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Tost & Toro Rosso wie Vettel & Red Bull: Es wird eng

Von Mathias Brunner
Exklusiv – Franz Tost beleuchtet die Renault-Misere aus Sicht der Scuderia Toro Rosso. Das Juniorenteam von Red Bull kämpft mit ähnlichen Problemen wie Weltmeister Red Bull Racing.

Wenn wir uns darüber einig sind, dass Zahlen nicht lügen, dann stecken Red Bull Racing und die Scuderia Toro Rosso in richtig grossen Schwierigkeiten. In der Rangliste der bei den Tests von Jerez und Bahrain zurückgelegten Runden führt Mercedes mit 624 Runden. Toro Rosso und Red Bull Racing tauchen erst auf den Plätzen 8 und 9 auf (Toro Rosso mit 188 Runden, RBR gar mit nur 137 Runden). Mangelnde Kilometerleistung spiegelt sich auch in der Rundenzeit wider: Bei unserem Gedankenspiel, wer – gemessen am Bahrain-Test – vor dem Australien-GP über die Klinge springen müsste (mehr dazu finden Sie HIER), sieht es für die beiden Red-Bull-Teams düster aus: drei von vier Fahrern wären nicht dabei.

Red-Bull-Motorsportchef Dr. Helmut Marko hat versucht, die Komplexität der Probleme begreiflich zu machen (mehr dazu HIER), wir wollten aber auch wissen, was Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost zur Misere zu sagen hat. Hier sind seine Antworten.

Franz, Renault-Technikchef Rob White sagt: «Wir stehen ungefähr dort, wo wir zur Mitte des Jerez-Tests stehen sollten.» Wo steht Toro Rosso?

Es fällt schwer, die Leistungsfähigkeit des Autos einzuschätzen, weil wir kaum zum Fahren kamen – und dadurch mit den Abstimmungsarbeiten am Chassis hinten liegen.

Wie lautet deine Zwischenbilanz nach den beiden Wintertests von Jerez und Bahrain?

Das Mercedes-Werksteam liegt klar vorne, gefolgt von McLaren und Ferrari. Williams und Force India zeigten ebenfalls gute Leistungen. Bei Ferrari hatte ich den Eindruck, dass noch nicht alles gezeigt wurrde. Es entzieht sich natürlich meiner Kenntnis, mit wieviel Treibstoff die einzelnen Teams die schnellsten Zeiten erreichten.

Welches sind die markantesten Unterschiede zwischen dem Test in Andalusien und jenem in Arabien?

Neben dem wesentlich schöneren Wetter zeigte die Antriebseinheit eine bessere Leistung, das System startet zu funktionieren. Renault erzielte Fortschritte.

Toro Rosso liegt in der Teamwertung nach zurückgelegten Runden nur auf Rang 8. Welches sind derzeit noch die grössten Probleme?

Wir kennen das Fahrverhalten des Autos kaum, weil wir viel zu wenige Runden zuruecklegten. Sowohl die Haltbarkeit, als auch die Performance stellen zwei Unbekannte dar.

Was genau wird im Werk und was vor Ort in Arabien unternommen, um diesen Problemen zu begegnen?

Renault fährt intensive Prüfstandsversuche, um die Funktionstüchtigkeit der Antriebseinheit und das Ansprechverhalten zu verbessern. Toro Rosso wird einige Verbesserungen bringen.

Ihr habt für 2014 auf den gleichen Antrieb umgestellt wie Red Bull Racing. In welcher Weise können die beiden Rennställe bei der Fehlersuche voneinander profitieren?

Es besteht ein intensiver Gedankenaustausch zwischen beiden Teams zusammen mit Renault.

Es ist davon die Rede, dass Renault seinen Kunden in Sachen Einbettung der Antriebseinheit mehr Freiheit lässt als etwa Mercedes oder Ferrari. Ist das nun ein Vor- oder ein Nachteil?

Ich weiss nicht, welchen Einfluss Mercedes oder Ferrari auf den Einbau der einzelnen Komponenten nimmt. Bei den Problemen die bei Toro Rosso aufgetreten sind, ist sicher nicht das Design schuld.

Ist der Einbau der Elemente im Toro Rosso und im Red Bull Racing identisch?

Seitens der Antriebseinheit ist alles ziemlich identisch – die Verkleidungen betreffend jedoch nicht. Das würde auch das Reglement nicht erlauben.

Viele Mechaniker sagen mir: Alles bei der Arbeit mit den neuen Autos dauert doppelt so lange. Kannst du bitte den Lesern genauer erklären, was die Gründe dafür sind?

Der gesamte Aufbau des Auto ist wesentlich komplexer. Es gibt den Turbo-Motor mit dem Lader und einer komplizierten Auspuffanlage, dazu zwei Energierückgewinnungssysteme mit zig Elektrokabeln und Leitungen zur Kühlung. Nicht zu vergessen die voluminöse Batterie. Alles muss natürlich auf engstem Raum untergebracht werden. So ein Auto optimal vorzubereiten, das nimmt natürlich sehr viel Zeit in Anspruch, gerade bei den Tests, wenn die Systeme noch nicht ausgereift sind.

Der Eindruck drängt sich vielen Lesern auf: den Renault-Teams geht bis Australien die Zeit aus. Was muss beim zweiten Test passieren, damit ihr für Melbourne gerüstet seid?

Das Zeitfenster für Melbourne wird eng. Aber wenn beim zweiten Test in Bahrain alles funktioniert, besteht durchaus die Möglichkeit, zu den Mercedes Teams aufzuschliessen.

Wir haben nun viele negativen Aspekte angesprochen. Welche positiven Erkenntnisse gibt es aus acht Testtagen?

Mit dem neuen Powerunit-Package in dieser konzentrierten Form ist die Formel 1 wieder Vorreiter neuer Technologien. Das ist wichtig.

Welches Zwischenzeugnis kannst du Neuling Daniil Kvyat ausstellen?

Er ist nur sehr wenig gefahren. Bis jetzt hat er sich sehr gut ins Team integriert.

Zum Glück war nicht alles in Bahrain betrüblich: Ich höre, ein gewisser Teamchef hat sich auf der Kartbahn des «Bahrain International Circuit» als recht rüstig am Lenkrad erwiesen ...

Toro Rosso veranstaltet jedes Jahr während der Wintertests einen Sponsoren-Tag. Da werden alle Sponsoren zu einem Gedankenaustausch eingeladen. Am Nachmittag bestritten wir ein Kartrennen, das allen Beteiligten viel Spass bereitet hat.

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