MotoGP: Wie sich Jorge Martins Leben veränderte

Maximilian Götz: War kurz davor, alles hinzuschmeißen

Von Andreas Reiners
Rookie bei Mercedes: Maximilian Götz

Rookie bei Mercedes: Maximilian Götz

Der neue Mercedes-Pilot im SPEEDWEEK.com-Interview über Siege gegen Sebastian Vettel, Zweifel an sich selbst und den Überlebenskampf als Rennfahrer.

Es ist seine große Chance: Im Alter von 29 Jahren hat sich Maximilian Götz ein Cockpit in der DTM erkämpft. Der Weg des amtierenden Fahrer-Champions der Blancpain Sprint Series schien vorgezeichnet: Kart, Formel BMW und Formel 3, die Motorsport-Königsklasse schien eine logische Folge. Und immerhin hatte Götz 2003 die Formel BMW vor einem gewissen Sebastian Vettel gewonnen. Doch es kam anders.

Wieso kam es anders und wer ist Maximilian Götz eigentlich? Wir stellen den Rookie vor. Im ersten Teil des Interviews spricht er über Siege gegen Sebastian Vettel, Zweifel an sich selbst und den Überlebenskampf als Rennfahrer.

Maximilian, herzlichen Glückwunsch zu Deinem DTM-Cockpit. Wie hast Du von Deiner Berufung erfahren?

Maximilian Götz: Von Uli Fritz, er ist mein Ansprechpartner in Sachen DTM. Er hat mich am 24. Dezember angerufen und gemeint, das würde was werden mit der DTM. Von daher war das praktisch ein Weihnachtsgeschenk für mich. Der Vertrag wurde dann etwas später unterschrieben. Ich konnte die Winterzeit und die weiße Weihnacht aber relativ entspannt genießen.

Wie bist Du im Team aufgenommen worden?

Götz: Sehr gut. Ich bin jetzt seit vier Jahren in der Mercedes-Familie und da kennt man bereits den einen oder anderen Mitarbeiter. Aber die Mechaniker, mit denen man zusammenarbeitet, kamen in den letzten Tagen und Wochen im Rahmen der Vorbereitungen hinzu. Die meisten kennen mein Gesicht und ich kenne selbst auch die meisten bereits. Von daher war es ein relativ leichter Einstieg.

Wie waren die ersten Wochen? Auf was konzentriert man sich da?

Götz: Seitdem bekannt ist, dass ich fahre, ist die Vorbereitung sehr intensiv. Man fertigt zum Beispiel einen Sitz an, der speziell auf mich angepasst ist. Das Lenkrad kann man auswählen und dort auf den Knöpfen die Funktionen hinterlegen. Wir waren eine Woche in Spanien, alle acht Fahrer, und haben gemeinsam ein Fitnesstraining absolviert. Die Vorbereitung ist relativ breit gefächert. Wir haben jetzt einen Test in Portimao, und nach dem Test wird sich das eine oder andere auch noch ergeben. Dann kommen noch zwei weitere Testfahrten und viele PR-Termine. Mein Terminkalender ist voll.

Wie intensiv hast Du die DTM vorher verfolgt?

Götz: Sehr intensiv. Ich war durch die Formel 3 jahrelang im Rahmenprogramm der DTM unterwegs. Dadurch kenne ich natürlich auch schon viele Gesichter. Seit damals bin ich mit Bernd Schneider sehr eng befreundet und habe auch immer bei ihm an der Box vorbeigeschaut. Die DTM war immer ein Traum, ein Ziel. Zwischenzeitlich war es mal ganz weit weg und nicht greifbar. Bis ich 2013 bei einem Test das alte Auto fahren durfte. Dadurch wurde aus einem Traum ganz schnell wieder ein Ziel.

Wie schnell gewöhnt man sich grundsätzlich an das Auto?

Götz: Das geht schon relativ schnell. Man hat im Vergleich zum GT3-Auto keine Traktionskontrolle und kein ABS. Ich bin relativ lange Formel 3 gefahren. Das DTM-Auto ist ein Mix aus Formel-3- und GT-Auto. Und von daher konnte ich da meine Erinnerungen wieder aufrufen und auch den Fahrstil ein bisschen anwenden.

Du kommst vergleichsweise spät in die DTM. Ist das ein Vor- oder ein Nachteil?

Götz: Für mich persönlich ist es ein Vorteil. Ich bin in den vergangenen Jahren gereift. Ich weiß, auf was es ankommt. Ich weiß, wo man ansetzen muss, wenn es mal hakt. Und ich weiß, wie man an die Sache rangehen muss, weil ich in der Vergangenheit auch schon Pech hatte und auch mal ein, zwei Jahre nicht fahren konnte. Deshalb weiß ich jetzt genau, was es bedeutet, so ein Cockpit zu haben. Generell würde ich sagen, dass das Alter sowieso nicht unbedingt ausschlaggebend ist. Bernd Schneider war 43, als er aufgehört hat. Von daher habe ich da noch ein bisschen Luft nach oben.

Hast Du während Deiner Karriere mal gezweifelt?

