Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Silverstone-Chef: Scharfe Kritik am Formel-1-Format

Von Mathias Brunner
Silverstone-Geschäftsleiter Patrick Allen darf mit dem Vorverkauf für den britischen Grand Prix zufrieden sein. Aber der Engländer macht sich um das Produkt Formel 1 grosse Sorgen.

Während alle über sinkende Zuschauerzahlen jammern, kann Patrick Allen Gutes verkünden: der Geschäftsleiter der Silverstone-Rennstrecke enthüllt – gemessen an 2014 sind 26% mehr Eintrittskarten für den britischen Grand Prix vom 5. Juli verkauft worden, der Umsatz ist um 20% gestiegen. Aber der Engländer macht sich Sorgen um unseren Lieblingssport: «Ich frage mich, ob die Formel 1 nicht zu technisch und zu wenig interessant ist.»

Patrick Allen redet nicht um den heissen Brei herum: «Die Rennen sind mir zu prozessionsmässig. Eigentlich sollten nicht die Fahrer, sondern die Technikchefs aufs Siegerpodest, denn alles dreht sich nur noch ums Auto. Pardon, aber wenn ein Junge wie Max Verstappen aus der Formel 3 direkt in die Formel 1 springen kann, sind die Autos dann nicht vielleicht zu einfach zu fahren?»

Der technische Bereich ist gemäss Allen viel zu sehr betont: «Die Leute wollen Formel-1-Rennen angucken, weil sie Rad-an-Rad-Kämpfe lieben, sie wollen keinen Technikern dabei zugucken, wie sie auf Computerschirme starren. Wir sind dabei, die Seele des Sports zu verlieren. Ich würde mir schon wünschen, dass uns der Autoverband FIA im Rahmen des Reglements eine interessantere Formel 1 bietet. Und wenn ich die weltweit fallenden Zuschauerzahlen sehe, dann muss ich mich schon fragen, ob das Produkt Formel 1 noch attraktiv ist. Wir müssen die Warnsignale ernst nehmen.»

Silverstone erwartet am 5. Juli 130.000 Fans, aber Patrick Allen weiss, dass das nicht immer so bleiben wird. Er macht sich auch Sorgen, weil die Traditionsrennen in Frankreich und Deutschland bereits verschwunden sind und Monza in Frage gestellt wird.

«So lange die FIA nur zuschaut, wird die Formel 1 sich mehr und mehr dem mächtigen Dollar des Ostens zuwenden. Ich würde da gerne etwas Biss der FIA sehen. Wenn du ein solches Führungsgremium hast, dann sollten sie auch führen.»

Der Vertrag zwischen «Formula One Management» (FOM) und Silverstone zur Austragung des britischen Grand Prix läuft bis 2020.

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