MotoGP: Große Veränderungen bei KTM

Mit dem Sportwagen-Weltmeister über die Nordschleife

Von Oliver Müller
Timo Bernhard (re.) mit Oliver Müller

Timo Bernhard (re.) mit Oliver Müller

SPEEDWEEK.com liess sich von Porsche-Werksfahrer Timo Bernhard durch die 'Grüne Hölle' chauffieren. Und das war nicht nur ein echter Spass, sondern auch ein ultimatives Motorsport-Erlebnis der Extraklasse.

Im Vorfeld des 6-Stunden-Rennens der Sportwagen-WM (FIA WEC) verabredete sich SPEEDWEEK.com mit Timo Bernhard für eine Ausfahrt über die atemberaubendste Rennstrecke der Welt: die Nordschleife des Nürburgrings. Für 20,832 Kilometer und 73 Kurven mit dem amtierende Sportwagen-Weltmeister durch die 'Grüne Hölle' zu hetzen – so kann ein Rennwochenende beginnen…
Und ein dem Anlass entsprechendes Fahrzeug wurde bei Bernhards Arbeitgeber auch noch schnell aufgetrieben. Mit einem blauen Porsche Macan GTS, der von einem 3.0-Liter-Biturbo-V6 und 360 Allrad-PS befeuert wird, sollte der Spassfaktor Nordschleife standesgemässes erlebbar werden.

Kurz bevor es losgehen sollte, verabschiedete sich Timo Bernhard noch schnell für einen Abstecher in die teaminterne Umkleide. Für den Ritt durch die Eifel wollte er natürlich seinen originalen Rennanzug anziehen. Doch dann der Schock: Plötzlich öffnete der Himmel seine Schleusen und verwandelte das Fahrerlager des Nürburgrings in eine einzige grosse Badewanne. In Abwesenheit des Weltmeisters wurde daraufhin entschieden, das Abenteuer Nordschleife doch auf einen anderen Termin zu verschieben.
Als Bernhard in voller Montur und mit seinem breitesten Strahlen zurück kam, wurde ihm schliesslich der einstimmig getroffene Entschluss mitgeteilt. «Nicht fahren? Wieso? Es regnet doch nur», kam es verdutzt von seinen Lippen. «Ausserdem - bis wir drüben an der Einfahrt sind, hat es bestimmt schon wieder aufgehört. Also los, auf jetzt! Wir können doch wenigstens mal hinüber fahren und dann erneut entscheiden.» Er hatte alle überzeugt, sodass eingewilligt wurde.

Und Timo Bernhard hatte natürlich recht. Schon bei der Anfahrt auf den Parkplatz zur Nordschleifen-Einfahrt war es mir der Naturdusche schon wieder vorbei. Die Sonne lachte vom Himmel - und alle Sicherheitsbedenken erübrigten sich.

Als dann endlich die Schranke zur legendären Rennpiste für uns nach oben ging, leuchteten gleichzeitig auch die weltmeisterlichen Piloten-Augen auf. Es war mehr als offensichtlich: Auch mein ganz persönlicher Chauffeur freute sich in voller Inbrunst auf die nun anstehende Runde. «Früher habe ich das regelmässig gemacht. Aber in letzter Zeit ergab sich nicht wirklich oft die Möglichkeit für eine Ausfahrt», offenbarte er. «Nach meinem vierten Gesamtsieg beim 24-Stunden-Rennen, hatte ich sogar für kurze Zeit einmal eine Ehrenkarte für die Nordschleife, mit der ich so viel fahren konnte, wie ich wollte.» Flatrate für die 'Grüne Hölle' – gibt es einen grösseren Männertraum?

Doch von eingerosteter Streckenkenntnis keiner Spur: Detailliert beschrieb Timo Bernhard jede einzelne Kurve; die jeweiligen Einlenkpunkte und auch die besten Linien, um ohne Zeitverlust an langsameren Fahrzeugen vorbei zu kommen. All das gepaart mit Erzählungen über Erlebnisse vergangener Rennveranstaltungen machten das Spektakel für mich komplett. Mir wurde immer mehr klar: Auf dem Fahrersitz sass nicht nur einer der besten Rennfahrer der Welt, sondern auch ein wandelndes Motorsport-Lexikon, das quasi auf Knopfdruck seinen Erfahrungsschatz öffnete und mit tiefer Begeisterung losplauderte.

Während der Runde informierte Timo Bernhard natürlich noch über die sagenumwoben Eifel-Bäume, an denen ab und an dringend im Rennen benötigte Benzinkanister oder Ersatzreifen als Früchte gewachsen waren. Gleichzeitig räumte er jedoch mit einer Nordschleifen-Legende auf, die regelmässig im Rahmen des 24-Stunden-Rennens aufkommt. «Den Rauch der viele Grills rund um die Strecke sieht man auf jeden Fall – aber Bratwurstgeruch hatte ich im Cockpit noch nie!» Endlich sprach hier mal einer Klartext!

Als sich die Fahrt langsam dem Ende entgegen neigte, berichtete der Porsche-Werksfahrer noch von seiner persönlich schönsten Runde um die Nordschleife: «2008 durfte ich hier mal im Vorfeld des 24-Stunden-Rennens Demo-Runden mit dem Porsche RS Sypder drehen. Ein unglaubliches Erlebnis, an das ich noch oft zurückdenke», schwelgte der Saarpfälzer in der Vergangenheit. Wenn eine Runde im ganz normalen Porsche Macan für die Strasse schon so beeindruckt, dann vermochte ich mir gar nicht auszumalen, wie es sich in einem auf ultimativen Abtrieb ausgelegten LMP2-Renner für Timo Bernhard damals angefühlt haben muss.

Am Abend in der Pension sinnierte ich nochmals über meine ganz persönliche, weltmeisterliche Nordschleifen-Taxifahrt und bastelte mir ein kurzes Fazit zusammen:
'Ja, ja - Schreiberling ist Schreiberling und Rennfahrer halt Rennfahrer. Das wissen wir ja alle sowieso schon. Aber dieser Knabe hat es echt drauf und ist der Archetyp eines wahren Racers. Dazu eloquent, detailverliebt und interessiert an der Historie des Motorsports. Einfach nur der Hammer...'

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