Max Verstappen: «Eine Menge Idioten da draussen»
Der Druck beim Brasilien-GP war enorm
Im Sommer 2024 sprach Vieles für Lando Norris und McLaren: Der englische Traditionsrennstall brachte über weite Strecken der Saison das schnellste Auto auf die Bahn, Max Verstappen stand mit einem störrischen Rennwagen von Red Bull Racing mit dem Rücken zur Wand, der Vorsprung auf seinen Kumpel Norris schmolz dahin.
Moment mal – Kumpel Norris? Vor allem britische Medien schürten die Rivalität zwischen WM-Leader Verstappen und seinem Jäger Lando, und wie Einiges davon dargestellt wurde, blieb Max etwas quer im Halse stecken, wie er nun im Red Bull-Podcast «Talking Bull» geschildert hat.
Max stellt fest: «Die Leute machen das in den sozialen Medien immer alles viel schlimmer als es ist. Es gibt eine Menge Idioten da draussen auf diesen Plattformen, Menschen, die immer ihren Senf beitragen, die immer etwas finden, worüber sie sich beschweren können. Es gibt eine Menge positiver Leute, aber auch einige richtige Trottel. Ich denke, es ist am besten, all das zu ignorieren.»
«Lando und ich haben uns sehr gut verstanden. Natürlich war die Atmosphäre auf der Strecke manchmal etwas angespannt, aber abseits der Strecke sollte das keine Rolle spielen. Wir versuchen immer, auf der Bahn unser Bestes zu geben, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Ich meine, immerhin kämpfen wir um den WM-Titel. Da ist es normal, dass gewisse Dinge passieren – aber zwischen uns ist alles gut.»
Das GP-Wochenende von Brasilien zeigte die ganze emotionale Achterbahn, welcher ein Formel-1-Fahrer unterworfen sein kann.
Zur Erinnerung: Wegen heftigen Regens konnte die Quali erst am Sonntagmorgen stattfinden. Ein Unfall von Lance Stroll führte dazu, dass Max den Einzig in Q3 verpasste, dazu kam eine Strafversetzung wegen des Einbaus eines neuen Motors, der Champion fand sich in der zweitletzten Startreihe wieder, Rivale Norris fuhr von Pole-Position los, eine üble Ausgangslage für Verstappen.
Aber dann stürmte der Red Bull Racing-Star mit einer der eindrucksvollsten Fahrten der Formel-1-Historie von Startplatz 17 zum Sieg, Norris patzte und wurde nur Sechster. Das Blatt hatte sich gewendet. Ein Rennen später stellte Max in Las Vegas seinen vierten Titel sicher.
Verstappen erinnert sich an Brasilien so: «Ich war sehr wütend über den Verlauf des Qualifyings. Ich wollte meinen Ruheraum am liebsten in Stücke schlagen, ich war so geladen, aber als ich ins Zimmer kam, sass dort mein Vater.»
«Seine Ruhe holte mich wieder runter. Wenn ich an jenen Tag zurückdenke, dann sehe ich im Ingenieursraum einige besorgte Gesichter, denn wir wussten – wir fahren von P17 los, und unser Hauptkonkurrent von der Pole. Wir mussten mit einem massiven Punkteverlust rechnen, und das konnten wir zu diesem Zeitpunkt der Meisterschaft nun mal gar nicht gebrauchen.»
«Alle waren ziemlich nervös, aber dann hat es erneut geregnet. Ich bin grimmig entschlossen ins Auto gesprungen. Ich mag es, im Nassen zu fahren, aber auch ich weiss natürlich nie, was auf mich zukommt, denn einer kann dich abräumen, oder du kannst dich selber drehen, bei solch tückischen Verhältnissen ist das ratz-fatz passiert.»
«Als das Rennen losging, hatte ich ein gutes Gefühl im Auto. Schritt für Schritt bin vorgedrungen. Es war am Ende eine enorme Erleichterung, auf dem Podium zu stehen. Sobald ich das Rennen gewonnen hatte, dachte ich in Sachen WM – das war’s.»
«Ganz ehrlich – ich würde Brasilien nicht noch einmal erleben wollen, denn dieser Tag war emotional so aufreibend, dass ich nicht weiss, ob ich diese Energie nochmals aufbringen würde. Es war ungefähr das Gleiche wie bei der Titelentscheidung damals gegen Hamilton 2021. Ich glaubte, mir zerspringt das Herz vor Anspannung.»
«Die Leute merkten mir das an, besonders meine Freundin Kelly. Sie kam vor dem Rennen in meinen Ruheraum, und normalerweise bin ich vor Einsatz eher ruhig. Dieses Mal nicht. Kelly meinte, meine Hände seien eiskalt. Solche Momente möchte man wirklich nicht noch einmal durchleben. Rückblickend ist es schön, wie das letztlich alles ausgegangen ist, aber erleben möchte ich es nicht noch einmal.»