Formel 1: So heißen die neuen Autos

Aston Martin und die Formel 1: Traum schon geplatzt?

Von Mathias Brunner
​Force-India-Teambesitzer Vijay Mallya strebt an, dass sein Team ab 2016 Aston Martin heisst. Aber Andy Palmer, Chef der britischen Traditionsfirma, spricht Klartext.

Was wäre das für ein Coup: Die Rückkehr der edlen Marke Aston Martin in den GP-Rennsport! Zur Erinnerung: Ein erstes Abenteuer Ende der 50er Jahre endete kläglich – der Wagen mit Frontmotor war konzeptionell veraltet, als er endlich zur Rennreife gebracht war. Der legendäre Rennleiter John Wyer brachte es damals auf den Punkt: «1958 hätte der Wagen Rennen gewinnen können. 1959 war er eine sterbende Ente, 1960 ein stinkender Fisch.»

Die Marke Aston Martin – nicht zuletzt dank der jahrelangen Verbindung zum Filmagenten James Bond weltberühmt (derzeit mit dem neuen Streifen «Spectre» in den Kinos) – und die Formel 1, sind sie vom Glamourfaktor her nicht füreinander geschaffen?

Force-India-Chef Vijay Mallya bezeichnete eine Partnerschaft mit der englischen Sportwagenfirma als «ein Mega-Event. Die Verhandlungen halten an. Solche Entscheidungen brauchen Zeit, das kann man nicht übers Knie brechen. Und eine solche Partnerschaft sollte auf Langfristigkeit angelegt sein. Aston Martin ist eine fabelhafte Marke, ein Aushängeschild für Grossbritannien. Mit Aston Martin verbunden zu sein, das wäre ein Riesending.»

Schnell gingen die Mahnfinger hoch: Wer soll diese Zeche bezahlen? Hatte nicht Aston-Martin-Chef Andy Palmer selber im Sommer erklärt, man habe für die Formel 1 nicht die notwendigen Mittel?

Vijay Mallya sagte weiter: «Es geht nicht darum, ob Aston selber das Geld ausgeben kann oder nicht. Mit dem Markenwert von Aston Martin würden sich so viele Sponsoren anziehen lassen. Das ist die wahre Magnetkraft.»

Die Idee besteht darin, aus Force India Aston Martin zu machen. Ein Namenswechsel, dem die anderen Rennställe zustimmen müssen. Die Vergangenheit hat gezeigt: In der Regel und notfalls mit etwas Überredungskunst von Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone sollte das kein allzu grosses Problem sein.

Mallya weiter: «Es wird derzeit über die ganzen finanziellen Zusammenhänge verhandelt. Wenn die Aktionäre von Aston Martin einverstanden sind, können wir anfangen, über Details zu sprechen.»

Was nicht passieren wird: Dass der Kunden-Mercedes-Motor von Force India auf einmal Aston Martin heisst. Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff hat das anfangs Juli im Interview mit SPEEDWEEK.com kategorisch verneint: «Wir haben Mercedes-Benz-Rennmotoren, und die werden wir aus Marketing-Gründen nicht anders benennen.»

Nochmals Vijay Mallya: «Wir haben ein gutes Werk, wir sprechen auch über Möglichkeiten der technischen Zusammenarbeit, etwa über die Nutzung des Windkanals.»

Es ist ein offenes Geheimnis: Teil des Deals zwischen Force India und Aston Martin ist die Whisky-Marke Johnnie Walker – aus dem gleichen Hause Diageo wie die auf den Force India plakatierte Vodkamarke Smirnoff. Mallya: «Ich bin mit Diageo befreundet, klar haben wür über die Möglichkeit von Werbung mit Johnnie Walker geredet. Das ganze Paket würde funktionieren, eine ideale Kombination von hochwertiger Marken-Identität.»

Aston-Martin-Chef Andy Palmer: «Echter Gegenwert»

Aber nun sieht es so aus, als könnte der grosse Traum von Mallya platzen. Denn einige Aussagen von Andy Palmer beim Portal dailysportscar.com fördern nicht unbedingt die Hoffnung, dass sich bald etwas tut.

Der Engländer sagt: «Über den GT3-Sport hinausgedacht, gibt es im Grunde zur zwei Wege, die man gehen kann – entweder zu einem LMP1-Auto für den Langstreckensport oder in die Formel 1. Jeder dieser Wege ist potenziell stichhaltig, sofern man das notwendige Geld dazu hat. Die Stichhaltigkeit ergibt sich aus dem Ort, an welchem wir dieses Interview führen. Unser Werk von Gaydon liegt mitten in einer Region, in welcher es von Rennställen und Zulieferfirmen wimmelt. Wir arbeiten hier sehr fachkundig mit Alu und Kohlefaser, wir sind führend in Sachen struktureller Verbundstoffverarbeitung, und natürlich profitieren wir dabei auch von der Zusammenarbeit mit Firmen, die vorwiegend für die Formel 1 tätig sind.»

«Wenn wir also Mittel und Wege fänden, um unseren Umgang mit Technik in einer Art und Weise zu zeigen, die einen Bezug zurück zum Kunden hat, wenn wir in LMP1 oder in der Formel 1 unsere technische Expertise beweisen könnten und einen Rückfluss in die Serie, wenn wir diese Verbindung herstellen könnten in aller Aufrichtigkeit, dann würde ich sagen – die Tür ist offen. Aber während ich das alles sage, sehe ich keinen solchen Weg heute und auch kaum in naher Zukunft.»

Aber was ist mit dem reinen Plakatieren des Namens? Palmer weiter: «Es muss authentisch sein. Daher sage ich ja ständig, dass es zweifelhaft sei, ob wir Formel 1 machen. Aber ich sage da bewusst auch, dass wir nie nie sagen würden.»

«Wir müssen die Firma auch durch andere Augen sehen als durch jene eines Briten, der fünfzig Jahre alt ist oder so. Wir müssen sie durch die Augen eines jungen chinesischen Unternehmers sehen. Wenn eine Leinwand frisch bemalt werden soll, dann gibt einem die Formel 1 sehr viel Aufmerksamkeit. Wir könnten sagen: „Wussten Sie, dass Aston Martin eine herrliche Renngeschichte hat? Nicht? Darum sind wir in der Formel 1!“»

«Also gibt es sehr wohl Marketing-Gründe, so etwas zu machen. Aber nochmals: Das geht nur, wenn wir eine echte, aufrichtige Verbindung zu einem Team haben, etwa in Form einer technischen Zusammenarbeit mit einem Rennstall. Man muss schon ziemlich viele Punkte verbinden, um den Menschen glaubwürdig zu machen, dass wir seit 102 Jahren Motorsport betreiben.»

«Letztlich kann sich aus heiterem Himmel eine Möglichkeit ergeben. Aber Grundlage dazu müssen solide Verbindungen sein. Wenn jemand daherkommt und sagt, “Ihr könnt euren Namen auf der Seite des Autos haben“, dann ist das kein Weg, den wir beschreiten wollen.»

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