Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Webber: «Holz hacken, Wein trinken, Porsche fahren»

Von Mathias Brunner
Goodbye, Mark und danke!

Goodbye, Mark und danke!

Noch während der Auslaufrunde zog Mark Webber seinen Helm aus – das war die passende Geste zum letzten Rennen, und Tränen gab es nicht nur wegen des Fahrtwinds.

Mark Webber wollte die letzten Sekunden in einem Formel-1-Renner geniessen: Er zog nach dem Brasilien-GP den Helm aus und hielt den schweissnassen Kopf in den Fahrtwind. Er hatte vielleicht nicht den Grand Prix gewonnen, aber er war der Sieger der Herzen, und sich mit der besten Rennrunde zu verabschieden, ist ganz nach seinem Geschmack gewesen.

Mark grinst: «Tränen? Aber nein – das war nur der Fahrtwind! Ich brauchte eine Weile, um den Helm vom Kopf zu zerren. Mein erster Eindruck dann: verdammt, sind diese Autos ohne Helm laut! Auf einmal hörst du Dinge, die du sonst nie hörst und die du wohl als Racer auch nicht hören willst. Der Grund für meine Geste war: Die Fans und die Streckenposten sehen von uns meist nur den Helm, jetzt sollten sie endlich wieder mal ein Gesicht sehen. Ich fand die Idee cool, ein schönes Gefühl, vor allem dann auch wegen der Reaktionen der Menschen.»

Ex-GP-Pilot Martin Brundle: «Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Rennkommissare nun an einer passenden Strafe für Mark herumstudieren. Ich würde vorschlagen – gebt ihm zehn Ränge zurück beim ersten Grand Prix 2014 in Australien ...»

Mark: «Ich wollte zum Schluss einfach nur geniessen. Ich musste viel an Australien denken, an meine Anfänge, an so viele Menschen, die mir geholfen haben, nach Europa zu kommen, die eine tolle Formel-1-Karriere ermöglicht haben. Ohne sie alle hätte ich das nicht geschafft, und dafür bin ich sehr dankbar.»

«Der Grand Prix war sehr intensiv. Wir sollten Bernie Ecclestone den Vorschlag machen, erst am Sonntag auf die Pisten zu kommen und dann ein Rennen zu fahren. Jeder schien sich an seine Limiten heranzutasten, daher war der Grand Prix vor allem in den ersten Runden so lebendig. Ich hatte einige tolle Rad-an-Rad-Duelle, zunächst mal musste ich mich der beiden Mercedes entledigen, die in Sachen Speed nicht ganz mithalten konnten. Dann kam ein tolles Duell mit Fernando.»

Kritisch wurde es in diesem Rennen für Mark nur einmal. Webber: «Ich kam zum Stopp rein und sah auf der grossen Videowand Vettel an der Box stehen. Oh, eine Wiederholung, schoss es mir durch den Kopf. Dann kam ich den Hügel hoch in die Boxengasse hinein und sehe Seb vor mir. Oh, doch keine Wiederholung! Ich war ziemlich verblüfft, denn so eine Situation ist bei Red Bull Racing eher selten. Aber wie es sich zeigte, hat unser Ergebnis dadurch nicht gelitten.»

«Ich freue mich, dass wir die Saison mit einem Doppelsieg abschliessen konnten. Ich fühle mich stolz, dass ich Teil dieses Teams sein durfte. Ich bin stolz, dass ich hier mit Sebastian und Fernando auf dem Podest stehen konnte, mit den zwei wohl besten Piloten dieser Generation – eine Ehre!»

Hand aufs Herz, wie fühlt sich Mark gerade?

«Puh, ich bin glücklich und auf eine gewisse Weise auch erleichtert. Ich weiss jetzt schon, dass ich das Fahren vermissen werde. Mit den ultimativen Fahrzeugen auf ganz besonderen Rennstrecken am Limit zu balancieren, das ist ein Gefühl, das einmalig ist. Ich werde die Perfektion der Formel 1 im Allgemeinen und bei Red Bull Racing im Besonderen vermissen.»

Und was genau macht er jetzt?

Mark grinst: «Nach Hause reisen, Holz hacken, die Feuerstelle in Gang bringen, Rotwein trinken, einmal durchatmen, dann Porsche fahren. Das ist eine ganz neue Herausforderung und auf die freue ich mich sehr.»

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