Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Gewinner, Verlierer: Ferrari, Vettel und Williams

Von Andreas Reiners
Sebastioan Vettel

Sebastioan Vettel

Die zweite und finale Testwoche der Formel 1 in Barcelona ist Geschichte, der Saisonstart rückt näher. Wir haben Gewinner und Verlierer gekürt.

Sebastian Vettel ist keiner, der sich weit aus dem Fenster lehnt. Der Ferrari-Star wägt ab, ist vorsichtig. Zu viel lief während seiner Karriere bei den Roten schon schief.

Eine tolle Vorbereitung? Na und? «Ich sehe diese Weltmeisterschaft als einen langen Weg, wir haben erst Februar. Wir stehen vor einer langen Saison mit großen Herausforderungen», sagte er in Barcelona.

Er sagt aber auch: «Wir haben eine starke Truppe, wir gehen mit viel Selbstvertrauen in die GP-Saison. Wir wollen vom ersten Rennen an auf Speed sein. Ferrari hat alle Zutaten, um Weltmeister zu werden, und 2019 wollen wir unser großes Ziel endlich erreichen.»

Ferrari gehört sowohl zu den Gewinnern der zweiten Testwoche, als auch zu den Verlierern.

Gewinner Ferrari:

Es zeigte sich auch in Woche zwei: der Ferrari ist schnell. «Winterweltmeister» - so wurde bereits ein wenig gespottet, da schnelle Runden in Barcelona natürlich keine WM-Punkte bringen. Aber: Es ist für die Italiener tatsächlich sehr ermutigend, was der SF90 gezeigt hat. Kann Ferrari das in die Saison transferieren, ist ein starker Start locker drin.

Verlierer Ferrari:

Ja, die Scuderia gehört auch zu den Verlierern. Denn die zweite Woche zeigte auch, dass bei den Roten noch lange nicht alles glatt läuft, dass der Ferrari am Ende dann doch zu oft mit Problemen stehen blieb. Es gibt bei allem Optimismus also noch genug zu tun.

Gewinner Sebastian Vettel:

Lassen wir seinen (unverschuldeten) Crash mal außen vor, war auch die zweite Testwoche erfolgreich. Vettel wirkt ausgeruht, motiviert, angriffslustig, bereit für den großen Wurf. Außerdem hat er die komplette Unterstützung seines neuen Teamchefs Mattia Binotto, der seinem Champion den Rücken stärkte: Kommt es hart auf hart, setzt Ferrari auf Vettel. Das wird nochmals Rückenwind verleihen.

Verlierer Racing Point:

Viele Erkenntnisse gab es auch in der zweiten Woche nicht, denn man blieb lange in der Garage. Fortschritte mache man, erklärte Sergio Pérez. Die vergleichsweise wenigen Runden bereiten dem Mexikaner aber Bauchschmerzen. 2909 Kilometer waren es am Ende, und es waren auch nur rund 300 Kilometer mehr als Williams. Racing Point bleibt weiterhin eine Unbekannte, weil der Rennstall für den WM-Auftakt in Australien ein erhebliches Evo-Paket in petto hat. Aber eben erst für Melbourne. Sitzt das nicht, hat das Team endgültig ernsthafte Probleme.

Gewinner Mittelfeld:

Eigentlich ist hier der Fan der Gewinner. Denn eine wichtige Erkenntnis aus Barcelona: Machen Sie sich auf ein unfassbar spannendes Getümmel im Mittelfeld gefasst. Renault, Haas und Alfa Romeo-Sauber haben Vorteile, direkt dahinter kommt Toro Rosso-Honda. Racing Point bleibt wie erwähnt eine Unbekannte. McLaren hat zwar tolle Rundenzeiten gezeigt, aber die Dauerläufe sprechen eine andere Sprache. Die beiden Traditions-Teams von McLaren und Williams bilden den Schluss des Mittelfelds. 2018 hatte Williams mit Abstand das schlechteste Auto gebaut. Ob die Engländer die rote Laterne abgeben können, wird sich zeigen.

Verlierer Williams:

Es bleibt bitter für den Traditionsrennstall. Zwar konnte man in Sachen Kilometer einiges aufholen, doch zum Abschluss gab es bei der Rennsimulation erneut massive Probleme. Das Auto sei müde, sagte Technikchef Paddy Lowe. Rückkehrer Robert Kubica schlägt Alarm:: «Wir haben am Ende das Maximum herausgeholt, aber dieses Maximum reicht nicht. Das Auto war weit vom Optimum entfernt. Ich weiß vielleicht 20 Prozent von dem, was ich wissen sollte. Alles andere ist unklar. Es gibt einfach noch so viele Fragezeichen.» Klar ist nur: Williams ist aktuell abgeschlagen.

