Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Kevin Magnussen: Porsche moderner als McLaren-Honda?

Von Mathias Brunner
​Mitte Oktober erhielt Kevin Magnussen von McLaren den Laufpass. Startet der junge Däne nun in der Sportwagen-WM durch? In Barcelona hat er einen Porsche getestet.

Die Art und Weise, wie Kevin Magnussen von McLaren erfuhr, dass er 2016 nicht mehr erwünscht ist, erzeugte im Formel-1-Fahrerlager Kopfschütteln. Der Däne erzählte damals: «Als das Datum verstrich, an welchem McLaren eine Option auf meine Dienste hätte ziehen können, da wartete ich auf eine Nachricht von ihnen. Ich habe dann einige Tage lang nichts gehört. Ungefähr nach einer Woche sah ich ein E-mail von Ron Dennis’ persönlicher Assistentin Justine Bowen und ahnte da schon, um was es sich handeln könnte. Es war nur ein kurzer Abschnitt, in dem erklärt wurde, dass es für mich in Zukunft nichts geben würde. Das Mail kam an meinem Geburtstag, um genau zu sein.»

Später bemerkte McLaren, dass dies nun vielleicht nicht die feine englische Art ist und versandte eine Lobhudelei auf Magnussen. Ein Zyniker im GP-Fahrerlager meinte beim darauf folgenden WM-Lauf in Austin (Texas): «Wenn Kevin so toll ist, wieso haben sie ihn dann nicht behalten?»

Der 23jährige Magnussen hatte geahnt, was auf ihn zukommt: «Ich hatte ja gesagt, ich wolle wieder Rennen fahren. Und als sich abzeichnete, dass McLaren für 2016 zwei Piloten hat, Fernando und Jenson, da war die Rechnung einfach. Drei Fahrer in zwei Autos, das geht nicht. Ich hätte nur eine Chance gehabt, wenn sich einer der beiden zum Rücktritt entschieden hätte. Als klar wurde, dass das nicht passieren würde, kam ich natürlich zum Schluss, dass es für mich bei McLaren keinen Platz geben würde.»

Kevin wusste immer: Ein weiteres Jahr als Reservist, das kommt nicht in Frage. «Nicht zu fahren, das fand ich frustrierend. Rennsport ist mein Leben, seit ich sechs Jahre alt bin. Ich hatte Schwierigkeiten, mit der Situation umzugehen. Aber dann riss ich mich zusammen und hänge mich in die Arbeit, an der Rennstrecke und auch zuhause im Werk, um von der Ingenieursseite mehr über den Sport zu lernen.»

«Die Formel 1 ist noch immer mein Ziel. Ich kann noch nicht in Details gehen. Aber es haben sich einige Möglichkeiten eröffnet, über die ich noch nichts sagen kann. Eine dieser Möglichkeiten werde ich ergreifen.»

Ob er vor wenigen Wochen damit Porsche gemeint hat? Kann der Däne mit einem Engagement in der Langstrecken-WM seiner Karriere frischen Schub geben?

Heute Dienstag hat Magnussen jedenfalls auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya die ersten Runden am Lenkrad eines Porsche 919 Hybrid gedreht – und ist schwer beeindruckt.

Der 2013er Champion der Formel Renault 3.5 sagt: «Das war toll. Der Porsche war der erste Rennwagen seit sechs oder sieben Monaten, den ich fahren konnte. Ein erstaunliches Auto mit verblüffender Leistung. Das ist derzeit das vielleicht fortschrittlichste Rennauto der Welt. Ich kann es kaum erwarten, erneut einzusteigen.»

«An einigen Dingen muss ich arbeiten, etwa am Umgang mit den Bremsen. Du kannst die Vorderräder ja nicht sehen unter der Verkleidung, also weisst du im ersten Moment nicht, wenn du die Vorderräder mal blockieren lässt. Daran muss ich mich erst gewöhnen. Auch die Sicht ist schlechter als im Einsitzer. Es gibt also einiges, das mir in Fleisch und Blut übergehen soll, aber der erste Eindruck ist hervorragend, und ich hatte viel Spass.»

Magnussen wird morgen weitertesten. Auch der Neuseeländer Mitch Evans (ein Schützling von Mark Webber) und der Engländer Oliver Turvey nehmen am Test von Marken-Weltmeister Porsche teil.

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