Franz Zorn: Mit 52 Jahren Eisspeedway-Europameister

Von Thomas Schiffner
Europameister Franky Zorn

Europameister Franky Zorn

Er ist ein Phänomen: Franz Zorn gewann in seiner 31. Eisspeedwaysaison am vergangenen Wochenende in Polen seinen zweiten Europameistertitel – nicht weniger als 15 Jahre nach seinem ersten Triumph.

Letztes Jahr wurde Franz Zorns Landsmann Harald Simon ebenfalls Europameister, und das mit 54. Dieses Jahr landete er – gesundheitlich stark eingeschränkt – auf Platz 5.

Zorn ist ein Phänomen in der Szene: Seit 1998 bis heute stand der Pinzgauer aus Saalfelden 25 Mal, beinahe ununterbrochen, im Eis-Grand-Prix bzw. WM-Finale. Dabei erreichte er schon 2000 seinen größten Triumph, den Vizeweltmeistertitel in Assen hinter Kyrill Drogalin.

Am vergangenen Wochenende war er den Gegnern haushoch überlegen und ließ lediglich im Finale am zweiten Tag gegen den jungen Luca Bauer einen Punkt liegen.

Im Jahr 2000 lag Zorn bei seinem Vizetitel vor elf Russen! Bei seinem ersten EM-Sieg in Sanok 2008 ließ er ebenfalls vier Russen hinter sich. Diesmal waren es die Tschechen Lukas Hutla und Jan Klatovsky, der Pole Michal Knapp, und sonst nur Westeuropäer, da russische Fahrer nach wie vor von internationalen Wettbewerben ausgeschlossen sind.

«Welcher war der schönste dieser drei Titel?», fragte sich Zorn nach seinem Sieg in Polen im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Vom Prinzip her alle drei. Jeder Titel hat etwas Besonderes. 2008 war Igor Kononov noch mit dabei, allerdings war ich auch 15 Jahre jünger. Da hat man noch 120 Prozent riskiert. 2000 mit elf russischen Fahrern, das war der Wahnsinn. Ich habe mir das Video immer wieder angesehen und mich gefragt: Was zum Teufel hast du da gemacht. Und jetzt habe ich gewonnen, aber eigentlich hat der Krieg gewonnen. Die russischen Kollegen können nichts dafür. Der Titel ist schön und gut für mich, vor allem, weil ich gesund bin. Letztes Jahr hatte ich in Sanok einen schweren Sturz. Der dritte Rückenwirbel und das Knie waren kaputt, mit einer Knieoperation im Sommer. Und dann wieder so zurückkommen, ist harte Arbeit. Ich habe jeden Tag trainiert.»

In drei Wochen in Inzell (WM-Finale am 18./19. März) hat Zorn noch einmal die Chance auf einen ganz großen Titel: «Das wird natürlich schwierig, zuhause abzuliefern. Aber ich fühle mich gut. Die Schweden kommen noch dazu, das wird sicher eine heiße Sache.»

Der Unterschied zwischen dem «ewigen» Franky Zorn und etlichen anderen Spike-Rittern liegt wohl in seiner akribischen und professionellen Vorbereitung. Der Österreicher arbeitet den ganzen Sommer auf die Eissaison hin, hält sich mit Motocross und Supermoto fit. Seine Bikes und Motoren gehören zu den besten in der Szene. Zorn begann mit dem bayerischen Tuner Klaus Lausch (KLM), mit dem er große Erfolge erzielte. Dann wechselte er auf Motoren des Steirers Christian Lembacher. Der begann ein Hobbyprojekt mit seinem Freund Franz Russegger während deren Studienzeit. Zwischen 2003 und 2009 wurden auf Jawa-Kurbelgehäuse drei verschiedene Zylinderköpfe konstruiert und gebaut, wobei erst der letzte Zylinderkopf, der Ende 2008 konstruiert und 2009 gefertigt und abgestimmt wurde, eine bessere Motorcharakteristik aufwies als ein getunter Jawa-Motor.

Bei ungetunten Standard-Zweiventil-Jawas spricht man von Leistungen um die 60 PS, die Motoren mit den optimierten Zylinderköpfen von Lembacher sollen bis zu 5 PS Leistung bringen. Die werden jetzt von Luca Bauer und Harald Simon gefahren. Franky Zorn ist vor kurzem wieder zu Lausch zurückgekehrt: «Da kann man das Ergebnis von zwölf Jahren Entwicklungsarbeit von mir nutzen. Aber mein neuer Lausch-Motor ist gewaltig. Ich habe nicht viele Motorentuner gehabt in meiner Karriere, die Zusammenarbeit mit Klaus läuft einfach super. Er hat alles exakt nach meinen Wünschen produziert, aber es kommt in Kürze noch einmal etwas Neues …»

In Bezug auf das internationale Rennen am kommenden Samstag in Berlin spricht der Österreicher davon, dass «… noch einige Testarbeit ansteht.» Kommt da schon ein Prototyp von Klaus Lausch zum Einsatz?

EM-Gesamtergebnis:

1. Franz Zorn, 35 Punkte
2. Luca Bauer 32
3. Jimmy Olsen 23
4. Lukas Hutla 21
5. Harald Simon 20
6. Max Koivula 18
7. Jan Klatovsky 16
8. Benedikt Monn 14
9. Sebastian Reitsma 14
10. Tomi Norola 10
11. Marc Geyer 10
12. Jo Saetre 10
13. Jimmy Hörnell 10
14. Niek Schaap 7
15. Dennis Andersson 4
16. Andrej Divis 2
17. Markus Jell 1
18. Michal Knapp 1

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