Gewinner Haas:

Das US-Team hat einen durchaus vielversprechenden Eindruck hinterlassen. Nach einer eher schwierigen ersten Woche mit nur 1783 Kilometern rissen Grosjean und Magnussen in der zweiten Woche starke 2272 Kilometer ab. Die abschließende Rennsimulation bewies: Leidet der Renner nicht unter Kinderkrankheiten, ist er konstant schnell unterwegs. Zwischenzeitlich sogar so schnell wie Ferrari, wie Teamchef Günther Steiner jubelte. Man hat theoretisch das Potenzial für den vierten Platz hinter den Top drei. Und damit auch das Potenzial für Podiumsplätze.

Gewinner Honda:

Die vielen Runden der Honda-befeuerten Teams Red Bull Racing und Toro Rosso haben zahlreiche Insider verblüfft. Red-Bull-Rennchef Dr. Helmut Marko ist überaus angetan. Der Grazer sagt: «Das waren für uns die besten Tests seit Einführung der Hybridformel Anfang 2014. Wir kamen trotz zweiter Ausritte von Pierre Gasly auf eine unglaubliche Kilometerleistung, hatten absolute Zuverlässigkeit dank Honda, durch die vielen Kilometer kamen wir in der Abstimmung sehr weit und sind daher heuer für das erste Rennen ganz anders aufgestellt.» Für die Saison 2019 traut sich der Le-Mans-Sieger von 1971 zu sagen: «Wir sollen mindestens fünf Rennen gewinnen.» Das ist mal eine Ansage.

Verlierer Pierre Gasly:

Der Franzose crashte sein Auto bei den Wintertests gleich zweimal. Gasly kleinlaut: «Es tut mir sehr leid für mein Team, das ich im Stich gelassen habe und dem ich eine Nachtschicht aufbrumme. In solch einer Situation musst du dich aufs Positive konzentrieren – wir haben ungeachtet des Unfalls viele Kilometer fahren können. Wir haben viel gelernt. Wir dürfen zufrieden sein. Ich bin sehr froh über die Standfestigkeit des Autos.»

Barcelona-Test: Die Zeiten der zweiten Woche

1. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF90, 1:16,221, C5 (Freitag)
2. Lewis Hamilton (GB), Mercedes-Benz W10 EQ Power+, 1:16,224, C5 (Freitag)
3. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF90, 1:16,231, C5 (Donnerstag)
4. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes-Benz W10 EQ Power+, 1:16,561, C5 (Freitag)
5. Nico Hülkenberg (D), Renault R.S.19, 1:16,843, C5 (Freitag)
6. Alex Albon (T), Toro Rosso STR14-Honda, 1:16,882, C5 (Donnerstag)
7. Daniil Kvyat (RU), Toro Rosso STR14-Honda, 1:16,898, C5 (Freitag)
8. Carlos Sainz (E), McLaren MCL34-Renault, 1:16,913, C5 (Freitag)
9. Romain Grosjean (F), Haas VF-19-Ferrari, 1:17,076, C5 (Freitag)
10. Lando Norris (GB), McLaren MCL34-Renault, 1:17,084, C5 (Donnerstag)
11. Pierre Gasly (F), Red Bull Racing RB15-Honda, 1:17,091, C5 (Donnerstag)
12. Daniel Ricciardo (AUS), Renault R.S.19, 1:17,114, C5 (Freitag)
13. Kimi Räikkonen (FIN), Alfa Romeo-Sauber C38-Ferrari, 1:17,239, C5 (Freitag)
14. Lance Stroll (CDN), Racing Point RP19-Mercedes, 1:17,556, C5 (Donnerstag)
15. Kevin Magnussen (DK), Haas VF-19-Ferrari, 1:17,565, C5 (Freitag)
16. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo-Sauber C38-Ferrari, 1:17,639, C5 (Donnerstag)
17. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB15-Honda, 1:17,709, C3 (Freitag)
18. Sergio Pérez (MEX), Racing Point RP19-Mercedes, 1:17,791, C5 (Freitag)
19. George Russell (GB), Williams FW42-Mercedes, 1:18,130, C5 (Donnerstag)
20. Robert Kubica (PL), Williams FW42-Mercedes, 1:18,993, C5 (Freitag)

