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Fernando Alonso: Einsatz in China – gute Zeichen

Von Mathias Brunner
Fernand Alonso

Fernand Alonso

​Schon vor dem Bahrain-GP war Formel-1-Star Fernando Alonso sicher, dass er eine Startfreigabe erhalten würde. Die Ärzte sahen das anders. Nun beginnt alles von vorne.

Fernando Alonso hat ein Bild von sich gepostet, das ihn beim Training zeigt: «Ich erhöhe nach und nach die Trainingsbelastung», schreibt der Weltmeister von 2005 und 2006 dazu. «Es handelt sich vorwiegend um Indoor-Rad und Elastikübungen – also alles, was mit einer gebrochenen Rippe eben erlaubt ist! Ich bin glücklich damit, wie sich die Dinge entwickeln.»

Auf Facebook sind Videos von Alonso bei der Arbeit mit seinem langjährigen Physio Fabrizio Borra zu sehen.

Das alles ändert aber nichts daran, dass die FIA-Ärzte das Sagen haben: Nach Bahrain war der McLaren-Honda-Pilot mit Gutachten zweier spanischer Spezialisten gereist, die ihn als fit einstuften. Die FIA-Fachleute sahen das trotzdem anders.

McLaren-Teamchef Eric Boullier: «Wir sind zuversichtlich, dass Fernando den Test in China bestehen wird. Aber das letzte Wort haben die Ärzte der FIA.»

Dies am Donnerstag, 14. April im Medical-Center des Shanghai International Circuit.

Der Autoverband FIA verfügt von allen Piloten über umfangreiche Datensätze, was die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit betrifft. An diesem eigenen Fingerabdruck des Normalzustands gewissermassen wird ein Pilot nach einem Unfall gemessen. Gibt es abweichende Messwerte, schlagen die Ärzte Alarm. So auch hier.

Fernando Alonso sagte in Arabien: «Ich bin sehr enttäuscht. Wir Fahrer leben, um Rennen zu fahren, und das kann ich in Bahrain nun nicht tun – ich bin traurig, aber ich respektiere die Entscheidung der Ärzte.»

«Ich wollte mindestens versuchen, ins Training zu gehen. Klar hatte ich zuhause Schmerzen, aber mit Schmerz kannst du umgehen, wenn du ihn ausblendest und nicht zu sehr daran denkst. Es geht aber hier um mehr. Es geht um Risiken, vor welchen ich gewarnt worden bin. Dies ist ein Fall von Risiko-Management.»

«Nach dem Unfall war ich eigentlich ganz okay, ich hatte Schmerzen am Knie, aber keine schlimmen. Am Montag tat mir dann der ganze Körper weh, aber auch diese Schmerzen waren auszuhalten. Ich bin dann zurück nach Spanien geflogen. Die Schmerzen nahmen zu, also ging ich zum Arzt und liess mich von oben bis unten checken.»

«Wir haben dann gemerkt, dass ich leicht an der Lunge verletzt worden bin und mir auf der linken angebrochene Rippen zugezogen habe. Ich erhielt die Anweisung, mich zuhause zu erholen, das habe ich getan. Am Montag gab es eine weitere Untersuchung, jetzt eine erneute hier an der Rennstrecke. Wir sind im Rennwagen extremen Fliehkräften ausgesetzt, und die Gefahr besteht, dass eine Rippe ganz aus dem Leim gehen und dann die Lunge gravierend verletzen könnte. Dem wollen wir vorbeugen. Die Ärzte sagen aber, dass ich mich komplett erholen werde.»

Genau geht es darum, dass eine angebrochene Rippe komplett durchbrechen und dann die Lunge so verletzt, dass innere Blutungen und Lungenkollaps die Folge sein können.

Alonso selber hat auch von «Pneumo-Thorax» gesprochen – ein potenziell lebensbedrohliches Krankheitsbild, bei dem die Ausdehnung eines Lungenflügels oder beider Lungenflügel behindert, so dass diese für die Atmung nicht oder nur noch eingeschränkt zur Verfügung stehen. Die Ausprägung reicht von minimalen Luftmengen, die vom Patienten kaum bemerkt werden, über einen Lungenkollaps bis hin zum Spannungspneumothorax, bei dem die Funktion beider Lungenflügel und auch die Herz-Kreislauf-Funktion drastisch eingeschränkt sein können.

Die Kollegen von motorsport.com haben den früheren Toyota- und Renault-Rennarzt Riccardo Ceccarelli zur Verletzung von Alonso befragt. Der Italiener meint: «Es gibt zwei Verletzungen, die den Start von Fernando in Bahrain verhindert haben. Das eine ist die Rippenfraktur, die einfach nur sehr schmerzhaft ist. 1993 hat Pierluigi Martini zwei Grands Prix trotz gebrochener Rippen bestritten, er hatte vor dem Rennen Schmerzmittel eingenommen. Normalerweise klingen die Probleme eines Rippenbruchs nach gut zwei Wochen ab, von daher sollte Alonso in China fahren können.»

«Beim Pneumo-Thorax ist es ein wenig anders. Hier hängt alles vom Grad der Verletzung ab, und das können nur die behandelnden Ärzte einschätzen. Ich habe keine medizinischen Details vorliegen, aber die Tatsache, dass er nach Bahrain und nun nach China fliegen durfte, sind gute Zeichen – denn bei einem gefährlichen Pneumo-Thorax lehnen die Ärzte Flugreisen ihrer Patienten strikte ab.»

Gemäss Alonso hat er sich die Verletzungen aufgrund der extremen Belastung im Crash zugezogen, die Rippenblessuren haben nichts mit dem angebrochenen Sitz im McLaren zu tun.

Den ganzen Donnerstag über versuchten Alonso und Ron Dennis dann in Bahrain doch noch, eine Starterlaubnis zu bekommen. Die FIA-Ärzte blieben hart.

Ron Dennis schimpfte: «Es stellt sich doch die Frage, ob Fernando eine Gefahr für die anderen Piloten gewesen wäre. Nachdem wir das ausschliessen können und mit dem Wissen, dass ein Fahrer lediglich eine geknackte Rippe hat und fahren will – sollte es an diesem Punkt nicht seine eigene Angelegenheit sein?»

«In fast jedem Sport ist die Fitness Sache des jeweiligen Teams – Fussball, Eishockey, Skilauf. In der Formel 1 sollte die FIA doch darauf bedacht sein, dass die Sicherheit der anderen Fahrer gesichert ist. Wenn ein Pilot sagt, er habe Schmerzen, er wolle diese Pein aber erdulden, dann sollte es in seiner Verantwortung liegen, ob er fährt oder nicht.»

«Zwei verschiedene Gruppen von Ärzten in Spanien hatten Fernando grünes Licht gegeben, nach Bahrain zu reisen und dort zu fahren. Wir waren schon ein wenig erstaunt darüber, etwas anderes zu hören.»

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