Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Motorsport und Umwelt: So will Mercedes Vorbild sein

Von Mathias Brunner
​Klima-Neutralität und Motorsport, wie geht das? Mercedes präsentiert eine Geschäftsstrategie mit dem Ziel, im Formel-1-Rennstall bis Ende 2020 klimaneutral zu arbeiten. Dafür wird sehr viel investiert.

Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton hatte den Stein ins Rollen gebracht, mit düsteren Worten über unsere Umwelt. «Es stimmt mich traurig, wenn ich daran denke, wo diese Welt hinsteuert. Unser Aussterben wird mehr und mehr wahrscheinlich, denn wir plündern unsere Ressourcen. Die Welt ist wirklich ein total kaputter Ort. Führende Politiker sind entweder ungebildet oder ihnen ist die Umwelt einfach schnuppe.»

Basierend auf den besorgten Worten von Lewis Hamilton über den Zustand unserer Welt vertiefte Sebastian Vettel im Rahmen des Mexiko-GP: «Es wäre dumm, wenn du ignorieren würdest, was mit unserer Welt passiert. Mir ist schon klar, dass wir mit unserer ganzen Reiserei einen ziemlich grossen Fussabdruck hinterlassen. Ich bin der Ansicht: Die Formel 1 als Sport müsste in Sachen Umweltbewusstsein mehr machen.»

«Das muss aber bei jedem Einzelnen beginnen. Jeder kann ein klein wenig dazu beitragen, und wenn alle Menschen so vorgehen würden, dann würde das weltweit einen enormen Unterschied erzeugen. Unsere Welt verändert sich, das kann keiner abstreiten, wir müssen umdenken, und je schneller wir umdenken, desto besser.»

Es geht beispielsweise auf eine Initiative von Vettel zurück, dass im Formel-1-Fahrerlager Mehrweg-Abfalltonnen stehen.

Auch Formel-1-CEO Chase Carey und FIA-Präsident Jean Todt haben erkannt: Die Königsklasse kann sich einem bewussteren Umgang mit unserer Welt nicht verschliessen. Daher hat Carey das Ziel ausgegeben, dass die Formel 1 bis zum Jahr 2030 CO2-neutral wird.

Und darum geht es: Handlungen und Prozesse, durch welche Treibhausgase freigesetzt werden, haben eine die globale Klimakrise verstärkende, vereinfacht ausgedrückt Klima-schädigende Wirkung. Im Gegensatz dazu haben Handlungen und Prozesse, die keine Treibhausgasemissionen verursachen oder deren Emissionen vollständig kompensiert werden können, keine das Klima beeinflussende Wirkung; sie werden vereinfacht als Klima-oder Treibhausgas-neutral bezeichnet.

Als Zwischenziel hat Carey ausgegeben, bis in sechs Jahren alle Formel-1-Veranstaltungen nachhaltig durchzuführen – Einwegplastik wird verbannt, Müll wird wiederverwendet oder kompostiert, die Fans sollen umweltbewusster anreisen.

Formel-1-Weltmeister Mercedes-Benz geht einen Schritt weiter: Der Autohersteller hat seine nachhaltige Geschäftsstrategie für den Motorsport präsentiert. Der Plan beinhaltet die Verpflichtung, den CO2-Ausstoss der Mercedes-Werksteams in der Formel 1 sowie der Formel E deutlich zu reduzieren.
 
Infolgedessen wird das Mercedes-Team seinen CO2-Ausstoss bis ins Jahr 2022 verglichen mit dem Ausgangswert von 2018 um 50 Prozent verringern. Mercedes hat bereits wichtige Schritte eingeleitet, um seine Emissionen für die kommende Saison durch eine Umstellung auf erneuerbare Energien in den Rennsport-Werken zu reduzieren. Das Team wird unvermeidbare CO2-Emissionen mit Kompensationen nach dem Gold-Standard ausgleichen. Auf diese Weise wird das Mercedes-AMG Petronas F1 Team, inklusive der beiden Entwicklungsstandorte Brackley und Brixworth, ab 2020 treibhausgasneutral sein.
 
Mercedes-Benz übernimmt jedoch nicht nur die Verantwortung, den nachhaltigen Wandel in seinem eigenen Team voranzutreiben. Als aktiver Teilnehmer in der Formel 1 setzt sich die Marke mit dem Stern für ehrgeizige Schritte in Richtung Klimaneutralität für den gesamten Sport ein. Mercedes-Benz hat eine führende Rolle in der FIA-Arbeitsgruppe für nachhaltige Kraftstoffe eingenommen und setzt sich dafür ein, sowohl den Einsatz von erneuerbaren Treibstoffen als auch den Prozentsatz der elektrischen Leistung in den Formel-1-Antriebseinheiten in zukünftigen Reglements zu erhöhen.

«Die gesamte Automobilindustrie befindet sich mitten in einem massiven Wandel. Daimler geht dabei in vielerlei Hinsicht voraus und übernimmt die Verantwortung für nachhaltige Mobilität», sagt Toto Wolff, Teamchef und Geschäftsführer des Mercedes-AMG Petronas F1 Teams sowie Mercedes-Benz Motorsportchef. «Wir vertreten die Marke mit dem Stern auf der Rennstrecke, und wir möchten, dass unsere Motorsport-Plattformen ein Fallbeispiel für den raschen und aufgeschlossenen Einsatz von Innovationen für eine nachhaltigere Zukunft darstellen. Das reicht von den Hybrid- und batterieelektrischen Technologien in unseren Rennautos bis hin zu unseren alltäglichen Geschäftsabläufen an der Rennstrecke und in unseren Produktionsanlagen. Wir möchten an der Spitze dieses Wandels stehen.»

Zu den Schritten, die das Team bereits unternommen hat, gehört der Einsatz von erneuerbaren Energiequellen. Das High-Tech-Chassis-Werk in Brackley setzt auf erneuerbare Energiequellen, um den gesamten Betrieb mit Strom zu versorgen. Dazu gehören unter anderem der Windkanal des Teams, das Datenzentrum, die digitale Simulationsumgebung und die Prüfstände.
 
Das Technologiezentrum in Brixworth, in dem Mercedes-AMG High Performance Powertrains (HPP) die Antriebsstränge für die Formel 1 und die Formel E entwickelt und herstellt, produziert mehr als die Hälfte seiner Elektrizität durch Solarkollektoren und Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung vor Ort. Bei allen externen Energiequellen hat sich HPP im Laufe des Jahres einen Wechsel auf erneuerbare Energien zum Ziel gesetzt. Sowohl Brixworth als auch Brackley sind nach der internationalen Umweltmanagementnorm ISO 14001 zertifiziert.
 
Das Engagement des Teams wird sich auch an der Rennstrecke widerspiegeln. Die Verwendung von Einweg-Kunststoffen wird im Gastronomie-Bereich des Teams eingestellt und für jedes Teammitglied werden Hotelaufenthalte mit einer geringen Umweltbelastung eingeführt. Von kleinen Details bis hin zu grossen Geschäftstransformationen: Mercedes hat sich eine nachhaltige Geschäftspraxis für sein gesamtes Motorsport-Engagement vorgenommen.

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