Barcelona, 8. Tag (Freitag, 1. März)
1. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF90, 1:16,221 (110) C5*
2. Lewis Hamilton (GB), Mercedes-Benz W10 EQ Power+, 1:16,224 (61) C5
3. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes-Benz W10 EQ Power+, 1:16,561 (71) C5
4. Nico Hülkenberg (D), Renault R.S.19, 1:16,843 (51) C5
5. Daniil Kvyat (RU), Toro Rosso STR14-Honda, 1:16,898 (131) C5
6. Carlos Sainz (E), McLaren MCL34-Renault, 1:16,913 (134) C5
7. Romain Grosjean (F), Haas VF-19-Ferrari, 1:17,076 (73) C5
8. Daniel Ricciardo (AUS), Renault R.S.19, 1:17,114 (52) C5
9. Kimi Räikkonen (FIN), Alfa Romeo-Sauber C38-Ferrari, 1:17,239 (132) C5
10. Kevin Magnussen (DK), Haas VF-19-Ferrari, 1:17,565 (94) C5
11. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB15-Honda, 1:17,709 (29) C3
12. Sergio Pérez (MEX), Racing Point RP19-Mercedes, 1:17,791 (104) C5
13. Robert Kubica (PL), Williams FW42-Mercedes, 1:18,993 (90) C5

*Reifenmischungen: C1 die härteste, C5 die weichste, Abstände zwischen den Mischungen gemäss Pirelli: C1 zu C2 0,9 Sekunden, C2 zu C3 0,7 Sekunden, C3 zu C4 0,6 Sekunden, C4 zu C5 0,6 Sekunden

Barcelona, 7. Tag (Donnerstag, 28. Februar)
1. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF90, 1:16,231 min, C5 (138 Runden)
2. Alex Albon (T), Toro Rosso STR14-Honda, 1:16,882, C5 (118)
3. Lando Norris (GB), McLaren MCL34-Renault, 1:17,084, C5 (84)
4. Pierre Gasly (F), Red Bull Racing RB15-Honda, 1:17,091, C5 (65)
5. Daniel Ricciardo (AUS), Renault R.S.19, 1:17,204, C5 (65)
6. Nico Hülkenberg (D), Renault R.S.19, 1:17,496, C5 (73)
7. Lance Stroll (CDN), Racing Point RP19-Mercedes, 1:17,556, C5 (103)
8. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo-Sauber C38-Ferrari, 1:17,639, C5 (71)
9. Romain Grosjean (F), Haas VF-19-Ferrari, 1:17,854 C4 (16)
10. Lewis Hamilton (GB), Mercedes-Benz W10 EQ Power+, 1:18,097, C2 (85)
11. George Russell (GB), Williams FW42-Mercedes, 1:18,130, C5 (140)
12. Kevin Magnussen (DK), Haas VF-19-Ferrari, 1:18,199, C3 (53)
13. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes-Benz W10 EQ Power+, 1:18,862 C3, (97)

Barcelona, 6. Tag (Mittwoch, 27. Februar)
1. Carlos Sainz (E), McLaren MCL34-Renault, 1:17,144 (130 Runden) C4
2. Sergio Pérez (MEX), Racing Point RP19-Mercedes, 1:17,842 (88) C4
3. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF90, 1:18,195 (40) C3
4. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo-Sauber C38-Ferrari, 1:18,209 (113) C4
5. Romain Grosjean (F), Haas VF-19-Ferrari, 1:18,330 (120) C5
6. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB15-Honda, 1:18,395 (128) C3
7. Daniil Kvyat (RU), Toro Rosso STR14-Honda, 1:18,682 (101) C3
8. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes-Benz W10 EQ Power+, 1:18,941 (74) C3
9. Lewis Hamilton (GB), Mercedes-Benz W10 EQ Power+, 1:18,943 (102) C3
10. Nico Hülkenberg (D), Renault R.S.19, 1:19,056 (58) C3
11. Robert Kubica (PL), Williams FW42-Mercedes, 1:19,367 (130) C4
12. Daniel Ricciardo (AUS), Renault R.S.19, 1:22,597 (72) C2
13. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF90, keine Zeit (1)

Barcelona, 5. Tag (Dienstag, 26. Februar)
1. Lando Norris (GB), McLaren MCL34-Renault, 1:17,709 (80 Runden) C4
2. Pierre Gasly (F), Red Bull Racing RB15-Honda, 1:17,715 (136) C3
3. Lance Stroll (CDN), Racing Point RP19-Mercedes, 1:17,824 (82) C5
4. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF90, 1:17,925 (81) C3
5. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo-Sauber C38-Ferrari, 1:18,589 (99) C4
6. Alex Albon (T), Toro Rosso STR14-Honda, 1:19,649 (103) C4
7. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF90, 1:18,651 (29) C3
8. Kevin Magnussen (DK), Haas VF-19-Ferrari, 1:18,769 (131) C4
9. George Russell (GB), Williams FW42-Mercedes, 1:19,662 (119) C5
10. Daniel Ricciardo (AUS), Renault R.S.19, 1:20,107 (77) C2
11. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes-Benz W10 EQ Power+, 1:20,167 (7) C2
12. Lewis Hamilton (GB), Mercedes-Benz W10 EQ Power+, 1:20,332 (83) C2
13. Nico Hülkenberg (D), Renault R.S.19, 1:20,348 (80) C3


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