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Stephan Katt: «Ohne die Airfences wäre ich jetzt tot»

Von Rudi Hagen
Knapp drei Wochen nach seinem schweren Sturz beim GP in Scheessel kann Stephan Katt jetzt wieder ins heimische Neuwittenbek zurückkehren. Rollstuhl und Krücken werden ihn die nächste Zeit begleiten.

Stephan Katt war beim Langbahn-GP in Scheeßel für den verletzten Dänen Kenneth Kruse Hansen ins Hauptfeld gerückt. Doch die Träume des «Catman» zerplatzten schon in der ersten Kurve. Der Neuwittenbeker krachte nach einer Berührung mit dem Franzosen Mathieu Trésarrieu in die Airfences. Nach rund drei Wochen Aufenthalt im Rotenburger Krankenhaus kann der 42-Jährige an diesem Wochenende wieder nach Hause zurückkehren. SPEEDWEEK.com sprach mit Stephan Katt.

Stephan, wie geht es dir?

Ich freue mich tierisch, wieder nach Hause zu kommen. Aber ohne Rollstuhl und Krücken geht es noch nicht und zuhause wartet ein elektronisches Krankenbett auf mich. Ich brauche noch viel Ruhe und Physiotherapie, damit ich körperlich wieder fit werde. Der Muskelschwund ist enorm, rechts und links habe ich Storchenbeine.

Wie hast du den Crash von Scheeßel in Erinnerung?

Ich hatte einen guten Start und war mit Lukas [Fienhage] vor der ersten Kurve im Fight um die Spitze und konnte ihn bei Vollgas im Kurveneingang etwas wegdrücken. Da schnitt Mathieu [Trésarrieu] von außen direkt vor mir nach innen rein. Da habe ich noch gedacht «scheiße, das wir eng». Dann habe ich sein Hinterrad touchiert und bin mit meinem Vorderrad an seinem Rücken hoch. Ich hatte keine Kontrolle mehr und wollte mich vom Motorrad fallenlassen, da es quer über die Bahn rein in die Airfences ging.

Waren die Airfences dein Glück oder dein Pech?

Ohne die Airfences wäre ich jetzt tot. Der Unfallarzt hat mir auch gesagt, dass ich mehr als 1000 Schutzengel gehabt hätte.

Hat sich deine Schutzkleidung auch bewährt?

Natürlich. Ich danke der Firma Ortema für die Protektoren. Meine Handschuhe und der Helm von Wulf Sport waren klasse, ich hatte danach überhaupt keine Kopfschmerzen. Auch die Daytona Stiefel haben gehalten.

Chris Harris ist dabei ebenfalls zu Sturz gekommen.

Ja, der Chris war dann mein Ersthelfer. Er ist unter mich gekrochen und hat mir den Helm aufgemacht. Vielen Dank noch Mal dafür.

Wie ging es dir gleich danach?

Sehr schlecht, es war furchtbar, denn ich bekam fast keine Luft, da meine Lunge kollabiert war. Mein Freund und Helfer Dennis war schnell bei mir und hat mir meine Schultern hochgezogen, damit ich einigermaßen atmen konnte. Und mir schmerzten die Rippen wahnsinnig und auch mein rechter Fuß, der komplett verdreht war.

Was genau hat man im Krankenhaus in Rotenburg diagnostiziert?

Das Sprunggelenk war ziemlich zertrümmert. Man musste mit der Operation warten, da die Schwellung erst einigermaßen zurückgehen musste. Am vergangenen Montag hat der Leitende Oberarzt, ein Fußspezialist, die OP durchgeführt. Er hat eine Platte mit Schrauben installiert, insgesamt 17 Teile, ein kleines Kunstwerk, wie mir erklärt wurde. Nach sechs Wochen soll, wenn alles gut läuft, eine Stellschraube zwischen Schien- und Wadenbein wieder entfernt werden.

Ein Lendenwirbel und 15 Rippen sind auch lädiert und es wurde auch eine Thoraxdrainage in den Brustkorb eingebracht. Was ist damit?

Das wird wieder, das verheilt von selbst. Beim Lungenvolumen bin ich aber erst wieder bei 75 Prozent.

Ohne Medikamente hält man das Ganze wohl nicht aus?

Das stimmt. Ich bekomme pro Tag 16 Tabletten plus ein Opiat, das hilft.

Wie geht es dir psychisch? Der Sturz, die Schmerzen, die OP, die meiste Zeit Liegen im Bett, was macht das aus dir?

Die ersten Tage nach dem Unfall hatte ich tatsächliche psychische Probleme. Ich habe auch an die Arbeit in der Firma gedacht, die Dennis jetzt ohne mich machen muss. Aber ich wusste ja als Rennfahrer immer, dass so eine Situation kommen kann. Aber dann habe ich mir gesagt, «du lebst, du bist noch einigermaßen gesund, das wird schon wieder». Ich schaue positiv nach vorn. Ich habe schon mal die Krücken ausprobiert, schwierig, aber es wird gehen. Mein Dank geht vor allem an die Ärzte und das Pflegepersonal hier in Rotenburg. Sie waren perfekt.

Hast du Unterstützung von außen bekommen? Haben sich andere Fahrer oder Beteiligte in dem betreffenden Rennen, vielleicht Mathieu oder Lukas, bei dir gemeldet?

Ich habe mit vielen Rennfahrern, Verwandten, Freunden und Fans Kontakt gehabt. Henry van der Steen zum Beispiel hat extra eine Karte mit Fotos von uns drucken lassen und sie mir geschickt. Das fand ich rührend und hat mir sehr geholfen. Ich habe auch viel Besuch gehabt. Meine Freundin war jeden zweiten Tag da und ist deswegen in der Zeit zirka 4000 Kilometer mit dem Auto unterwegs gewesen.

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