell und gut organisiert.

Aberdein: Ja, bei mir war das wie bei Lucas. Ich habe mich bereits von den Leuten im höheren Management, mit denen ich schon etwas früher in Kontakt war, sehr herzlich willkommen geheißen gefühlt. Und das ging bei den Ingenieuren und Mechanikern weiter. Ich fühle mich wie Lucas als Teil einer großen Familie.

Die Pandemie hat den direkten Kontakt zu Ihren Teams für mehrere Monate unmöglich gemacht, aber wie sehr haben Sie sich inzwischen in der BMW DTM-Mannschaft eingelebt?

Auer: Ich hatte etwas Glück, weil ich bereits vor der Pandemie beim Team war. Ich hatte also wenigstens einmal mit allen persönlichen Kontakt, mit den Ingenieuren und Mechanikern. So kannten wir uns schon, als wir dann weiter auf digitalem Weg im Kontakt waren, um Daten zu analysieren und so weiter.

Aberdein: Und auch während der Pause sind wir eng zusammengewachsen. Denn wir haben weiter digital Kontakt gehalten, uns jeweils über die Situation auf dem Laufenden gehalten, und auch um zu sehen, ob es jedem in der Familie gutgeht. Von daher denke ich, dass uns das sogar noch enger zusammengeschweißt hat, denn in schwierigen Zeiten ist es schön, mit den Leuten in Kontakt zu sein.

Auer: Ja, es ging nicht nur um den Motorsport. Wir haben darüber gesprochen, wie die Situation ist, und ob in den Familien alles okay ist.

Was gefällt Ihnen am BMW M4 DTM am meisten?

Aberdein: Abgesehen davon, dass das Auto großartig zu fahren ist, sieht es wirklich cool aus. Der Look des Autos ist etwas ganz Besonderes. Die Front ist sehr aggressiv, und die LED-Scheinwerfer mag ich wirklich. Die haben etwas Spezielles, das mir sehr, sehr gut gefällt.

Auer: Ja, ich stimme zu 100 Prozent zu. Zudem habe ich, als ich das Auto getestet habe, einige sehr positive Dinge entdeckt. Ein paar Details, die gut zu meinem Fahrstil passen. Insgesamt sieht das Auto großartig aus, und ich fühle mich beim Fahren sehr wohl darin, was das Allerwichtigste ist.

Der Saisonauftakt wird eine Herausforderung. Ein Zwei-Tages-Event auf einer Strecke, die für die meisten in der DTM neu ist, Spa. Wie schwierig wird es, nach nur einer Trainingssession am Morgen in das erste Qualifying der Saison zu starten?

Aberdein: Ich denke, jeder hat davon geträumt, dass die DTM nach Spa zurückkehrt, seit sie dort 2005 zum letzten Mal gefahren ist. Jeder ist also schon aufgeregt, und ich würde sagen, auch ein bisschen nervös. Denn diese DTM-Autos sind dort noch nie gefahren. Es gibt also eine Menge Unbekannte. Aber es sorgt auch für eine gewisse Chancengleichheit im Feld, wenn man nach einer so langen Pause nur ein 45-minütiges Training hat, bevor es direkt ins Qualifying geht. Ein paar Jungs hatten über den Winter ein paar Testtage mehr, und das wird wieder ausgeglichen.

Auer: Für mich wird es ziemlich Hardcore, denn es ist schon fast zwei Jahre her, dass ich zum letzten Mal ein DTM-Rennen bestritten habe. Dazu kommen jetzt auch noch andere Motoren und so weiter. Es wird hart, aber ich stimme Jonathan zu. Die Strecke ist für alle neu, und es ist für alle dasselbe.

Sie beide kennen Spa bereits, weil Sie dort in anderen Rennserien angetreten sind. Was macht diese Strecke so speziell und aufregend?

Auer: Aus irgendeinem Grund ist diese Strecke magisch. Nicht nur wegen der Historie. Wenn du im Flow bist und alles perfekt ist, dann ist diese Strecke unheimlich beeindruckend. Wenn du mit frischen Reifen eine Qualifyingrunde fährst, egal mit welchem Auto, ist das einfach fantastisch. Es ist eine großartige Strecke mit tollen Kurven. Und ich bin sicher, dass wir dort großartige DTM-Rennen sehen werden. Dort ist es einfach immer spektakulär.

Aberdein: Ja, definitiv, es ist spektakulär. Und ich denke, dass Eau Rouge und Raidillon die wahrscheinlich berühmtesten Kurven im Motorsport sind. Das ist definitiv ein weiterer Grund. Und ein für mich noch anderer Grund sind die Höhenunterschiede auf dieser Strecke. Es im TV oder in Onboards zu sehen, wird dem bei Weitem nicht gerecht. Man muss wirklich um die Strecke laufen, um zu sehen, wie weit es nach oben und wie weit es nach unten geht. Das ist ziemlich einzigartig.

Sprechen wir über den Kalender. Wir haben neun Rennwochenenden auf sechs verschiedenen Rennstrecken. Auf welche freuen Sie sich am meisten?

Aberdein: Definitiv auf Spa. Es ist der Auftakt, und die Strecke ist die größte Achterbahn im DTM-Auto, die wir je erleben werden.

