Formel 1: So heißen die neuen Autos

Ellen Lohr: Als Keke Rosberg komplett bedient war

Von Andreas Reiners
Ellen Lohr bejubelt ihren DTM-Sieg

Ellen Lohr bejubelt ihren DTM-Sieg

Ellen Lohr gewann 1992 in Hockenheim ein DTM-Rennen und schrieb damit Geschichte. Vor allem Keke Rosberg war damals bedient. Ein Rückblick.

Ellen Lohr und die DTM – Liebe auf den ersten Blick war das nicht unbedingt. Denn die gebürtige Mönchengladbacherin hatte eigentlich ganz andere Ziele, sie strebte eine Formel-Karriere an. Als sie noch in der Formel Ford fuhr, bot ihr Burkhard Bovensiepen, damals Chef des Alpina-BMW-Teams, einen Fahrerplatz in einem BMW M3 für die letzten drei Läufe der DTM 1987 an. Nach langer Überlegung nutzte sie die Chance.

Und wie, denn die damals 22-Jährige schlug sich bestens. InWunstorf Rang fuhr sie auf Platz fünf und sicherte sich eindrucksvoll Platz zwei beim Saisonfinale in Salzburg, ihr erstes Podium in der DTM. Zudem eroberte sie am gleichen Wochenende und an gleicher Stelle im Formel Ford den Titel als Deutsche Meisterin.

Trotzdem blieb Lohr zunächst bei ihrem Plan. «Wolfgang-Peter Flohr, damals BMW-Sportchef, hat mir bereits für 1988 eine komplette DTM-Saison angeboten, doch ich habe abgelehnt, weil ich weiterhin Formelautos fahren wollte.»

Einstieg erst 1991

Erst 1991 stieg Lohr mit Mercedes-Benz komplett in die DTM ein. «Mercedes-Sportchef Norbert Haug holte mich nach zwei Formel-3-Jahren an Bord», erzählt Lohr. «Erneut habe ich längere Zeit gebraucht, um mich zu entscheiden. Mir war klar, dass eine Entscheidung für die DTM das Ende meiner Formel-Karriere bedeuten würde. Andererseits war die Aussicht eines richtigen Werksvertrag mit Gehalt und allem, was dazugehört, zu gut, um auszuschlagen.»

Bereits in ihrer ersten vollen DTM-Saison schien Lohr in Zolder auf dem Weg zum Sieg, aber es sollte nicht sein: «Ich rutschte auf einer Ölspur von der Strecke, ich glaube, aus dem Auto von Jacques Laffite.»

Ein Jahr später, 1992, folgte dann der erhoffte Triumph: der viel beachtete Sieg im ersten der beiden Rennen in Hockenheim im Mai. «Es war eine Reifenentscheidung. Keke Rosberg hatte auf das Risiko mit den weicheren Reifen gesetzt. Und ich wusste, dass ich gegen Ende des Rennens die Chance habe, ihn zu kriegen», sagte Lohr, die den ehemaligen Formel-1-Weltmeister kurz vor Schluss in ihrem Mercedes 190E 2.5-16 Evo2 trotz harter Gegenwehr des Finnen von Platz eins verdrängte und sich den Sieg sicherte.

Hans Werner Aufrecht, damals Ellen Lohrs Chef bei AMG erinnerte sich einmal: «Keke hat es schwer ertragen.»

«Ja, dieser Sieg war toll, ganz sicher der Höhepunkt meiner Karriere und eine Leistung, an die sich viele Menschen bis heute erinnern», sagt sie. Lohr beendete die Saison als Elfte und schloss das Jahr 1993 sogar noch einen Platz besser ab.

1994 löste die C-Klasse den bewährten Mercedes 190 in der DTM ab. Lohr erinnert sich gerne an die C-Klasse: «Der beste Tourenwagen, den ich je gefahren bin», schwärmt Ellen Lohr, die nach 1996 mit Mercedes in die Truck-Europameisterschaft wechselte, noch heute.

In der DTM sollte ihr Sieg 1992 in Hockenheim der einzige bleiben. Bis zu ihrem Abschied aus der Tourenwagenserie Ende 1996 holte sie noch einen weiteren Podiumsplatz – als Dritte 1994 in Diepholz. Insgesamt fuhr sie in 144 Rennen 302 Punkte ein.

Keine Frau mehr so erfolgreich

An Lohrs Erfolge konnte keine andere Frau in der DTM mehr anknüpfen: Zuletzt fuhren Susie Wolff, geborene Stoddart (2006-2012, Mercedes-Benz, 4 Punkte) und Rahel Frey (2011-2012, Audi, 6 Punkte) in DTM-Rennen in die Punkteränge, über Rang sieben kamen sie aber nicht hinaus.

Vor Ellen Lohr war Beate Nodes (1985-1988, Ford) im Jahr 1986 auf der AVUS als Dritte auf das Siegerpodest gefahren und hatte insgesamt 99 Punkte gesammelt.

Außerdem waren in der DTM Lella Lombardi (1984, Alfa Romeo), Traudl Klink (1986, Ford), Annette Meuvissen (1988-1991, BMW), Mercedes Stermitz (1988, BMW), Vanina Ickx (2006-2007, Audi) und Katherine Legge (2008-2010, Audi) an den Start gegangen.


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