Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Kanada-GP: 60 Millionen Dollar für die Formel 1

Von Mathias Brunner
​Der kanadische Rennpromoter François Dumontier enthüllt: Der Bau des neuen Boxengebäudes am Circuit Gilles Villeneuve hat 60 Millionen Dollar verschlungen, das sind rund 40 Millionen Euro.

Die Formel 1 wird 2019 stilvoll begrüsst: Vorbei die Zeiten, als die Mechaniker in engen, zu wenig ausgeleuchteten Boxen aus dem Jahre 1988 arbeiten mussten. Vorbei die Zeiten, als die Medienvertreter in einem Zelt arbeiteten, an dem hörbar Wind und Wetter zerrten und das ein interessantes akustisches Schauspiel bot – es war nie ganz sicher, ob die Formel-1-Motoren nun draussen lauter sind oder drin. Jedenfalls war kaum ein Wort zu wechseln, sobald die Rennwagen für Training oder Grand Prix ausrückten.

Und nun das: ein modernes, luftiges Gebäude, das gemäss Rennpromoter François Dumontier 60 Millionen kanadischer Dollar kostete (umgerechnet 40 Millionen Euro) und das bereits einen Design-Preis gewonnen hat.

Der Franko-Kanadier François Dumontier erklärt: «Seit 1988 und der vorherigen Generation des Boxengebäudes hat die Formel 1 sich massiv verändert. Eine Box mass bis nach hinten 13 Meter, die moderne Box bietet rund 20 Meter. Weil die ganze Box grösser ist, konnten wir auf die Zelte hinter dem alten Boxengebäude verzichten. Die Rennställe bringen das ganze Material locker in der neuen Box unter. Dafür haben wir hinten Platz für Team-Häuschen gewonnen. Die Medienvertreter finden endlich zeitgemässe Arbeitsbedingungen. Und wir haben im Paddock-Klub Platz für 5000 Besucher.»

Die alte Anlage wurde nach dem Kanada-GP 2018 abgerissen. François Dumontier weiter: «Wir mussten das alles innerhalb von zehn Monaten auf die Reihe bekommen, einfach war das nicht. Jeder weiss, wie grimmig die Winter hier sind. Und der vergangene Winter war selbst für kanadische Verhältnisse lang und kalt. Aber wir haben alles geschafft. Wir sind sehr stolz auf unsere Arbeit.»

«Es brauchte viel Verhandlungsgeschick, diese 60 Millionen zusammen zu bekommen. Der grösste Teil des Geldes kommt von der Stadt Montreal, 18 Millionen hat jedoch auch die Regierung der Provinz Québec beigesteuert. Allen war klar: Wir brauchen das. Es ging nicht nur darum, die Zukunft des Rennens zu sichern, sondern auch das richtige Image zu vermitteln. Wir wollen hier Montreal in die Auslage stellen, und mit dem neuen Boxengebäude ist das einfach besser. Das Gebäude hat im vergangenen Dezember den ‘Canadian Architect Award of Excellence’ gewonnen. Es sollte die Natürlichkeit des Parks Jean Drapeau reflektieren und auch an die legendären Bauten der Weltausstellung von 1967 erinnern. Wir wollten nachhaltig bauen, mit Material aus der Region, wir haben Solarzellen auf dem Dach und viele offene Flächen, sodass wir auf dort auf Air-Condition verzichten konnten.»

«Einmal im Jahr macht hier die Formel 1 Halt. Aber die Anlage ist so konzipiert, dass wir auch andere Veranstaltungen durchführen können, und für 2019/2020 haben wir schon Einiges geplant. Mir war wichtig, dass die Pistenführung nicht beeinträchtigt wird. Die Strecke passt so, wie sie ist. Am Ende wurde die neue Anlage nur 30 Meter länger als die alte, aber eben viel tiefer. Wir haben die Boxengasse um drei Meter schmaler gestaltet und dem Ruderbecken ein wenig Raum abgewonnen. Am Donnerstag vor dem Rennen ist Tag der offenen Tür, und ich gehe davon aus – das neue Boxengebäude wird so viele Menschen anlocken wir nie zuvor. Normalerweise haben wir das auf 9.00 bis 12.00 Uhr beschränkt, aber dieses Mal werden die Fans länger bleiben können. Wir haben vor 25 Jahren mit diesem Tag begonnen, das hat damals niemand sonst gemacht in der Formel 1.»

«Wir haben seit 1967 einen Grossen Preis von Kanada im Rahmen der Formel-1-WM, wir sind seit 1978 in Montreal. Kein Rennen ausserhalb Europas ist so oft ausgetragen worden. Den Regierungen von Montreal, Québec und Kanada ist die grösste Sportveranstaltung des Jahres sehr wichtig. Kein anderer Anlass zieht so viele Touristen innerhalb weniger Tage an. 2009 haben wir ein Jahr auslassen müssen, das hat geschmerzt. Und wir werden weiterarbeiten, um auf dem jüngsten Stand zu bleiben. Wir planen einen frischen Asphalt, der wird vermutlich für das Rennen 2021 fertig sein.»


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