Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Kopfschutz Halo: 9 von 10 Teams dagegen, FIA stur

Von Mathias Brunner
Nein, schön ist das nicht

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​Bei der Sitzung der Strategiegruppe hat sich die FIA über den Willen der Teams und der Fans hinweggesetzt: Der Kopfschutz «Halo» (Heiligenschein) wird 2018 eingeführt – durch einen Kniff der FIA.

Seit Mittwochabend ist in den sozialen Netzwerken unter den Formel-1-Fans der Teufel los: Der unbeliebte Kopfschutz «Halo» (Heiligenschein) wird 2018 kommen. Dabei lehnen neun von zehn Teams diese Lösung ab, und bei zahlreichen Umfragen weltweit wurden stets ähnliche Werte gemessen – 75 bis 80 Prozent der Fans wollen keinen Halo.

Viele Fans wurden sich auch: Wieso kommt der Halo nun doch? Hatte die Strategiegruppe den Heiligenschein nicht vor fast genau einem Jahr (am 28. Juli 2016) abgelehnt?

Antwort: Doch. Aber hier macht sich erneut bemerkbar, was Insider wie Gerhard Berger ankreiden: Die Entscheidungsabläufe in der Formel 1 sind wie ein Supertanker – schwerfällig.

Und so geht das normalerweise: Verschiedene Arbeitsgruppen reichen ihre Ideen der so genannten Strategiegruppe weiter. Sie besteht aus Vertretern von sechs Rennställen (gegenwärtig Ferrari, Red Bull Racing, Mercedes, McLaren-Honda, Williams und Force India), des Autoverbands FIA (Jean Todt) sowie der «Formula One Group» (vertreten durch Bernie Ecclestone). Jede dieser drei Parteien besitzt sechs Stimmen. Die weiteren Teams durften an der Sitzung von Mittwoch, 19. Juli Vertreter dabeihaben, hatten aber kein Stimmrecht. Sie wurden jedoch eingeladen, an der Diskussion teilzunehmen.

Ideen der Strategiegruppe gehen nach einem Mehrheitsentscheid an die Formel-1-Kommission weiter. Die Formel-1-Kommission hat nur die Möglichkeit, einen Vorschlag abzunicken oder abzulehnen. Ist ein Vorschlag durchgewunken, geht er vor den FIA-Weltrat. Selten wird dort ein Vorschlag noch gestoppt.

Vor knapp einem Jahr sagte die FIA zum Halo: «Die Strategiegruppe hat einstimmig entschieden, dass 2018 einen Cockpitschutz eingeführt wird. Angesichts des engen Zeitrahmens wird es als ratsam eingeschätzt, den Rest des Jahres und den Beginn der kommenden Saison für weitere Versuche zu verwenden. Das schliesst zahlreiche Versuche im Rahmen der freien Trainings mit ein. Während der Halo derzeit die bevorzugte Kopfschutzlösung ist, ist die Strategiegruppe der Ansicht, mehr Entwicklungszeit könnte zu einer kompletteren Version führen.» (Wie der Aeroscreen von Red Bull oder der Shield, den Sebastian Vettel in Silverstone am Auto hatte. M.B.) Der Halo bleibt eine starke Option für 2018.»

Und «stark» ist das passende Stichwort. Denn obschon neun von zehn Teams den Halo ablehnen, nutzt FIA-Präsident Jean Todt eine Allmachtsregel: Sicherheitsrelevante Entscheidungen könnten gegen den Willen von Strategiegruppe und Formel-1-Kommission durchgepaukt werden.

Sky-GP-Experte Marc Surer sagte schon vor einem Jahr: «Wird der Halo nicht eingeführt und haben wir einen Unfall mit einem Schwerverletzten oder Schlimmerem, werden sich die Formel-1-Verantwortlichen den Vorwurf gefallen lassen müssen, eine Lösung gehabt, aber nichts getan zu haben.»

Offen bleibt, wie es weitergeht. Die Fans regten sich auch über Knick- und Knubbelnasen auf, mit der Zeit haben sie sich daran gewöhnt. Wird das beim Halo ähnliche verlaufen?

Bedauerlich nur: Endlich sehen die Formel-1-Renner wieder wie richtige Geschosse aus, die neue, schnellere Formel 1 mit den breiteren Hinterreifen ist gut angekommen, nun kommt der hässliche Halo.

Die FIA hat versprochen, am Design des Halo zu arbeiten. Parallel soll die Arbeit am Shield weitergehen, um die Schutzscheibe möglicherweise 2019 zum Halo-Nachfolger zu machen.

Abgesehen davon wurde bei der Sitzung der Strategiegruppe viel geredet und wenig beschlossen: So werden «zahlreiche Massnahmen zur Verbesserung der Show im Rahmen spezifischer Studien geprüft». Ferner ist eine Arbeitsgruppe gegründet worden, welche «sinnvolle Massnahmen zur Kostensenkung erarbeiten» wird.

In Sachen Motor ab 2021 wurde die Strategiegruppe über die Erkenntnisse jener Sitzungen informiert, welche in Paris mit Vertretern von Motorherstellern stattgefunden hatten. Im kommenden September will die FIA dazu Erkenntnisse veröffentlichen. Der Weg ist vorgegeben – der Formel-1-Motor ab 2021 wird ein 1,6-Liter-V6-Turbomotor bleiben, allerdings mit zwei Änderungen zu heute. Die Energierückgewinnung am Turbolader (MGU-H) wird eingemottet. Und die Motoren werden neu mit zwei Ladern bestückt.

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