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Keine Weltpremieren: Kommentar zur Intermot Köln

Von Rolf Lüthi
Die Motorradmesse Intermot in Köln ist Vergangenheit. Es war eine pulsierende, innovative Messe, von 220.000 Motorradfans besucht. Doch warum gab es praktisch keine Weltpremieren zu sehen?

Ob sich die Hersteller hinter den Kulissen verständigt haben, die Messe Mailand für die Präsentation von wichtigen Modellneuheiten klar zu bevorzugen, weiss ich nicht, und mir als einem Journalisten würden sie das wohl auch zuletzt anvertrauen. Tatsache ist, dass nicht mal BMW wirkliche Neuheiten gezeigt hat an der Intermot in Köln: Eine Pressemitteilung mit allen technischen Details und Bildern aus allen Blickwinkeln wurde schon zwei Wochen vor der Interot publiziert, einige Kollegen konnten die wichtigste Neuheit, die R 1250 GS, gar schon vor der Intermot erstmals fahren und darüber berichten.

Honda zog es gar vor, die schon sehr serienmässig ausschauende Konzeptstudie CB 650 Neo Sports Cafe am Pariser Autosalon zu zeigen, der gleichzeitig mit der Intermot stattfand.

Übers Ganze gesehen wurden an der Intermot nur Designvarianten und modellgepflegte Maschinen erstmals hergezeigt. Ausgeschert sind einzig Indian und Kawasaki: Die amerikanische Marke präsentierte mit dem Strassen-Flattracker FTR 1200 die einzige Weltneuheit an der Intermot. Dass Kawasaki zwei 125er herzeigen würde, war im Vorfeld der Messe längst bekannt.

Die mit einiger Ungeduld erwartete Suzuki Katana entpuppte sich als gekonnte Designvariante der GSX-S 1000. Klar, einige kleinere Marken wie Mash oder Mondial zeigten auf der Intermot ihre Weltneuheiten, doch darum geht es nicht, es geht darum, dass die etablierten Motorradmarken ihre Neuheiten sehr zurückhaltend bis gar nicht in Köln präsentierten.

Damit will ich das Engagement der Messe Köln keinesfalls kleinreden. Was es an Action, Sonderthemen, Spezialausstellungen und generell an individualisierten Motorrädern konzentriert zu sehen gab, verdient Respekt. Daran liegt es also nicht, und am Publikungsaufmarsch auch nicht, 220.000 Besucher sind eine sehr stolze Zahl.

Doch wenn Köln mit Mailand auf Augenhöhe konkurrieren will, kommt man um einen jährlichen Rhythmus nicht herum. Die Motorradwelt ist bunt und schnellebig, jedes Jahr werden neue Modelle präsentiert. Die Digitalisierung der Motorradwelt ist in vollem Gange, es gibt laufend Innovationen, doch was sich durchsetzt und was ergebnisloser Modetrend bleibt, ist nicht absehbar und entscheidet sich weit kurzfristiger als innererhalb einer Zweijahresfrist.

Ob es für die Motorradbranche Sinn macht, jedes Jahr im Herbst an zwei grossen, kostspieligen Messen aufzutreten, ist eine andere Frage. Nachdem die Messe Mailand einen alternierenden Zweijahresrhythmus mit der Intermot abgelehnt hat und die EICMA jährlich durchführt, kommt die Motorradbranche um eine Entscheidung für die eine oder andere Messe kaum herum. Es scheint, dass diese Entscheidung bereits gefallen sein könnte.

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