Götz: Ja, mit Sicherheit. Ich war kurz davor, alles hinzuschmeißen, aber dann hat mich doch mein innerer Schweinehund angestupst und gesagt: „Du kannst jetzt nicht aufgeben. Du hast viel Zeit und Energie investiert und eigentlich hast du noch Bock drauf.“ Aber wenn man ein paar Mal enttäuscht wurde, dann ist es nicht so einfach. Doch dann ging es weiter. Als ich 2013 zum ersten Mal in dem DTM-Auto saß, habe ich wieder Lust bekommen, noch weiter nach oben zu kommen.

Was waren das für Enttäuschungen, von denen Du gesprochen hast? Menschlich oder sportlich?

Götz: Sportlich würde ich gar nicht mal sagen. Es lag viel mehr am Finanziellen. Vor allem in der Formel 3. Wenn du mittlerweile dort knapp 800.000 Euro hinlegen musst, wenn du vorne mitfahren willst, dann kann das nicht jeder. Und ich hatte nicht die besten Voraussetzungen und habe dadurch auch ein bisschen im Mittelfeld herumgekämpft. Das war nicht mein Anspruch. Und man ist dann auch ein bisschen enttäuscht vom Team. Das waren verschiedene Faktoren, die dich ein bisschen zweifeln lassen. Die größte Enttäuschung war es, als ich aus finanziellen Gründen anderthalb Jahre überhaupt kein Autorennen fahren konnte.

Deine Motorsport-Karriere verlief anfangs aber komplett nach Plan. Frühere Konkurrenten wie Vettel oder Rosberg fahren jetzt Formel 1. Warum hat das bei Dir nicht geklappt? Waren das diese besagten finanziellen Gründe?

Götz: Ja klar. Nico Rosberg hatte ein gutes Backup von Zuhause. Sebastian Vettel hatte immer Red Bull als Sponsor. Und ich hatte meine Eltern und noch ein paar kleinere Partner. Dann das ganze Geld jedes Jahr zu organisieren, das ist nicht einfach. 2003 hatte ich die Formel BMW vor Sebastian Vettel gewonnen. Danach ging es in die Formel 3. Damals habe ich auch noch einmal eine gute Chance bekommen, als ich Teamkollege von Lewis Hamilton war und direkt aufs Podium gefahren bin. Da war ich vor Sebastian Vettel, vor Paul Di Resta. Es waren letztendlich aber zum Großteil die finanziellen Mittel, die verhindert haben, dass es weiterging.

Du hast die Jungs öfter geschlagen. Du siehst sie jetzt in der Formel 1 um den WM-Titel fahren. Denkst Du manchmal: Was der Vettel erreicht hat – das hätte ich auch schaffen können?

Götz: Das hätte ich vielleicht. Aber ich gönne es ihm. Ich kenne ihn sehr gut und er ist sehr ehrgeizig. Er hat das verdient. Sebastian ist wirklich einer der härtesten Piloten. Vier Mal Weltmeister, das muss man erst einmal nachmachen. Wir sind uns immer begegnet, ob das im Kart, in der Formel 3 oder in der Formel BMW war. Er ist einer der ganz, ganz großen Fahrer und ich bin stolz, dass ich ihn damals schlagen konnte. Ich bin jetzt aber froh, dass ich in der DTM bin. Das ist supergeil. Dass ich hier bin, das hätte ich mir vor ein paar Jahren nie erträumen lassen. Ich bin nicht böse, dass ich nicht in der Formel 1 bin. Jetzt geht es für mich darum, in der DTM Leistung zu zeigen.

Wenn man an die Formel 1 denkt, denkt man auch schnell an Millionen-Gehälter. Wie schwer ist es finanziell für Dich gewesen? Musstest Du andere Sachen machen, um dich über Wasser zu halten?

Götz: Natürlich. Das Geld, das teilweise gezahlt wird, ist natürlich schon hoch. Aber im Endeffekt weiß man nie richtig, was geldmäßig genau läuft. Ich habe in den letzten Jahren neben meiner GT3-Tätigkeit unter anderem bei AMG gearbeitet. Und dadurch habe ich natürlich auch eine super Bindung zur Marke aufgebaut. Deshalb war es für mich auch wichtig, bei Mercedes weiter zu kommen. Dass es jetzt die DTM ist, ist natürlich Wahnsinn. Ich habe in den letzten Jahren jeden Tag mit Motorsport und mit Autos und mit Motoren zu tun gehabt. Von daher war das für mich immer mein Leben.

Du hast auch für den Kinofilm Rush bei den Dreharbeiten mitgewirkt. Wie lief das ab und was war das für eine Erfahrung?

Götz: Wir sind mit den Formel-1-Autos viel auf dem Nürburgring gefahren, wir waren zudem in Brands Hatch und Donington und auf Flugplätzen unterwegs und haben da die Überholszenen und die Rennaction nachgestellt. Das war schon ganz lustig, so alte Kisten zu fahren und damit alte Duelle nachzuspielen. Ich habe oft James Hunt gespielt, und auch Niki Lauda.

Lesen Sie am Mittwoch den zweiten Teil des Interviews mit Maximilian Götz.

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