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Werner Daemen (BMW): «Wir wollen Weltmeister werden»

Von Tim Althof
Werner Daemen

Werner Daemen

Das BMW Motorrad World Endurance Team wird vom ehemaligen IDM-Champion Werner Daemen geleitet. Der Belgier sprach im Interview über seine Rennfahrer-Laufbahn und über seine Ziele in der Langstrecken-WM-Saison 2021.

2004 gewann Werner Daemen den Titel in der IDM Supersport mit Honda, 2009 gelangen ihm auf dem ultraschnellen Salzburgring die ersten beiden Siege auf der damals brandneuen BMW S 1000 RR in der Superbike-Klasse der IDM. Später feierte er mit seinem eigenen Team große Erfolge in dieser Klasse. Ebenfalls auf BMW gewann er als Team-Manager mit Erwan Nigon, Markus Reiterberger und Ilya Mikhalchik sechs Meisterschaften.

Mittlerweile ist der 49-Jährige auch Manager der BMW-Werksmannschaft in der Langstrecken-WM, wo er 2021 mit Markus Reiterberger, Ilya Mikhalchik und Xavi Fores auf die Jagd nach Top-Platzierungen gehen wird. Mitte Juni beginnt die Saison mit dem traditionellen 24-Stunden-Rennen in Le Mans. Im Interview sprach der Belgier über seine Vergangenheit und über die kommenden Herausforderungen in der Welt des Motorsports.

Du bist ja nun schon einige Jahre Team-Manager. Wie fühlt es sich an, auf der anderen Seite zu stehen?

Es fühlt sich sehr gut an. Natürlich war das nicht so einfach zu Beginn. Ich war das nicht gewohnt solche Entscheidungen zu treffen. In meinem ersten Jahr als Manager bin ich selber noch in der IDM Rennen gefahren. Aber jetzt, mit fast 50 Jahren, bin ich doch lieber Manager als Rennfahrer.

Was war zu Zeiten, als du selber noch aktiv warst, grundsätzlich anders?

Um ehrlich zu sein, gar nicht so viel. Der einzige Unterschied war, dass man damals als Rennfahrer noch von seiner Arbeit leben konnte. Die Reifen waren frei, jetzt sind es Einheitsreifen überall und die Rennteams haben nicht mehr so viel Geld zur Verfügung wie früher. Viele Rennfahrer müssen heute meistens selber noch Geld mitbringen, wenn sie einen ordentlichen Platz haben wollen. Das ist sehr schade, aber es ist nun mal so. Hinsichtlich des Bikes haben die Rennfahrer heute mehr Unterstützung durch die Elektronik als früher, aber abgesehen davon ist gar nicht so viel anders.

Kribbelt es dir manchmal in den Fingern und du würdest gern selber aufs Motorrad aufspringen?

Das schon, aber es geht mir nicht mehr um Rundenzeiten, so wie früher. Jetzt will ich einfach nur Motorrad fahren.
Was ist in der Langstrecke anders als vor 20 Jahren?
Vor 20 Jahren ging es darum, das Motorrad ins Ziel zu bringen. Mittlerweile ist das eher wie ein einziger langer Sprint. Die Rundenzeiten sind so schnell wie bei einem Sprintrennen. Das war vor 20 Jahren anders. Die Motorräder sind heute einfacher zu fahren als damals. Der Rest hat sich aus meiner Sicht nicht viel verändert.

Gibt es etwas, was Du jetzt als Team-Manager vielleicht mehr zu schätzen weißt als zu deinen aktiven Zeiten? Und umgekehrt: Was vermisst du am meisten aus der Zeit als Rennfahrer?

Das ist einfach: Die Zeit als Rennfahrer war die schönste Zeit in meinem Leben. Man muss sich nur darauf konzentrieren, Rennen zu fahren und sonst nix. Man lebt 365 Tage nur dafür. Als Manager hat man sehr viel mehr Stress. Das war als Rennfahrer natürlich viel schöner.

Was musstest du als Team Manager neu dazu lernen? Wer hat dir dabei geholfen, bzw. hattest du ein Vorbild?

Ich habe von meinen Mentoren viel gelernt. Jeder hatte so seine guten und schlechten Eigenschaften und die haben mich geprägt. Ich bin seit 2000 mein eigener Manager gewesen, bin Rennen gefahren und habe mich selbst gemanagt. Die Manager, die ich vorher hatte, haben immer das Beste aus mir rausgeholt und das versuche ich als Manager auch.

Wie ist der Gedanke entstanden, ein eigens Werksteam zusammen mit BMW in die Langstrecke zu bringen? Ist das ein lang gehegter Wunsch von dir gewesen? Oder war BMW dabei der treibende Keil?

Es ist schon 20 Jahre her, da haben Steven Casaer und ich zusammen entschieden, dass wir, wenn wir das Wissen und das Budget zusammen haben, etwas Eigenes in der Langstrecken-Weltmeisterschaft machen wollen. Ich wollte außer der IDM auch noch eine Weltmeisterschaft oder Europameisterschaft gewinnen. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir mithilfe von BMW Weltmeister werden können. Mit dem fantastischen Team von BMW Motorrad haben wir da sehr motivierte Partner an unserer Seite und das motiviert mich selber natürlich auch immer besser zu werden.

Hattest du als Kind Vorbilder aus dem Rennsport? Und wann war dir klar, dass du das selber auch mal professionell betreiben möchtest?

Michel Simeon, der Vater von Xavier Simeon, war in Belgien mein Vorbild. Er ist auch so klein wie ich und ich dachte, wenn er das kann, dann kann ich das auch. Ich fand das cool, was er gemacht hat und wollte das auch probieren und als es dann ganz gut geklappt hat, dann war auch klar, dass ich das professionell betreiben will.

Du hast selber Söhne in dem Alter, wo man normalerweise mit dem professionellen Rennsport beginnen sollte. Ist das ein Thema? Oder möchtest du sie aus dieser Welt lieber fernhalten?

Natürlich würde ich meine Söhne gern in dieser Welt sehen. Aber mein großer Sohn Indy ist ganz anders als ich. Er ist gut in der Schule und hängt sich da auch voll rein. Das ist gut, aber da kommt er mehr nach seiner Mutter. Das finde ich sehr gut! Bei meinem kleinen Sohn Sam weiß ich noch nicht, wo die Reise hingeht. Wir werden sehen.

Wann war dir klar, dass das aktuelle Projekt in der EWC weitaus mehr einbringen kann als ein Top-10-Ergebnis?

Das war mir von Anfang an schon klar. Ich wusste schon vor dem Beginn in der EWC, dass wir es dort weit schaffen können. Ich glaube fest an ein Top-3-Ergebnis, wenn nicht sogar den WM-Titel.
Was sind deine Ziele und Wünsche für die Saison 2021?
Das Ziel ist ganz einfach: Weltmeister werden! Davon abgesehen hoffe ich, dass wir alle gesund bleiben und dass wir keine technischen Probleme haben werden und nicht so viel stürzen. Aber das Ziel ist ganz klar der Titel.

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