Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Noch nie hat man Sebastian Vettel so wütend gesehen

Von Rob La Salle
Sebastian Vettel

Sebastian Vettel

Der Reifenplatzer von Sebastian Vettel war nach dem elften Saisonrennen das beherrschende Thema. So auch bei der internationalen Presse.

Nachdem bei Sebastian Vettel der rechte Hinterreifen platzte, platzte dem Ferrari-Piloten auch der Kragen. Der viermalige Weltmeister wütete gegen Reifenhersteller Pirelli und war dabei kaum zu beruhigen. Der Sieg von Weltmeister Lewis Hamilton geriet angesichts des offen ausgetragenen Streits zwischen Vettel und Pirelli fast schon in den Hintergrund.

Auch die internationale Presse wunderte sich über einen wutschnaubenden Vettel, wie man ihn bislang selten gesehen hat. «Der wütende Vettel ist eine Seltenheit. Noch nie hatte man ihn so wütend gesehen. Vettel weiß, dass er sein Leben riskiert hat. Zuvor war ihm ein halbes Wunder gelungen, als er aus der vierten Startreihe auf den dritten Platz vorfuhr. Der Siegestraum ist jedoch zum Albtraum geworden», schrieb die italienische Corriere dello Sport.

La Repubblica, ebenfalls aus der Ferrari-Heimat Italien, schrieb: «Tag der Wut für Vettel. Erschrocken, erschüttert, wütend: Noch nie hatten wir Vettel so erlebt. Jetzt muss sich die Formel 1 ernsthafte Gedanken über ein Wochenende machen, in dem die Piloten sich in Lebensgefahr begeben haben. Zwischen Ferrari und Pirelli ist ein Krieg ausgebrochen.»

In der Tat werden sich zwischen Ferrari und Pirelli die Bälle hin und hergeschoben. Nach der Vettel-Kritik bezeichnete Motorsportchef Paul Hembery die Taktik Ferraris, bei Vettel nur auf einen Boxenstopp zu setzen, als zu aggressiv.

Ferraris Teamchef Maurizio Arrivabene konterte, die Strategie beruhe auf klaren Daten. Zudem sei die Scuderia von dem Pirelli-Mitarbeiter, der während des Rennens bei jedem Team dabei ist, nicht gewarnt worden. 27 Runden hatte Vettel nach seinem Stopp mit den Medium-Reifen absolviert.

Vettel war nach seinem Reifenplatzer natürlich nicht nur sauer, weil er einen möglichen Podiumsplatz verloren hatte, sondern weil solch ein Reifenplatzer bei 300 km/h schlicht lebensgefährlich ist. Die Gazzetta dello Sport schrieb dazu: «Bei Ferrari explodieren Reifen und Polemik. Nichts ist für einen Piloten verheerender als die Angst, die für Vettel jetzt zur Obsession geworden ist. Ferrari ist ein großes Risiko eingegangen, indem das Team beschlossen hat, so lange die selben Reifen einzusetzen. Ferrari hat die Grenzen ausgetestet und verloren.»

«Fast and furious: In Wahrheit ist Vettel diesmal eher wütend als schnell. Er ist ein besiegter Löwe, der einen schweren Schock erlitten hat. Sogar ein mehrfacher und erfahrener Weltmeister wie er kann sich der Angst nicht entziehen», so der Corriere della Sera.
In der Heimat von Weltmeister Lewis Hamilton feierte man natürlich vor allem den Mercedes-Piloten. «Lewis Hamilton fand seine Überlegenheit wieder und fuhr entspannt zum nächsten Sieg, wenig später explodierte Sebastian Vettels Temperament mit einer ähnlichen Wucht, wie sie zuvor seinen Hinterreifen zerrissen hatte. Vettel spricht seine Meinung nicht häufig offen aus, aber wenn, dann tut er es mit einer Kraft, die im Sport ihresgleichen sucht», schrieb der Telegraph.

Und die Daily Mail meinte: «Hamilton ließ seine Horror-Show aus dem Ungarn-Rennen vergessen und meldete sich mit Nachdruck aus der Sommerpause zurück. Seine Herrschaft über den Großen Preis von Belgien ließ uns gerade eindösen, als der Hinterreifen an Vettels Ferrari bei Vollgas explodierte.»

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