Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Maserati: GP-Sport statt Formel E. Alfa Romeo in Indy

Von Mathias Brunner
​Spitzenmanager Sergio Marchionne, CEO des Fiat/Chrysler-Konzerns (FCA), denkt bei der Detroit Auto Show über die Rennzukunft der grossen italienischen Marken Maserati und Alfa Romeo nach.

 Aus sportlicher Sicht ist das grosse Ziel 2018 von Sergio Marchionne glasklar: Der Fiat/Chrysler-CEO und Ferrari-Präsident will mit Sebastian Vettel die Formel-1-WM gewinnen. Selbst wenn Marchionne wiederholt gedroht hat, das «cavallino rampante» vom Formel-1-Spielfeld zu holen, glaubt niemand richtig an dieses Säbelgerassel. Die Formel 1 braucht Ferrari, und Ferrari braucht die Formel 1.

Aber was ist mit anderen zwei Marken, die eine grosse GP-Geschichte vorweisen können – Maserati und Alfa Romeo?

Marchionne hat eingefädelt, dass Alfa Romeo 2018 als Titelsponsor von Sauber auftritt. Schnell war danach davon die Rede, dass der Italo-Kanadier bei Haas ähnlich vorgehen könnte, mit der Marke Maserati. Dann war wiederum davon die Rede, dass er den Dreizack von Maserati eher in der Formel E unterbringen könnte.

Also was denn nun?

Noch im März 2017 hatte Marchionne davon gesprochen, dass kein Weg an der Formel E vorbeiführe. Das klang neun Monate später aber ganz anders. Im Rahmen des Weihnachtsessens von Ferrari sagte der 65-Jährige: «Man muss schon verstehen, dass die Formel E auf ein begrenztes Interesse stösst. Ich glaube, die beste Art und Weise, sein Know-how in Sachen Motoren in die Auslage zu stellen, das sind die Hybrid-Aggregate in der Formel 1. Wir brauchen die Formel E nicht, um unsere Fähigkeiten auf dem Gebiet der Elektrik zu beweisen. Das tun wir bereits in der Formel 1. Die Formel E ist ein Spielzeug, auch in Bezug darauf, wie die Serie geführt wird. Es kommt mir beispielsweise seltsam vor, mitten in einem Rennen die Wagen wechseln zu müssen.»

Im Rahmen der Detroit Auto Show spinnt Marchionne den Faden weiter und meint: «Maserati in der Formel E? Ich bin mir da nicht mehr so sicher. Es wäre wohl machbarer, in der Formel 1 mit Haas etwas auf die Beine zu stellen und das zu vernünftigen Kosten.»

In Italien war davon die Rede, dass Alfa Romeo nach Amerika zurückkehren könnte. Wir erinnern uns: Auch der legendäre Firmengründer Enzo Ferrari hat Dutzende Male gepoltert, aus der Formel 1 auszusteigen. So Mitte der 80er Jahre, als es um ein neues Motorreglement ging. Es ging darum durchzusetzen, dass Ferrari nach Ablauf der ersten Turbo-Ära wieder Zwölfzylindermotoren einsetzen kann.

Als Zeichen dafür, dass es ihm durchaus ernst war, liess Enzo Ferrari den IndyCar-Ferrari 637 bauen. Um mehr über CART-Renner zu erfahren, reiste Truesports-Star Bobby Rahal samt eines March 85C-Cosworth nach Italien, wo der Amerikaner in Fiorano auf die Bahn ging. Die Weichen zwischen Truesports und Ferrari hatte Reifenhersteller Goodyear gestellt. Auch Ferrari-Pilot Michele Alboreto bewegte den March.

Rahal sagte Jahre später: «Ferrari versuchte sogar, den damaligen March-Ingenieur Adrian Newey zu bekommen! Als das nicht möglich war, erhielt Gustav Brunner den Auftrag zum Bau des 637. Ferrari hat den March komplett zerlegt und alles gründlich angeschaut.»

Der Ferrari 637 wurde sogar der Presse vorgestellt und von Michele Alboreto getestet, aber es kam nie zu einem Renneinsatz.

Inzwischen hatten sich die Wogen mit den Regelhütern geglättet, zudem sprach sich der neue Ferrari-Technikchef John Barnard gegen ein Indy-Programm aus. Der Wagen wanderte direkt ins Museum. Zuvor hatte der Ferrari 637 Rundenzeiten gefahren, die auf Augenhöhe mit den Vorgaben des March lagen.

Ganz umsonst war das Projekt nicht: Der Ferrari-Indy-Motor vom Typ 034 wurde weiterentwickelt und erhielt später die Aufschrift Alfa-Romeo – Alfa engagierte sich von 1989 bis 1991 mit einem March-Chassis im CART-Sport, hatte aber wenig Erfolg. Roberto Guerrero erreichte 1989 als bestes Rennergebnis einen achten Rang in Detroit, 1990 war Platz 5 des Kolumbianers in Michigan das Highlight, 1991 wurde Danny Sullivan beim Meisterschaftsauftakt in Surfers Paradies Vierter und am Ende Gesamtelfter.

Der Lola T91/00-Alfa von 1991 ist zeitweise im Ferrari-Museum zu sehen, gleich dahinter steht der Indy-Ferrari.

Alles in allem war das Alfa-Abenteuer in den USA ein Fehlschlag. Kommt es jetzt zum Comeback? Marchionne in Detroit: «Ein Alfa Romeo in der IndyCar-Serie? Warum nicht? Wir haben die Tradition, und wir denken darüber nach.»

Das müsste wohl in Form eines Sponsorings passieren, denn IndyCar ist heute eine Mono-Formel, mit Fahrzeugen von Gian Paolo Dallara, und die Entwicklung eines Motors wäre in Sachen Kosten/Nutzen wenig aussichtsreich.

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