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MotoE-Weltcup: Jetzt mit Strom von Pramac-Generatoren

Von Günther Wiesinger
So sah der MotoE-Paddock am zweiten Tag aus

So sah der MotoE-Paddock am zweiten Tag aus

Die Öko-Bilanz des MotoE-Weltcups sieht verheerend aus. Denn künftig werden die Batterien der Energica-Maschinen wohl mit Generatoren von Pramac geladen.

Nach dem ersten Moto-Testtag vor vier Wochen in Jerez hat die Motorradsportwelt erlebt, wie schnell aus Batterie-getriebenen Fahrzeugen Verbrenner werden können. Zur Erinnerung: Um 00.15 Uhr ist im Fahrerlager des Circuito de Jerez am 14. März der gesamte «MotoE Paddock» ein Raub der Flammen geworden. 20 Einheits-Motorräder des Modells Energica Ego Corsa sind verbrannt, dazu alle Habseligkeiten der zwölf Teams, der Schaden beträgt mehr als 1,5 Millionen Euro.

Eine größere Blamage hätte der italienische Energiekonzern Enel, der auch Namensgeber des MotoE-Weltcups ist, gar nicht erleiden können. Selbst bei manchen MotoE-Teams ist neben der Enttäuschung eine gewisse Schadenfreude zu spüren. Denn vor zwei Jahren wurde noch posaunt, die 100 kg schweren Batterien der Elektro-Motorräder sollten allesamt mit erneuerbarer Energie geladen werden. Aber der Strom in Jerez kam aus der Steckdose.

Und um 20.30 Uhr vor dem zweiten Testtag wusste noch niemand, ob wirklich alle 18 Einsatzmotorräder bis zum nächsten Vormittag mit vollen Batterien startklar sein würden. Dass die Ladekapazität in Jerez für maximal sechs Runden (26,5 km) reicht, sei nur am Rande erwähnt. Die Öko-Bilanz dieses Projekts ist bisher als verheerend zu beurteilen.

Inzwischen werden bei Energica 23 neue Rennmotorräder aufgebaut. Das erste Rennen wurde um zwei Monate auf Sachsenring (7. Juli) verschoben, eigentlich hätte das Debüt der Stromer am 5. Mai in Jerez über die Bühne gehen sollen.

«Leider wird die MotoE wie Phönix aus der Asche auferstehen», ätzte ein Funktionär in Austin/Texas.

Den Teams wurde mitgeteilt, das Feuer sei in einer Box ausgebrochen, in der zu diesem Zeitpunkt keine Motorräder geladen worden seien. Zuerst habe der Prototyp der «Juice Roll» zu brennen begonnen. Als «Juice Roll» bezeichnet Enel jene Geräte, die als «fast charger» dienen und die auch Energie speichern können. Es handelt sich also um eine mobile Ladestation, die auch Akkumulatoren enthält.

Momentan wird bei der Dorna noch überlegt, wo und wann der nächste Test vor dem Sachsenring-Auftakt ausgetragen wird. Eine Aufbruchstimmung oder Begeisterung für die neue MotoE-Serie ist nirgends mehr zu spüren. Inzwischen wird nur noch bei vier Grand Prix gefahren, in Deutschland und Österreich, dazu kommen je zwei Rennen in Misano und Valencia.

Die Ursache für das Feuer wird den Enel-Technikern angelastet.

Inzwischen wurden ein paar Lektionen aus dieser Brandkatastrophe gezogen: Die Ladestationen müssen künftig räumlich vom MotoE-Arbeitszelt getrennt werden.

Bisher sprach Enel von sauberer Energie. Die FIM schrieb von Innovation und erneuerbarer Energie. Lachhaft. Denn der Strom kam bisher aus der Steckdose. 

Augenzeugen berichteten nach dem Brand von einem Bild des Schreckens. «Es war nichts mehr übrig. Manche Überreste von Batterien und einige Reste von Chassis oder Karbonbremsscheiben waren noch zu sehen, alles andere war Asche», schilderte ein Teammitglied.

Seit dem Brand wird an den Fähigkeiten von Enel gezweifelt, ein tragfähiges Konzept für das Laden der MotoE-Batterien auftischen zu können. Jetzt wird geplant, die Batterien mit Generatoren von Pramac aufzuladen.

Wer für den Schaden aufkommt, darüber wird heftig gestritten. Gut möglich, dass die Schuldfrage vor Gericht geklärt werden muss.

Und ein japanischer Hersteller hat bei der Dorna bereits deponiert, dass demnächst ein Protokoll vorgelegt werden muss, mit welchen Vorkehrungen so ein Brand künftig vermieden werden soll. Denn man wolle kein Menschenleben aufs Spiel setzen, wurde erklärt.

Fakt ist: Durch den Großbrand hat das MotoE-Projekt einen fast irreparablen Imageschaden erlitten.

Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta verschaffte sich nach dem Brand in Jerez vor Ort einen Überblick über das MotoE-Desaster. Er will sich zu diesem leidigen Thema nicht im Detail äussern. «Ich habe zu Beginn dieses Projekts gesagt: 'Wir werden neue Erfahrungen sammeln.' Das ist wahr. Es lässt sich nicht bestreiten: Ich habe viele neue Erfahrungen gesammelt», knirschte der Spanier.

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