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Pat Symonds: Fernando Alonso wäre falsch für Williams

Von Mathias Brunner
Pat Symonds (Mitte) 2009 mit Fernando Alonso und dem damaligen Chef-Renningenieur Alan Permane

Pat Symonds (Mitte) 2009 mit Fernando Alonso und dem damaligen Chef-Renningenieur Alan Permane

​Pat Symonds, Technikchef von Williams, arbeitete bei Benetton und Renault mit Michael Schumacher und Fernando Alonso. Heute verzichtet er lieber auf einen Superstar im Team.

Williams-Technikchef Pat Symonds (62) hat beim englischen Rennstall aus Enstone – zuerst unter der Bezeichnung Benetton, dann als Renault – mit den beiden Formel-1-Champions Michael Schumacher und Fernando Alonso gearbeitet. Er kennt die Stärken und Schwächen dieser Ausnahmekönner genau. Unter anderem auch deshalb, weil er mit ihnen in ihre Rolle als Champion hinein gewachsen ist.

Patrick Bruce Reith «Pat» Symonds ist mit seinen 62 Jahren ein Formel-1-Urgestein – zusammen mit Teambesitzer Ted Toleman stieg er anfangs der 80er Jahre von der Formel 2 in den Grand-Prix-Sport hoch, aus Toleman wurde Benetton, bei Benetton war Pat bei den ersten zwei WM-Titeln von Michael Schumacher dabei, das war 1994 und 1995.

Aus Benetton wurde dann Renault. Symonds, nunmehr als leitender Ingenieur, betreute Fernando Alonso bei dessen beiden Titeln 2005 und 2006. Heute arbeitet der Engländer als Technikchef bei Williams und erinnert sich gerne an die beiden Ausnahmekönner Schumacher und Alonso.

«Beide hatten eine vorbildliche Arbeitsethik, einen ausgeprägten Sinne für Details, ein überaus grosses Selbstbewusstsein. Beide arbeiteten mit ihren Technikern unheimlich eng zusammen. Aber für mich sticht das Selbstwertgefühl heraus. Sie wussten genau, dass sie Siegertypen sind, es wäre ihnen überhaupt nicht in den Sinn gekommen, eine Niederlage in Betracht zu ziehen. Diesen tiefen Glauben an die eigenen Fähigkeiten, das ist für mich ein Zeichen aller grossen Fahrer.»

«Michael konnte einfach unglaublich gut mit Menschen umgehen. Er ist einer der nettesten Kerle, die ich je in diesem Sport getroffen habe. Ich halte die grössten Stücke auf ihn. Seine Mitarbeiter waren ihm wirklich wichtig, er kannte jeden. Wenn er in meiner Nachbarschaft leben würde, dann wäre das mein besten Freund.»

«Fernando waren die Menschen nicht ganz so wichtig, er kannte auch nicht alle. Er stand einigen nahe, aber nicht so wie Michael. Schumacher wusste, dass er das ganze Team hinter sich hat. Alonso schätzte die Leute ab. Wenn ihm jemand zu helfen wusste, dann war er nett ihm ihm. Wenn er nicht helfen konnte, dann war es ihm einerlei.»

Niemand würde die fahrerischen Qualitäten dieser beiden Piloten auch nur eine Sekunde lang in Frage stellen. Aber hätte Symonds bei Williams ebenfalls gerne einen Superstar im Team?

Erstaunlicherweise antwortet Symonds auf diese Frage gegenüber unseren Kollegen von Autosport: «Wir haben Bereiche, die derzeit für uns wichtiger sind als das Engagement eines Starpiloten wie Fernando Alonso. Käme der Spanier jetzt zu uns, so könnten wir selbstredend von seinen Qualitäten profitieren, und ich glaube auch, dass wir gut hamornieren würden. Aber wenn ich an das Salär eines solchen Fahrers denke, dann hätten wir wohl ein Jahr lang nichts zu essen!»

Daher sind für Symonds Felipe Massa und Valtteri Bottas ideal: «Sie sind perfekt für unser Team. Sie arbeiten gut zusammen, sie sind Mannschaftsspieler, sie treiben einander an, denn ihr Leistungsniveau ist gleich hoch. Wenn ich die Wahl hätte, dann würde ich mich jederzeit für diese zwei Fahrer entscheiden. Und das sage ich nicht oft über ein Rennfahrerduo.»

Michael Schumacher und Mark Webber herausragend

Zurück zu den Qualitäten eines Piloten als Team-Leader, über die Symonds in einem längeren Gespräch mit SPEEDWEEK.com Auskunft gab.

«Ich habe nur zwei Fahrer erlebt, die ein Team wie ein Mann hinter sich scharen konnten – das waren Michael Schumacher und Mark Webber. Sie hatten einfach diese ganz besondere Persönlichkeit, sie wurden von allen gemocht, also zerrissen sich die Mitarbeiter förmlich, um ihnen zu helfen. Fernando war ein guter Leader, weil ihn alle respektierten, aber so begeisternd wie Michael war er nie.»

«Als Racer waren Alonso und Schumacher einander ziemlich ähnlich. Beide waren in der Lage, immer etwas Besonderes, immer dieses kleine Extra-Mehr aus sich herauszuholen, wenn es um die Wurst ging. Wir waren in der Zeit der Spritrennen zwischen den Tankstopps, und wenn Ross Brawn auf den Funk ging und Michael sagte, was er von ihm braucht, dann wussten wir, dass Michael Runde um Runde um Runde genau dies tun würde. Fernando kann das ebenfalls.

Beide sind auch überragend darin, ein Rennen sozusagen zu lesen. Sie können sich gewissermassen vom reinen Fahrern mental abkoppeln und haben Reserven, um über den Rennverlauf nachzudenken. Ich kann mich an ein Rennen in Kanada erinnern, als Fernando fast eine ganze Runde lang über Funk am Reden war – und das war seine schnellste Rennrunde! Also, wenn ich im Auto bin und einen Anruf erhalte, dann fahre ich als erstes mal gewiss langsamer. Ihn schien das nicht weiter zu stören. Dieses Plus an geistiger Kapazität hebt sie von den Gegnern ab. Sie erinnerten sich auch an alles.»

«Sowohl Fernando als auch Michael hatten sehr viele Daten zur Verfügung, sie wussten mit diesen Informationen umzugehen, zu sortieren, das ist wichtig, das ist nicht so relevant, und dann zogen sich die korrekten Schlüsse daraus, in welche Richtung zu gehen ist. Das Analysieren ist das Wichtige, nicht das Erinnern. Wir sprechen hier also nicht von einem photgraphischen Gedächtnis. Ein Mensch mit photographischem Gedächtnis wird später wissen, dass dieser Tisch hier weiss ist und wie die Blumen aussahen, die darauf standen. Fernando und Michael würden dir erklären, warum der Tisch weiss ist und aus welchen Gründen diese Blumen ausgesucht worden waren.»

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