Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Stefan Johnsson: Ferrari ohne Titel – es rollen Köpfe

Von Mathias Brunner
​Der frühere Ferrari- und McLaren-Pilot Stefan Johansson (59) macht sich Gedanken darüber, was passiert, wenn Ferrari weiter am WM-Titelgewinn vorbeischrammt.

Keiner muss Stefan Johansson erklären, wie die Uhren in Maranallo ticken: Der Schwede stand in Diensten von Ferrari und pflegt seither viele Freundschaften in Italien. Als ehemaliger Fahrer ist der 79fache GP-Teilnehmer Teil der Ferrari-Familie geblieben und beobachtet genau, was im berühmtesten Rennstall der Welt passiert.

Ferrari-Präsident Sergio Marchionne hatte vor dem Saisonbeginn in Australien die Order ausgegeben, sein Team müsse schon in Melbourne siegfähig sein. Inzwischen sind wir in Monaco beim sechsten GP-Wochenende des Jahres. Ferrari bleibt sieglos. Seit Singapur 2015. Als die Mercedes-Fahrer in Spanien zusammenrumpelten, profitierte nicht Ferrari, sondern Red Bull Racing sagte Dankeschön – mit dem sensationellen Sieg des 18jährigen Max Verstappen.

Stefan Johansson sagt: «Nicht zu gewinnen, gehörte gewiss nicht zum Plan von Ferrari. Das gegenwärtige Problem der Italiener besteht darin, dass andere Teams flotte Fortschritte machen. Jeder weiss, dass Renault in der Lage ist, siegfähige Motoren zu bauen. Gut, in der Turbo-Ära hat es ein wenig länger gedauert als die meisten erwartet hatten, aber inzwischen habe ich den Eindruck, sie sind auf der Höhe von Ferrari. Sie lagen in Spanien mit der alten Motorversion vor Ferrari, und mit der neuen Antriebseinheit werden die Autos von Red Bull Racing gewiss nicht langsamer sein.»

Johansson, WM-Fünfter 1986, blickt ein paar Monate in die Zukunft: «Wenn Ferrari auch weiterhin am Titel vorbeischrammt, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass wieder Köpfe rollen. Aber wird das etwas helfen?»

«Als Ferrari die Formel 1 in Grund und Boden gewann, also von 1999 bis 2004, hatten sie ein Dream-Team zusammengestellt, das es so wohl nie wieder geben wird. Jean Todt, Ross Brawn, Rory Byrne, Michael Schumacher – jeder der Beste seines Fachs. Damals ist es geschafft worden, diese aussergewöhnlichen Männer über längere Zeit miteinander arbeiten zu lassen, sie gingen mit- und füreinander durch dick und dünn. Nur deshalb war diese Siegesserie möglich. Und selbst sie brauchten drei Jahre, bis der erste Titel im Trockenen war. Ich bin sicher, es gab damals auch Situationen, in welchen der eine oder andere in Frage gestellt wurde. Aber keiner wurde ausgewechselt.»

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