Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Marc Surer: Wo Ferrari Formel-1-Klassenbester ist

Von Rob La Salle
​Sebastian Vettel ist in Montreal mit einem Raketenstart in Führung des Kanada-GP gegangen. Marc Surer, der Formel-1-Experte der deutschen Sky, glaubt: Das geht so weiter.

Kanada schlägt die Brücke nach Aserbaidschan. Denn gemäss Sebastian Vettel hat Ferrari in Montreal erstmals gezeigt, was wirklich in seiner Margherita steckt. Marc Surer, der Formel-1-Experte der deutschen Sky, war wie der ganze GP-Tross baff, wie Vettel beim Start gleich mal die Silberpfeile hinter sich liess.

Marc meint: «Ich glaube, so ein guter Start ist eine Frage der Kupplung. Ausserdem hat es bei Ferrari quasi Tradition, dass sie gut starten. Es war schon in der Vergangenheit so, dass sie diese Phase irgendwie im Griff haben. Ferrari scheint auf diesem Gebiet die Nummer 1 zu sein.»

«Ferrari macht eigentlich immer gute Starts. Man muss auch sehen, dass Hamilton in Kanada einen sehr schlechten Start hatte und Vettel einen sehr guten. Daher kam der grosse Unterschied zustande. Das ist nicht immer so.»

Nie im Ziel lag Ferrari den Silberpfeilen so nahe. Marc Surer weiss: «Ferrari hat den Turbo geändert. Der neue Turbo verbessert die Stromgewinnung. Man muss sich das so vorstellen: Wenn ein Auto auf der Geraden fährt, muss der Turbo zunächst Ladedruck erzeugen. Er muss den Motor praktisch mit Luft füttern. Da die Benzindurchflussmenge begrenzt ist, kann man nur eine bestimmte Menge in den Motor hineindrücken.»

«Die restliche Energie, die der Turbo erzeugt, wird in Strom umgewandelt. Dieser Strom geht dann direkt in den Antrieb. Das ist dann so, als ob man zusätzliche PS hätte, wenn man diesen Strom auf der Geraden einspeist. Bisher konnte Ferrari diesen Strom nicht auf der kompletten Geraden einspeisen, da der Turbo zu heiss wurde und bei Kimi Raikkönen in Melbourne auch prompt kaputtging. Deswegen musste ein neuer Turbo entwickelt werden, der seit Kanada im Einsatz ist.»

Und das wiederum sollte Ferrari auch in Baku helfen. Marc Surer weiter: «Das macht immer dann einen Unterschied, wenn auf langen Strecken gefahren wird. Also hier in Baku mit dieser scheinbar endlos langen Geraden ist es ein Vorteil. Auf einer kurvenreichen Strecke weniger. Das Ferrari-Update ist zwar ein Schritt nach vorne, aber man sollte es nicht überbewerten. Ich glaube, dass Ferrari in Kanada auch vom kalten Wetter profitiert hat.»

Und davon wird in Baku nicht viel zu sehen sein: Die Spitzentemperaturen sollen am Sonntag bei gut 35 Grad im Schatten liegen!

Gretchenfrage: Hat Ferrari damit das Zeug, jetzt ein Wörtchen um die Vergabe des WM-Titels mitzureden?

Marc Surer: «Jedenfalls hat das Auto sicher einen Schritt nach vorne geschafft. Ferrari hat nämlich auch die Geometrie für die Hinterradaufhängung geändert. Das dient einer besseren Traktion aus der Kurve heraus.»

Und auch das wird in Baku helfen.

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