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BMW: Leichte Carbonteile bald in Serienmotorrädern?

Von Rolf Lüthi
BMW Motorrad wurde kürzlich für die Entwicklung eines industriellen Herstellungsprozesses für eine Motorrad-Hinterradschwinge aus Carbon mit einem Innovationspreis ausgezeichnet.

Bei der 1996 gegründeten JEC Group, welche diesen Preis vergab, handelt es sich um eine weltweit führende Fachorganisation für die Entwicklung, Herstellung und Verarbeitung von Composite-Werkstoffen. Der JEC Innovation Award wird von einer international besetzten Experten-Jury in zehn Kategorien vergeben.

Die preisgekrönte Schwinge entstand im Rahmen eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts, das BMW mit sieben Partnern aus Industrie und Forschung durchführte. An diesem Bauteil wurde ein Verfahren ausgearbeitet, mit dem sich Spritzgussteile aus thermoplastischem Kunststoff, die mit Kohlefasern verstärkt werden, wirtschaftlich herstellen lassen.

Projektleiter Elmar Jäger zum Fertigungskonzept: «Wir haben uns für dauerbelastete Fahrwerkskomponenten entschieden, da diese besonders hohe Anforderungen stellen. Für unser Projekt bot sich die Motorrad-Hinterradschwinge an, denn hier ist auf den ersten Blick erkennbar, welche Belastungen auftreten. Unsere Fertigungstechnik sieht CFK (Kohlefaser-Verbundwerkstoffe) in Form von starken Endlosfasern dort vor, wo es die Belastungen erfordern, während ein Spritzgussumfang mit kurzen CFK-Recycling-Fasern dort zum Einsatz kommt, wo die Belastungen nicht ganz so hoch sind. Auf diese Weise haben wir eine kostengünstige Bauweise realisiert, deren Festigkeit und Steifigkeit variierbar ist, indem mehr oder weniger der hoch belastbaren Endlosfasern in das gleiche Werkzeug einlegt.»

Dr. Joachim Starke, bei BMW verantwortlich für Förderprojekte Faserverbund-Leichtbau, sieht im neuen Fertigungsverfahren einen Durchbruch: «Neben Gewichtsvorteilen und erheblicher Kostenreduzierung ist es uns gelungen, eine Technologie zu entwickeln, die es ermöglicht, durch unterschiedliche Composite- und Metall-Einleger die Bauteileigenschaften gezielt einzustellen. Mit nur einem Werkzeug und bei Taktzeiten von unter einer Minute lässt sich eine große Vielfalt unterschiedlicher Bauteile produzieren. Die Festigkeit kann durch zusätzlich angebrachte CFK-Platten eingestellt werden, die thermoplastisch fügbar sind. All das hat ganz erheblichen Einfluss auf Festigkeit, Steifigkeit und die Kosten eines Bauteils.»

Trotz dieses Technologieschritts werden wir in näherer Zukunft keine Carbonteile an Grossserien-Fahrzeugen sehen, solche Bauteile bleiben wohl noch eine gewisse Zeit exklusiven Kleinserien und Sondermodellen vorbehalten. Mittelfristig ist die vermehrte Verwendung solcher Bauteile jedoch nicht mehr ausgeschlossen, sofern sie sich in grosser Stückzahl preiswert produzieren lassen.

Es ist kein besonders gut gehütetes Geheimnis, dass auf 2019 eine komplett neue BMW S 1000 RR kommt. Mit einer Carbon-Hinterradschwinge und Carbonrädern wie die HP4 Race? Beim Blick in die Redaktions-Kristallkugel können wir derzeit zu diesem Thema nichts Genaues erkennen…

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