Charles Leclerc (Ferrari/2.): Totgesagte leben länger
Charles Leclerc auf der Jagd nach Sergio Pérez
Ferrari hatte im Abschlusstraining zum Österreich-GP eine schwache Leistung gezeigt – Charles Leclerc Siebter, Sebastian Vettel Elfter. Und dann, scheinbar aus heiterem Himmel, ist der Monegasse Zweiter des Österreich-GP, wie vor einem Jahr. 2019 war Charles nach dem Rennen ziemlich genervt, weil er von Max Verstappen zur Seite geschubst worden war. Leclerc sass damals in einem irre schnellen Ferrari. Dieses Mal hätten nicht einmal die grössten Ferrari-Fans nach dem Training einen Podestplatz erwartet, denn die Italiener gurkten im Training hinterher.
Leclerc sagt: «Das ist auch für mich eine Riesenüberraschung, ich hätte niemals mit dem zweiten Platz gerechnet. Das war vielleicht eines meiner besten Rennen in der Formel 1. Wir haben alles perfekt auf die Reihe bekommen. Und wir haben in Sachen Strategie alles richtig gemacht.»
«Der zweite Platz fühlt sich wie ein Sieg an. Denn wir wussten, dass wir vom Auto her limitiert sind. Nach den ganzen Safety-Car-Phasen hatte ich in den Kurven 1 bis 3 erheblich Mühe, mir war klar, dass ich dort nichts ausrichten kann.»
«Gut, wir hatten auch ein wenig Glück, dass Hamilton eine Strafe erhalten hat, und natürlich profitierten wir auch vom Pech Verstappens und von Albon oder von der Strafe für Pérez, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Aber wir haben uns vor dem Rennen auch gesagt: Okay, die Ausgangslage ist nicht so gut, aber wir wollen jede Gelegenheit ergreifen, die sich uns bietet, und das haben wir heute geschafft. In der Formel 1 ist oft Vieles möglich, das hat sich einmal mehr gezeigt.»
«Wir haben derzeit kein Auto, das Rang 2 verdienen würde, aber es gibt eben verrückte Rennen, und das war eines. Uns ist klar, dass wir noch sehr viel Arbeit vor uns haben. Wir müssen jetzt Stärke zeigen und am Ball bleiben, und dann läuft es in Sachen Speed mit Verbesserungen ab Ungarn hoffentlich besser, aber das wird nicht so schnell gehen.»
«Ich wollte von Startplatz 7 aus ein aggressives Rennen zeigen, und das ist mir gelungen, daher bin ich sehr zufrieden. Es war turbulent vom Start bis ins Ziel, aber ich habe das sehr geniessen können. Als sich eine Chance ergab, etwa als Lando Norris so aufs Duell mit Pérez konzentriert war, dass er mich ein wenig vergessen hatte, da schlug ich zu. Das Duell mit Pérez war beinhart, hat aber Spass gemacht.»
Leclerc über die Rennatmosphäre beim Geisterrennen: «Normalerweise schaue ich in einem Rennen in die Tribünen hoch und geniesse es, die Fans zu beobachten, manchmal kannst du sie sogar im Wagen hören. Das alles fehlt jetzt, und das ist sehr schade, aber letztlich ist es so – lieber keine Fans, aber wir können Rennen zeigen, als überhaupt nichts.»