Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Red Bull Racing und Renault: Schon fliegen die Fetzen

Von Mathias Brunner
Enttäuschte Gesichter bei Red Bull Racing: Dr. Helmut Marko (links), Christian Horner (Mitte) und Adrian Newey

Enttäuschte Gesichter bei Red Bull Racing: Dr. Helmut Marko (links), Christian Horner (Mitte) und Adrian Newey

Die Stimmung zwischen dem früheren Weltmeister-Team Red Bull Racing und Motorenlieferant Renault ist vergiftet: Wo bleibt der angekündigte Fortschritt der Franzosen?

Anfangs Juli trat Jean-Michael Jalinier aus persönlichen Gründen vom Posten des Geschäftsleiters von Renault Sport F1 zurück, sein Nachfolger wurde der frühere Caterham-Teamchef Cyril Abiteboul (37). Die Umstellung passte den Franzosen ins Konzept, denn nach dem vermurksten Schritt in die neue Turbo-Ära 2014 war klar – es muss sich etwas ändern und zwar schnell. Denn obschon Renault als einziger Motorenhersteller neben Mercedes 2014 Rennen gewinnen konnte (drei Siege von Daniel Ricciardo im Red Bull Racing-Auto) – wer vier Mal in Folge Weltmeister geworden ist (mit Sebastian Vettel und Red Bull Racing, von 2010 bis 2013), kann mit der Ausbeute von drei Saisonsiegen nicht zufrieden sein.

Abiteboul sagte Ende Januar beim französischen Pay-TV-Sender Canal+: «Wir schätzen, dass unser Rückstand auf Mercedes zum Schluss der Saison 2014 ungefähr 60 PS betrug. Bis Melbourne 2015 wollen wir diese Lücke um die Hälfte verringert haben. Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, 2015 fünf Grands Prix zu gewinnen.»

Von diesem Ziel ist Renault ungefähr so weit entfernt wie Melbourne von Frankreich: Ausgerechnet Lokalheld Daniel Ricciardo musste im Training zum Australien-GP einen Motorschaden hinnehmen, der ihn noch schmerzen wird – von den erlaubten vier Antriebseinheiten pro Fahrer und Saison ist eine bereits weg.

Daniil Kvyat konnte den Australien-GP gar nicht erst aufnehmen – sein Red Bull Racing-Renner rollte mit Verdacht auf Hydraulikdefekt noch während der Runde zur Startaufstellung aus.

Red-Bull-Berater Dr. Helmut Marko legt den Finger dorthin, wo es wehtut: «Das ist eine katastrophale Sache. Bei Daniel ist der Motor nach 50 Kilometern kaputt gegangen. Wir wissen noch nicht, warum. Wir haben jetzt am kommenden Mittwoch ein Meeting in England. So kann es nicht weitergehen. Es wird uns immer wieder versprochen, beim nächsten Mal werde es besser, die Prüfstandergebnisse seien ermutigend. Also entweder korreliert der Prüfstand mit der Strecke nicht oder man fährt dort mit anderen Voraussetzungen. Wenn nach 50 Kilometern ein Motorschaden auftritt, ist das für mich völlig unverständlich.»

Die beiden Dan von Red Bull Racing – der Australier Daniel Ricciardo und der Russe Daniil Kvyat – monieren die schlechte Fahrbarkeit des Motors, also die Art und Weise der Kraftentfaltung und das Verhalten beim Bremsen. Dr. Marko bestätigt: «Bei allen Triebwerken ist die Fahrbarkeit deutlich schlechter als bei den Testfahrten. Wir wollten uns verbessern und haben einen Schritt zurück gemacht. Wenn das Auto beim Bremsen schiebt und die Kraft beim Beschleunigen abrupt einsetzt, dann ist es schwer, eine vernünftige Abstimmung zu erarbeiten und konstant zu fahren. Der Abstand zur Spitze ist erschreckend.»

Red-Bull-Technikchef Adrian Newey macht aus seinem Herzen auch keine Mördergrube: «Wir versuchen wirklich alles Menschenmögliche zu helfen, aber es scheint eine gewisse Widerwilligkeit zu geben, sich voll zu engagieren. Es ist eine Sache, nicht konkurrenzfähig zu sein, jedoch einen Ausweg zu sehen. Es ist eine ganz andere Sache, nicht bei der Musik zu sein und sich nicht mit aller Kraft einzubringen. Und ich weiss nicht, warum das so ist.»

«Wir hatten vor der Saison zwölf Testtage und einen Filmtag. Dabei gab es sechs massive Motorschäden. Unser Testprogramm wurde beschnitten, weil wir einfach nicht genug Testkilometer hatten. Ich sehe kein Licht am Ende des Tunnels.»

Renault-Sportchef Abiteboul kontert, erneut bei Canal+: «Die Art und Weise, wie der Motor seine Kraft entwickelt … es ist kompliziert. Wir hatten nicht genügend Zeit auf den Prüfständen. Teile kamen spät, weil wir ein so aggressives Entwicklungsprogramm verfolgen. Dafür bezahlen wir nun den Preis.»

Gemäss Abiteboul werden die Fahrer von Red Bull Racing und Toro Rosso frühestens in China einen Fortschritt erleben: «Wir haben uns selber drei GP-Wochenenden Zeit gegeben, um auf das notwendige Niveau zu gelangen. Die Leistung ist da, die Standfestigkeit auch, wir können das alles gegenwärtig nur nicht voll abrufen.»

Der Franzose zeigt sich aber auch vom Verhalten seiner Partner enttäuscht: «Wir verstehen ihre Perspektive, aber das alles hilft nicht, wenn man ernsthaft arbeiten möchte. Überreaktion bringt in der Formel 1 wenig, und wir haben noch zwanzig Rennen vor uns. Wir haben uns zwölf Wertmarken zur Entwicklung zurückbehalten, damit werden wir in Sachen Leistung einen grossen Schritt nach vorne machen.»

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