Valentino Rossi sucht das Glück

Ölmagnat François Perrodo: Der mondäne WEC-Pilot

Von Oliver Müller
SPEEDWEEK.com traf sich mit François Perrodo. Der Boss einer der größten europäischen Öl- und Gasunternehmen ist seit 2013 auch als Pilot in der FIA WEC unterwegs. Aktuell fährt er einen Oreca 07 in der LMP2-Klasse.

Eines der größten Erlebnisse im Leben eines Rennsport-Enthusiasten ist es sicherlich, sich selbst hinter das Steuer eines Rennfahrzeuges zu klemmen und im Wettbewerb zu bestehen. Nur, um es als Amateur bis ins Cockpit eines der schnellen Wagen zu schaffen, bedarf es außer der Leidenschaft zum Motorsport, einem gewissen Maß an fahrerischem Können eben auch am Elementarstem: dem nötigem Kapital. In der FIA WEC tummeln sich so einige Herrenfahrer, die sich mit Haut und Haar dem Motorsport verschrieben haben und über ausreichend finanzielle Mittel verfügen, um sich ihren Traum zu erfüllen. Einer von ihnen ist François Perrodo, der älteste Sohn von Hubert Perrodo, dem Gründer des französisch-englischen Öl- und Gasunternehmens Perenco. François Perrodo, der sich sonst der Presse gegenüber sehr bedeckt hält, ist bei Fragen zu seinen Motorsport-Aktivitäten erstaunlich gesprächig. Dabei kam er erst recht spät in seinem Leben zum Rennsport. «Als Kind war ich an Motorsport überhaupt nicht interessiert. Damals galt meine Leidenschaft dem Rugby. Erst mit dem Führerschein wurde ich ein Autonarr. Aber zu keiner Zeit habe ich mir vorstellen können, dass der Autosport für einen Amateur wie mich zugänglich ist», erläutert der Londoner den Beginn seiner Leidenschaft gegenüber SPEEDWEEK.com.

Perrodo entwickelte seine motorsportliche Karriere aus Teilnahmen an Track-Days. «Da sagte einer der Instrukteure, dass ich doch gar nicht so schlecht sei und einmal ein Cup-Auto ausprobieren sollte. Von der französischen VdeV-Serie ging es dann die Leiter über die ELMS in die FIA WEC nach oben», erklärt er. In dieser Zeit lernt Perrodo auch Emmanuel Collard kennen. Dieser wird sein Mentor und weiht ihn in die Welt der Langstreckenrennen ein. Bei den 24 Stunden von Le Mans ist Perrodo seit 2013 regelmäßig am Start. Hier genießt der Gentleman erst am Steuer eines Porsche 997 GT3-RSR (2013/14), dann in einem Ferrari 458 Italia (2015/16) sowohl die Erfahrung als auch - vor allem - die Freundschaft von Emmanuel Collard, einem der größten französischen Ausdauerspezialisten (beispielsweise Sieg bei den 12h von Sebring 2008 im Porsche RS Spyder).

Der Titel in der GTE-Am-Klasse der FIA WEC 2016 mit Emmanuel Collard und Rui Águas beflügelte Perrodo, sich einer neuen Herausforderung zu stellen. «Nach dem Sieg kam Emmanuel auf mich zu und meinte, dass ich mich jetzt entscheiden müsste. Entweder würden wir in der GT so weiter machen oder ich könnte in die Prototypen-Klasse wechseln. Mit 40 Jahren hätte ich noch das richtige Alter, um mich dieser einmaligen Herausforderung zu stellen. Und ich sagte sofort zu.»

2017 wechselte TDS Racing aus der ELMS in die FIA WEC. Und Perrodo ergriff die Chance, für dieses Team als Herrenfahrer an den Start zu gehen. Auch 2018 lenkt er den Oreca LMP2 der in Südfrankreich beheimateten Equipe (zusammen mit Matthieu Vaxiviere und Loïc Duval). «2017 war ein hartes Lehrjahr für mich», erklärt Perrodo im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «In diesem Jahr komme ich nun besser zurecht. Natürlich muss ich noch ein wenig an Pace zulegen. Ich bin weit von meinen Profi-Teamkollegen entfernt. Aber es wird von mal zu mal besser und ich genieße die Rennen.»

François Perrodo ist Rennfahrer, leitet ein Unternehmen und hat darüber hinaus auch noch eine Familie. «Da muss ich mir natürlich die Frage stellen, wie ich meine Zeit am besten einteile. Das erfordert eine Menge Disziplin und natürlich Organisation», ist er sich der Anstrengung bewusst. Auf seine weiteren Ziele im Motorsport angesprochen, erklärt Perrodo grinsend: «Wenn ich in diesem Jahr mit dem LMP2 gute Ergebnisse schaffe, geht mein Weg direkt in die Formel 1.» Dann fügt er gleich hinzu: «Das ist natürlich ein Scherz. Auch für die LMP1-Klasse bin ich einfach nicht gut genug. Mein Ziel ist es, die Lücke zwischen mir und den Profis bis zu einem gewissen Grad zu schließen. Ich möchte ein sehr guter Bronze-Fahrer werden, der sich mit den langsamen Silber-Fahrer gute Kämpfe liefern kann. Und dafür werde ich alles tun.»

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