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Mercedes: Selbstanzeige in Mexiko, USA-Rätsel gelöst

Von Adam Cooper
​Mercedes verwendet ein Rad-Design, das bei der Konkurrenz die Augenbrauen hochgehen liess. Also wurden die Weltmeister gleich selber bei der FIA vorstellig. Das erklärt aber nicht die Niederlage in Austin.

Arbeit für die Rennkommissare am Autódromo Hermanos Rodríguez, noch bevor sich auch nur ein Rad gedreht hat. Aber das passt thematisch, denn es geht um ein Rad von Mercedes-Benz. Die Weltmeister setzen seit vergangenem August Felgen mit Belüftungslöchern ein, deren Design bei der Konkurrenz Augenbrauen hochgehen liessen. Die Gegner unterstellen, dass die tolle Form von Mercedes nach der Sommerpause auf besseres Reifenmanagement zurückgehe, und das sei durch das neue Design der Räder ermöglicht worden. Weil in Texas ein Protest in der Luft lag, verwendete Mercedes in Austin sicherheitshalber das frühere Radsystem. Sofort verbreiteten die Rivalen: Seht her, mit den alten Rädern ist Mercedes nicht mehr so konkurrenzfähig. Aber diese Argumentation hält einer eingehenden Betrachtung nicht stand. Wie auch immer: Mercedes wurde in Mexiko bei den FIA-Technikern selber vorstellig, weil die Champions geklärt haben wollten – ist unser Design jetzt in Ordnung oder nicht?

Die Rennkommissare Gerd Ennser (Deutschland), Tim Mayer (USA), Mika Salo (Finnland) und Jorge Rodríguez (Mexiko) sind aufgrund der Empfehlung der FIA-Techniker zum Schluss gekommen: Ja, das Design ist in Ordnung. Mercedes wird es also in Mexiko verwenden, allerdings kann die Einschätzung der FIA-Kommissare von einem Rennstall angeforchten werden. So ganz ist das Protest-Gespenst also noch nicht verbannt. Das Urteil gilt zudem nur für hier in Mexiko, in Brasilien oder Abu Dhabi kann das erneut zum Thema werden.

Ansatzpunkt für den Protest war die Frage, ob das geänderte Design nicht als bewegliches, aerodynamisches Hilfsmittel einzustufen sei. Was verboten wäre. Die FIA-Kommissare fanden: Die seit Belgien verwendeten, mit 12-löchrigen Distanzstücken auf der Radnabe ausgerüstete Lösung entspricht dem Reglement, weil sich das Distanzstück mit der Felge drehe und der Primärzweck die Kühlung sei, nicht die Aerodynamik. Die Mercedes-Lösung optimiert die Temperaturregulierung im Rad.

Was ist jetzt mit der Argumentation, das Wunderrad sei der Grund für die tolle Mercedes-Form nach der Sommerpause? Das lässt sich schnell entkräften: Die Mercedes-Fahrer hatten in Russland oder Japan erhebliche Probleme mit den Hinterreifen, trotz der neuen Lösung. Zudem hat das Schwächeln von Mercedes in Texas nichts mit dem Design des Rades zu tun.

Vielmehr erkannten die Mercedes-Techniker nach dem Rennen: Die Radlast war ungleich verteilt. Was nicht klar ist – ob das mit einer Notreparatur vor dem USA-GP zu tun hatte. Da mussten an beiden Silberpfeilen die Wasserpumpen getauscht werden. Durchaus denkbar, dass beim Zusammenbau in der Eile ein Fehler passiert ist. Gemäss Reglement durfte danach der Wagen nicht mehr gewogen werden. Aus diesem Grund konnten die Mercedes-Techniker diesen Fehler nicht entdecken.

Lewis Hamilton in Mexiko: «Der Wagen war nach dem Zusammenbau aus der Balance. Der Unterschied in der Radlast betrug 50 Kilogramm, das ist massiv. Das führte dazu, dass der rechte Vorderreifen und der linke Hinterreifen zu viel verkraften mussten. Das Auto lenkte nur widerwillig in Linkskurven, leider haben wir davon in Austin ziemlich viele. Das Handling war wirklich merkwürdig. Ohne dieses Problem wäre das Rennen in Texas ganz anders verlaufen.»

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