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Die neue DTM: DRS, Reifen und Zeitplan

Von Andreas Reiners
Sauer: Die Fans der DTM

Sauer: Die Fans der DTM

Die DTM geht neue Wege: Nach dem harsch kritisierten «Sparpaket Zeitplan» sollen 2013 auch ein Option-Reifen sowie DRS eingeführt werden, um die DTM spannender zu gestalten.

Eigentlich ist die DTM bereits vor der vergangenen Saison in eine neue Ära gestartet. Der ständige Überlebenskampf mündete in ein ganzes Paket voller Änderungen. Die machten sich bezahlt, die DTM erlebte 2012 ein grandioses Herzschlagfinale, volle Tribünen und ein ebenso überzeugendes wie erfolgreiches Comeback des dritten Herstellers BMW. Alles gut also? «Das zu sagen, wäre der erste Rückschritt. Deshalb haben sich der Vorstand und der Beirat auch zusammengesetzt, um für die Saison 2013 Themen anzusprechen und umzusetzen», hatte DTM-Chef Hans Werner Aufrecht im SPEEDWEEK.de-Interview angekündigt.

Gesagt, getan. Erste Massnahme: Die DTM speckt ab und reduziert das Programm am Renn-Wochenende auf zwei Tage. Auf den Freitag wird verzichtet, der gehört in Zukunft vor allem den Rahmenserien. Stattdessen dürfen die Teams von Audi, BMW und Mercedes nun erst samstags zum Training auf die Strecke. Am selben Tag steht dann auch die Qualifikation an. Aufrecht hatte die Einführung des neuen Zeitplans mit Kostensenkung begründet. «Und um die Zeiten, in denen getestet werden kann, zu kürzen, so dass dem Zufall mehr Tür und Tor geöffnet wird.» Sprich, die Fans sollen mit mehr Spannung für die Sparvariante entschädigt werden.

Weitere Änderungen geplant

Und offenbar stehen sogar noch weitere Änderungen ins Haus. Aufrecht hatte bereits den Einsatz eines Option-Reifens analog zur Formel 1 angekündigt. «Davon verspreche ich mir verschiedene Strategien, ähnlich wie in der Formel 1, so dass Überholvorgänge auch während und am Ende des Rennens passieren können», sagte Aufrecht. In trockenen Tüchern ist der Einsatz des Reifens, der schnellere Rundenzeiten ermöglich soll, aber noch nicht.

Doch die Tendenz ist klar. So spannend die Zeitenjagd im Qualifying in einem ausgeglichenen Fahrerfeld wie der DTM (Stichwort: Gleichteile) auch ist, im Rennen fehlte zuletzt oft das, was das Spektakel auf der Strecke ausmacht: Überholmanöver. Deshalb soll nun, ebenfalls analog zur Formel 1, ein verstellbarer Heckflügel eingeführt werden. Erstmals offiziell zum Einsatz kommen soll das Drag-Reduction-System (DRS) bei den Testfahrten in Barcelona Ende März. Auch hier ist aber noch nichts offiziell.

Bei allen Versuchen, die Tourenwagenserie attraktiver zu gestalten, liessen die negativen Reaktionen der Fans auf die neue Zeitrechnung aber nicht lange auf sich warten. Eine Facebook-Gruppe wurde gegründet, wütende Mails geschrieben und dem Ärger Luft gemacht. Schließlich hatten sich nicht wenige Fans bereits Eintrittskarten gekauft, für die sie nun de facto weniger geboten bekommen. Die Anhänger ernten für ihre teils massive, aber auch konstruktive Kritik allerdings Verständnis.

Von der DTM selbst («Ihr, die treuen und leidenschaftlichen DTM-Fans, seid die Basis dieser Rennserie. Fannähe war und ist ein hohes Gut in der DTM, deshalb nehmen wir eure Kritik sehr ernst»), von den Fahrern, aber auch von den Teams. «Ich nehme den Ärger einiger Fans natürlich ernst», sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. «Oberstes Ziel ist es, die Kosten für alle Beteiligten zu senken. Darüber hinaus gibt es den positiven Aspekt, dass durch das verkürzte Rennwochenende der Wettbewerb noch intensiver und spannender zu werden verspricht.» Unisono heißt es aber auch, dem Format erst einmal eine Chance zu geben.

Kostensenkung das Unwort

Doch Kostensenkung ist für zahlreiche Fans schon jetzt das DTM-Unwort 2013. Ein weiteres wäre wohl Kompromiss. Denn der muss irgendwie gefunden werden. Die DTM hat aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und sich die Senkung der Kosten seit Jahren auf die Fahne geschrieben. «Wir haben 1996 schon mal eine Meisterschaft gehabt, die aufgrund von extremen Entwicklungen und extremen Budgets kaputt gegangen ist», sagte Audi-Pilot Timo Scheider im Interview SPEEDWEEK.de, bezeichnete die Situation aber als «nicht ganz glücklich». Denn auch die Fahrer sind von den Neuerungen betroffen, da sie weniger Zeit auf der Strecke verbringen können.

«Ich würde natürlich gerne mit X-Satz Reifen am Freitag vier Stunden im Auto sitzen und Setup machen. Dass das natürlich leider nicht funktioniert, ist mir auch klar», sagte BMW-Pilot Martin Tomczyk im SPEEDWEEK.de-Interview. Man müsse schauen, dass die DTM wirtschaftlich bleibe. Wenn man das durch die neuen Änderungen schaffe, dann sei der erste Schritt gemacht, sagte Tomczyk und ergänzte: «Allerdings verstehe ich auch die Fans. Man muss den Mittelweg finden», sagte er. «Die Fahrzeit ist natürlich extrem reduziert worden, was die Sache nicht einfach macht. Auch die Tatsache, dass wir kein Warm Up mehr haben werden, macht es nicht einfacher. Man muss sehen, wie es sich bewährt, und dann schauen wir einfach weiter», so Tomczyk.

Und auch Scheider appellierte, dass das Thema in der Waage bleiben solle. «Es ist nicht immer leicht, es allen recht zu machen. Aber ich glaube, wir haben eine gute Lösung gefunden, um keine Langeweile aufkommen zu lassen.» Schliesslich können mit dieser Kombination - weniger Kosten, mehr Spannung - möglicherweise weitere Hersteller in die DTM gelockt werden. Der 34-Jährige sieht das neue Format für sich selbst sogar als Vorteil. «Denn je weniger Training, desto besser war es in der Regel. Vielleicht steht jetzt ein bisschen mehr der Fahrer im Vordergrund.»

Die neuen Regeln hatten aber auch Einfluss auf die Audi-Kaderplanung. «Es wird darauf ankommen, in kürzester Zeit die perfekte Abstimmung zu finden. Da ist Erfahrung Gold wert», sagte Motorsportchef Wolfgang Ullrich. «Wir haben uns deshalb entschlossen, auf die Integration eines DTM-Rookies zu verzichten und mit unserer bewährten Mannschaft zu starten.»

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