Auer: Ja, dem stimme ich zu 100 Prozent zu.

Wir haben in diesem Jahr einige Back-to-Back-Rennen. Liegt Ihnen das, da Sie so im Flow bleiben, oder ist es eine Herausforderung, in so kurzer Zeit so viele Rennen zu fahren?

Aberdein: Mir persönlich gefällt das sehr gut. In diesem Jahr haben wir einen Kalender mit zwei und sogar drei aufeinander folgenden Rennwochenenden. Drei in Folge sind auch für mich neu. Ich mag das, aber ich denke, dass das für die Mechaniker und Ingenieure heftig wird. Denn sie haben schon so an einem Rennwochenende wenig Zeit, sich auszuruhen. Und dann drei Wochenenden in Folge zu haben, auf Reisen, nicht zu Hause zu sein – das wird hart.

Auer: Ja, das sehe ich auch so. Als Rennfahrer möchtest du ohnehin am liebsten an jedem Wochenende Rennen fahren. Aber für die Mechaniker, Ingenieure und so weiter wird es hart. Doch wir sehen in der Formel 1 und in anderen Rennserien, dass es möglich ist. Also freue ich mich darauf.

Sie sind beide nicht neu in der DTM. Was gefällt Ihnen an dieser Serie?

Auer: Ich habe rund um die Welt schon einiges an Erfahrung gesammelt, und die DTM ist einzigartig. Das Feld liegt so eng beieinander, und es ist in dieser Meisterschaft schon schwierig, in die Top-10 zu fahren. Und wenn man sieht, auf was für einem hohen Niveau die Mechaniker, Ingenieure, alle an der Strecke arbeiten, ist das einfach unglaublich. Es ist eine superprofessionelle Rennserie, und die Tourenwagen sind die schnellsten, die man auf der Welt finden kann. Es ist die Königsklasse des Tourenwagensports.

Aberdein: Es ist eine Top-Serie mit einigen der besten Fahrer der Welt, nach der Formel 1 und auf einem ähnlichen Level wie die Formel E. Es ist klasse, dass ich mich mit einigen der besten Rennfahrer der Welt messen kann, und das in einer der unbestritten besten Tourenwagenserien der Welt.

Sprechen wir über Sie privat. Sie kommen beide aus Familien, die eine enge Beziehung zum Rennsport haben. Aber wann haben Sie Ihre eigene Liebe für das Racing entdeckt?

Auer: In meinem Fall hat das recht witzig angefangen. Als ich etwa vier Jahre alt war, waren wir mit der Familie unterwegs, mein Vater, mein Bruder und ich. Wir haben an einer Tankstelle angehalten, und dort sind ein paar Leute mit Karts herumgefahren. Sie hatten auch Mini-Karts. Ich nehme an, dass sie etwas zum Lachen haben wollten, also haben sie mich hineingesetzt. Und aus irgendeinem Grund bin ich ein paar Runden gefahren. Sie hatten vielleicht ein bisschen Angst, dass ich zu weinen anfangen könnte oder so etwas. Aber von diesem Tag an war ich verrückt danach, und das hat sich bis heute nicht geändert.

Aberdein: Ich bin in Südafrika praktisch an der Rennstrecke aufgewachsen, weil mein Vater dort Tourenwagenpilot war. Doch meine eigene Leidenschaft hat sich erst etwas später entwickelt, nachdem mein Vater mit dem Rennfahren aufgehört hatte. Als ich klein war, war ich daran nicht so interessiert. Doch als ich so acht, neun oder zehn Jahre alt war, ist ein Vater aus irgendeinem Grund mit mir an die Rennstrecke gefahren. Und ich dachte nur, dass das das Coolste der Welt ist. Ich denke, das war es, was meine Leidenschaft entzündet hat. Ich habe angefangen, Kart zu fahren, und der Rest ist Geschichte.

Gibt es etwas in Ihrem Leben, für das Sie wirklich dankbar sind?

Aberdein: Ich denke, einfach im Motorsport zu sein. Ganz sicher. Ich bin natürlich dankbar für den Rennsport als solchen. Aber auch für das, was er dich lehrt. Die Leute im Motorsport haben in der einen oder anderen Phase eine wirklich harte Zeit, und ich denke, dass sie lernen, das zu überwinden. Und das ist etwas sehr Wertvolles, das manche Leute außerhalb des Motorsports vielleicht nicht lernen.

Auer: Ich bin dankbar für meine großartige Familie, die mich unterstützt. Und was den Rennsport angeht, stimme ich Jonathan vollkommen zu. Es kann eine harte Zeit sein, du reist allein um die Welt. Es kann härter und härter werden, und irgendwann gelingt dir der Durchbruch. Das lehrt dich sehr viel und verleiht dir einige richtige Stärken.

Wie lauten Ihre Ziele für die Saison?

Auer: Mein erstes Ziel lautet, so schnell wie möglich wieder da zu sein, wo ich in der DTM aufgehört habe. Und der Rest – das sehen wir dann.

Aberdein: Was Ergebnisse angeht, möchte ich persönlich einfach konstant in die Top-5 fahren, und dann sehen, wohin das führt. Mein Ziel ist also, konstant zu sein und in der Fahrerwertung so weit wie möglich nach oben zu kommen.

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