Formel 1: So heißen die neuen Autos

Michael Schumachers Vorgänger Moreno: Kein Groll

Von Vanessa Georgoulas
Roberto Moreno: «Das Team konnte mich einfacher rausschmeissen als Nelson Piquet»

Roberto Moreno: «Das Team konnte mich einfacher rausschmeissen als Nelson Piquet»

Roberto Moreno verdankte sein Benetton-Cockpit, das er später an Michael Schumacher abgeben musste, dem Zufall. Der Brasilianer blickt ohne Groll auf das Ende seiner Motorsport-Karriere zurück.

Roberto Moreno muss nicht lange überlegen, um das Rennen seiner Karriere zu benennen. Der Rennfahrer aus Rio de Janeiro schaffte es im Japan-GP 1990 als Ersatzmann für den verletzten Alessandro Nannini im Benetton B190 auf den sensationellen zweiten Platz hinter seinem Teamkollegen und Landsmann Nelson Piquet.

Es war Morenos erster Einsatz für das Benetton-Team, das später mit seinem Nachfolger Michael Schumacher zwei WM-Titel feiern durfte. Und es sollte auch bei diesem einen Formel-1-Podestplatz bleiben. In den darauffolgenden Grands Prix kam er nie über den vierten Platz hinaus.

Im Gespräch mit dem Kollegen von F1i.com erinnert sich der Brasilianer, wie es dazu kam, dass er den bei einem Hubschrauberunfall verletzten Italiener ersetzen durfte. Denn dabei spielte der Zufall eine grosse Rolle. «Ich reiste nach London, um den damaligen Brabham-Teammanager Herbie Blash zu treffen, doch ich war schon um zehn Uhr am Flughafen und er hatte erst um 17 Uhr Zeit. Um mir die Wartezeit zu verkürzen, rief ich alle möglichen Leute an, darunter auch John Barnard.»

Der Rennfahrer erklärte dem technischen Direktor des Benetton-Teams, dass er auf Job-Suche war und dieser bat ihn gleich um einen Gefallen, wie Moreno weiter erzählt: «Er fragte mich, ob ich nicht aushelfen und ins Auto fürs nächste Jahr steigen könne, damit er nicht seine beiden Stammfahrer Piquet und Nannini herbemühen müsse, und ich sagte zu.» Als der Brasilianer schliesslich bei Barnard ankam, klärte ihn dieser über den Unfall Nanninis auf, der sich in der Zwischenzeit ereignet hatte.

Moreno durfte einspringen, obwohl sich einige grosse Namen um das Cockpit bemühten, wie ihm Barnard verriet: «Ich würde in dieser Situation am liebsten nicht mit zwei Autos antreten, aber ich bin vertraglich dazu verpflichtet», verriet der technische Direktor seinem Besucher, und fügte an: «Alle rufen wegen des Cockpits an. Aber du bist der Einzige, der schon vor dem Unfall angerufen hat. Und du bist extra hergekommen, um uns einen Gefallen zu tun. Würdest du gerne fahren?»

Moreno nahm an und fand sich nach einigen Querelen mit seinem vorherigen Arbeitgeber EuroBrun schliesslich in Japan an der Seite von Piquet wieder. Er folgte seinem Teamkollegen durch das Rennen und machte alles richtig, weshalb er sich am Ende über den zweiten Platz freuen durfte.

«Plötzlich wollten mich alle, aber ich blieb Benetton treu, bis Michael Schumacher in Monza meinen Platz einnahm», erinnert sich Moreno, und beteuert: «Dass ich dann mitten in der Saison mein Cockpit an Schumacher abgeben musste, erfüllt mich nicht mit Wut, denn Benetton hatte mir ja die Chance meines Lebens eröffnet. Und ich war auch schon nicht mehr der Jüngste. Zwei Brasilianer in einem Team macht aus Sponsoren-Sicht auch nicht viel Sinn, oder?»

Und der spätere Champ-Car-Pilot fügte an: «Benetton stampfte dieses Riesenwerk in Enstone aus dem Boden, mit dem vielen Geld, das Schumacher durch Mercedes mitgebracht hatte. Das Team brauchte das und sie konnten mich einfacher rausschmeissen als Nelson. Es schmerzt mich also überhaupt nicht, wenn ich daran zurückdenke.»

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