MotoGP: Große Veränderungen bei KTM

Eine neue Chance

Kolumne von Marcus Lacroix
Ab 2012 sind sie Konkurrenten: Tomczyk und Scheider

Ab 2012 sind sie Konkurrenten: Tomczyk und Scheider

Gedanken zum Wechsel von DTM-Champion Martin Tomczyk von Audi zu BMW.

Die zweite Katze ist aus dem Sack: Martin Tomczyk verlässt Audi und nimmt die Startnummer 1 des Champions mit zu BMW. Wie Münchner Spatzen von den Dächern pfeifen, wurde der Vertrag schon vor Monaten unterschrieben, als noch gar nicht konkret abzusehen war, dass der Rosenheimer wirklich bis zum Schluss um den Titel mitkämpfen können würde.

Demzufolge hatte Tomczyk das Glück, das Bruno Spengler verwehrt geblieben war – dass nämlich keiner etwas von seinen Wechselabsichten ahnte, während im Falle des Kanadiers schon im vergangenen Dezember erste Gerüchte durchgesickert waren (nachzulesen in SPEEDWEEK 50/2010). Und ich gestehe, zu jenen gezählt zu haben, die noch bis vor wenigen Wochen gewettet hätten, dass Martin und sein Bruder/Manager Tobias eh nur um bessere Konditionen bei Audi pokern.

Stattdessen müssen sich die Brüder mit BMW schon handelseinig gewesen sein, als der Frust über die Degradierung ins Vorjahresauto noch mehr gefressen hat als im späteren Verlauf der Saison. Als nämlich klar wurde, dass die Kombination aus Martin Tomczyk, dem 25 Kilogramm leichteren 2008er-Audi A4 DTM und den neuen Hankook-Reifen nicht nur für vereinzelte Podestplätze gut sein würde, sondern de facto den Massstab in der abgelaufenen DTM-Saison setzte.

Ich bin – auch wenn ich weiss, dass er mir das ein bisschen übel nimmt – überzeugt davon, dass Tomczyk nicht trotz, sondern sogar dank seiner Rückstufung in den Altwagen Meister geworden ist. Der 2009er-Audi war trotz des Mehrgewichts nach wie vor das etwas schnellere Auto. Aber nur dann, wenn die Abstimmung passte, und zwar haargenau, weil das Fenster, in dem der Wagen gut funktioniert, wesentlich kleiner ist als bei seinem Vorgänger. Der 2008er ist eine sichere Bank, den rollst du aus dem Hänger, schnallst ein Standard-Setup drauf und hast direkt eine ordentliche Basis. Dann brauchst du «nur noch» einen guten Fahrer und ein professionelles, erfahrenes Team, wie es Phoenix Racing fraglos ist, und der Laden läuft.

Und damit will ich Martin Tomczyks grossartige Leistung in der abgelaufenen Saison nicht im Geringsten schmälern. Er hat die Gelegenheit am Schopf gepackt, das Ding mit beeindruckender Konstanz und Nervenstärke unter allen möglichen Bedingungen souverän nach Hause gefahren und diesen Meistertitel redlich verdient. Ich freue mich wirklich für ihn, weil er in den letzten zehn Jahren auch viel Mist erlebt hat und mindestens genausoviel Mist über sich lesen und hören musste.

Aber ich glaube, er hätte nochmal zehn Jahre bei Abt Sportsline im aktuellen Auto fahren können, ohne jemals wirklich aus dem Schatten von Mattias Ekström und Timo Scheider zu treten. Die zwei sind die unumstrittenen Platzhirsche bei den Kemptenern. Ekström ist es spätestens seit seinem ersten DTM-Meisterjahr 2004, und der einzige, der es seither geschafft hat, an der Vormachtsstellung des Schweden zu rütteln, war eben Scheider.

Ich würde nie so weit gehen zu behaupten, Tomczyk wäre bei Abt schlecht behandelt oder gar mit minderwertigem Material ausgerüstet worden. So war es definitiv nicht. Nur: Wenn einer zehn Jahre lang zwar immer wieder schnell ist, aber am Ende halt doch nicht wirklich was dabei rausspringt, während zwei andere insgesamt vier Meistertitel einfahren, dann fragt irgendwann keiner mehr, ob das Pech war oder strategische Fehlleistung oder was immer. Dann glaubt einfach niemand mehr, dass du’s wirklich draufhast, und der Fokus richtet sich auf die, die schon bewiesen haben, dass sie Titel einfahren können. Das ging anderen auch schon so – und zwar nicht nur bei Abt, sondern auch bei HWA. Das hat was mit Psychologie zu tun, wirkt sich aber auch hie und da in der Praxis aus, zumindest im Kleinen.

Insofern muss Martin Audi dankbar sein (und ich weiss, er ist es auch), dass sie so lange an ihm festgehalten haben, obwohl viele glaubten oder auch lautstark tönten, dass das mit dem Tomczyk eh nix mehr wird. Und er kann letztlich froh sein, dass er durch die «Degradierung» die Chance bekam, als Nummer 1 in einem Top-Team und unter besten technischen Voraussetzungen zu beweisen, was wirklich in ihm steckt.

Der Wechsel zu BMW stellt eine weitere Chance für den 29-Jährigen dar. Im Laufe der Zeit fahren sich Dinge fest, und es wird Zeit für etwas Neues. Ich denke, bei Spengler und Mercedes war das ganz ähnlich. Bei den Neueinsteigern kann der DTM-Champion 2011 unter Beweis stellen, dass er mit seiner immensen Erfahrung und seinen unbestrittenen fahrerischen Qualitäten in der Lage ist, einem Umfeld, das noch mitten im Wachsen ist, seinen Stempel aufzudrücken und sich gegen andere Alpha-Tiere wie einen Priaulx, Farfus oder eben Spengler intern zu behaupten. Ich bin sehr gespannt drauf zu sehen, wie er das anstellt.

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