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Mercedes wettert gegen Tomczyk: «Unsportlich!»

Von Andreas Reiners
Reichlich Zündstoff in Moskau

Reichlich Zündstoff in Moskau

Eigentlich konnte Robert Wickens zufrieden sein. Eigentlich. Denn der Kanadier war nach dem zwölften DTM-Saisonrennen in Moskau einigermaßen angesäuert.

Zwar hatte der Mercedes-Pilot den fünften Platz nach Kräften verteidigt, doch unter dem Strich wäre wohl mehr drin gewesen. Denn Wickens lag als Dritter lange Zeit auf Podestkurs, wodurch er zumindest nicht so viele Punkte auf den souveränen Rennsieger und Gesamtführenden Marco Wittmann (BMW) verloren hätte.

Doch Wickens brachte ein Konkurrent aus dem Münchner Lager auf die Palme, nachdem bei ihm zunächst die Servolenkung ausgefallen war. «Danach hatte ich richtig zu kämpfen. Zudem trug ich bei einer Berührung mit Martin Tomczyk nach meinem Boxenstopp eine Beschädigung an meinem Auto davon. Er bremste absichtlich auf der Geraden und an Stellen, an denen man nicht bremsen sollte, um mich aufzuhalten. Ich versuchte, ihn außen zu überholen, aber er lenkte einfach nicht ein und fuhr geradeaus. Der daraus resultierende Schaden kostete mich mehr Rundenzeit als die Probleme mit der Lenkung», sagte Wickens, der sich auch dank der Hilfe seines Markenkollegen Daniel Juncadella lange gegen die Konkurrenz hinter ihm verteidigen konnte.

Im Ziel hatte er die Winzigkeit von 67 Tausendstelsekunden Vorsprung auf den Sechsten Edoardo Mortara. «Am Ende kann ich aber noch zufrieden sein, da ich teilweise gar nicht glaubte, dass ich es bis ins Ziel schaffen würde», so Wickens, der nun zwölf Punkte Rückstand auf Wittmann hat.

Für Tomczyk lief hingegen alles «fair und ordentlich» ab. Er habe schlicht seine Position verteidigt: «Ich bin nicht ich in ihn reingefahren, sondern er in mein Auto. Ich habe die Tür zugemacht, er ist hineingestochen und dabei kam es zur Berührung.»

Die Aktionen von Tomczyk stießen Mercedes allerdings sauer auf. «Wenn man Letzter oder Vorletzter ist und die Meisterschaftsanwärter der Konkurrenz blockiert: Das muss nicht sein. Die Geschwindigkeit rauszunehmen, ist die eine Sache. Aber in einigen Kurven einen Bremstest durchzuführen mit mehreren anderen Wettbewerbern, geht gar nicht. Besonders Martin Tomczyk ist uns da aufgefallen. Und dann verliert Robert Wickens auch noch ein paar Teile - unser Stil wäre das nicht», sagte Mercedes’ DTM-Leiter Ulrich Fritz.

Auch Gary Paffett hatte eine Meinung zu seinem «speziellen Freund». Tomczyk und er waren in den vergangenen Jahren öfter mal auf der Strecke und auch verbal aneinandergeraten. Auch während des Rennens gab es einen Zwischenfall zwischen den beiden, der auch von der Rennleitung nach dem Lauf untersucht wurde, eine Strafe gab es aber nicht.

Um den Zwischenfall ging es Paffett anschließend auch gar nicht. «Das war nichts Großes. Ich habe aber von anderen Sachen gehört, die er getan hat. Und das ist unsportlich. Es hat in der DTM viel mit Teamwork zu tun. Es ist die eine Sache, wenn man sich innerhalb des Teams unterstützt. Etwas anderes ist es aber, wenn man andere behindert», sagte der Brite.

Die angesprochenen Aktionen waren im TV nicht zu sehen, die Rennleitung leitete auch keine Untersuchungen ein. Sollte die Rennleitung die Vorfälle mal nicht mitbekommen, gibt es im Normalfall eine Beschwerde durch das betroffene Team. Die blieb allerdings aus.

Es dürfte im Endeffekt auch zum üblichen Ballyhoo gehören, zu den kleineren und größeren Kniffen, um die Konkurrenz aus dem Takt zu bringen. Marco Wittmann hatte sich zum Beispiel nach dem Qualifying beschwert, dass Mercedes einige Fahrer, die nichts mit dem Titelkampf zu tun haben, bei der Zeitenjagd unmittelbar vor ihm auf die Strecke geschickt hat.

Blockiert wurde der 26-Jährige nicht, zudem holte er ja auch die Pole, allerdings beeinflusse es seine Runde, sagte er. Gefallen hat ihm die Aktion, über die er sich auch schon in Zandvoort beschwert hatte, definitiv nicht. «Solche taktischen Spielchen betreiben die anderen schon etwas länger. Ich finde es nicht ganz korrekt, aber so soll es eben sein. Ich weiß, dass BMW es nicht macht, BMW macht Fairplay. So soll dann auch der Titel gewonnen werden», sagte er. So hat auf der Zielgeraden eben jeder seine eigene Sichtweise.

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