Nelson Piquet: Mit Brandblasen aufs Siegerpodest

Nelson Piquet 1984
Erster Turbo-Weltmeister der Formel 1: Was Nelson Piquet, Brabham und BMW mit Motoren-Zauberer Paul Rosche 1983 erreicht hatten, war einzigartig. Mit entsprechend hohen Erwartungen startete man in die Saison 1984. Doch es folgte Ernüchterung, nein, riesiger Frust.
Die ersten sechs Rennen gingen ins Land, und die Boliden mit den bayerischen Vierzylinder-Motoren sahen nicht ein einziges Mal an bedeutender Stelle das Ziel – da waren auch die zwei Pole-Positions nur schwacher Trost.
Die Brabham fielen, zwar an vorderer Front kämpfend, meist mit Defekten im Umfeld des Motors aus.
Paul Rosche machte sich Sorgen um die sich häufenden sprichwörtlichen Pfennig-Defekte: «Wie konnten Teile, mit denen wir letztes Jahr alle geschlagen haben, plötzlich schlechter sein?»
Die Porsche-Motoren des McLaren-Teams hatten inzwischen mächtig zugelegt und entsprechend musste auch bei den BMW-Motoren mehr Leistung her.
Dies hatte zu hohe Öltemperaturen zur Folge, so dass Brabham-Designer Gordon Murray speziell für die relativ winkligen Kurse der bevorstehenden Nordamerika-Tournee länger Seitenkästen konstruiert und den Ölkühler vor der Pedalerie platzierte.
Markantes Erkennungsmerkmal dieser Anordnung war ein großer dreieckiger Lufteinlass an der eleganten Spitze des Brabham BT 53.
Und plötzlich kam die Wende.
Piquet fuhr am 17. Juni 1984 in Montreal vom Start bis ins Ziel als Erster. Was die Beobachter der Siegesfahrt allerdings nicht wissen konnten, war, dass der noch amtierende Weltmeister unterwegs Höllenqualen litt.
Da die Pedalerie nunmehr unmittelbar hinter dem Ölkühler angeordnet war, strömte dessen heiße Luft ungehindert direkt auf die Füße des gequälten Piloten.
Aber Piquet wäre nicht der Piquet, den wir alle so wegen seines Siegeswillens bewunderten, hätte er sich von derlei Kleinigkeiten vom Erfolg abbringen lassen. Überglücklich über seinen Sieg, konnte es sich bei der Siegerehrung mit riesigen Brandblasen kaum auf den beiden Füßen halten.
Piquet war aber schnell wieder hergestellt.
Nur eine Woche später fuhr er in Detroit wie zur Bestätigung Pole-Position und einen weiteren Sieg ein.
Einen dritten Erfolg in Folge verhinderte indes ein neuerliches Hitzeproblem: Beim folgenden Rennen in Dallas wurde es um den Motor so heiß, dass die Betätigung der Drosselklappen sich festfraß und Nelson, so gern er es getan hätte, nicht mehr Gas geben konnte.