Neue MotoE-Ducati: «Keine Spülmaschine mit Rädern»

Von Nora Lantschner
In zwei Wochen beginnen in Jerez die ersten MotoE-Testfahrten mit den neuen Einheitsbikes aus Borgo Panigale. Ducatis e-Mobility Director Roberto Canè betont: Es handle sich um eine Rennmaschine.

In der vergangenen Woche überprüften die Testfahrer Michele Pirro und Alex De Angelis bei einem Shakedown im Autodromo di Modena die insgesamt 23 Ducati V21L, die für die MotoE-WM 2023 in Borgo Panigale aufgebaut worden waren. 18 Fahrer aus neun Teams – darunter der Schweizer Randy Krummenacher – werden die neuen Einheitsbikes dann bei den ersten MotoE-Testfahrten des Jahres vom 6. bis 8. März in Jerez übernehmen.

Nach vier Weltcup-Jahren mit den Energica-Einheitsmaschinen, die in diesem Zeitraum kaum weiterentwickelt wurden, sind die Erwartungen an den italienischen Hersteller und Gewinner der MotoGP-Triple-Crown 2022 natürlich deutlich höher.

Ducatis e-Mobility Director Roberto Canè versprach mit Blick auf die V21L tatsächlich: «Es ist ein Ducati-Bike, eine Ducati-Rennmaschine, die alle Eigenschaften eines sehr performanten Bikes aufweist. Die Jungs, die diese Bikes designt und aufgebaut haben, waren ein Mix aus Leuten aus der Produktions- und Rennabteilung, die zusammengearbeitet haben. Das ist ein Elektro-Bike, aber mit all den Vorteilen, die die Ducati-Erfahrung im Bereich der Produktion und des Rennfahrens mit sich bringt. Das ist das Wichtigste. Es ist keine Spülmaschine mit Rädern, es ist eine echte Rennmaschine, die eben elektrisch angetrieben wird. Das ist das Besondere.»

«Der Sound ist natürlich anders», räumte Canè ein. «Zu Beginn dachte ich, dass es kein Geräusch machen würde. Es war dann auch für mich eine Überraschung, als ich das Bike auf der Geraden von Misano gehört habe. Ich war beeindruckt, es klingt wie ein kleines Flugzeug – wie ein Jet.»

Bei Ducati ist man auch überzeugt davon, auf die Anforderungen der 18 MotoE-Piloten eingehen zu können. «Es werden verschiedene Fahrer sein, die unterschiedlich groß sind und eine unterschiedliche Position auf dem Motorrad einnehmen. Aber auch hier gilt: Es ist eine Rennmaschine, mit vielen Möglichkeiten zur Abstimmung und Regulierung, zum Beispiel beim Lenker und den Hebeln. Die Teams werden auch die Freiheit besitzen, diese zu verändern. Sie werden die Bikes an ihre Fahrer anpassen, wie wir es auch für unsere MotoGP-Piloten machen. Ich glaube, unser MotoE-Bike ist ziemlich gut regulierbar», so Canè.

Sein Kollege Giulio Fabbri, Product Communications Manager, unterstrich zudem: «Wir nehmen das Projekt sehr, sehr ernst. Dieses Bike ist die MotoGP der Elektro-Welt. Ich wage zu behaupten, dass ihr auf der Welt kein anderes E-Bike findet werdet, welches technologisch weiter ist.»

Claudio Fonti, Projektmanager der V21L, ergänzte zu den technischen Details: «Der Stil des Motorrads wurde vom Ducati Design Center entwickelt, in Zusammenarbeit mit Ducati Corse für die Aerodynamik-Simulationen. Das finale Ziel war die Effizienz, aber gleichzeitig auch wundervolle Formen, denn das zählt zu den wichtigsten Ducati-Werten.»

Mit 225 kg Gesamtgewicht blieb Ducati 12 kg unter den Dorna-Anforderungen. Auf den Inverter und den Elektromotor entfallen nur 5 bzw. 21 kg. Die speziell geformte Batterie allein wiegt 110 kg, Ducati gibt 18 kWh Batteriekapazität an. Um die maximale Effizienz zu erreichen, basiert das gesamte System auf einer Spannung von 800 Volt. «Das haben wir bei den High-Performance-Autos gesehen, auch bei Porsche, auch hier geht es um Performance und Effizienz», unterstrich Roberto Canè.

Der Batteriepack ist übrigens tragender Teil des Chassis – ähnlich wie der Motor bei der Panigale V4.

Der Frontrahmen (3,7 kg) und die Schwinge (4,8 kg) sind aus Aluminium gefertigt. Claudio Fonti erklärte dazu: «Warum verwendet Ducati eine Technologie wie Aluminiumguss für ein Rennmotorrad? Weil die Dorna auch einen gewissen Kostendeckel haben wollte.» Der Hilfsrahmen ist aber aus Karbon (1,3 kg). «Denn damit haben wir die Möglichkeit auf eine sehr interessante Gewichtsreduzierung.»

Wie in der MotoGP setzt Ducati auch für das MotoE-Bike auf Federelemente von Öhlins und Bremsen von Brembo.

Zudem sollen die von Ducati Corse entwickelten Elektroniksysteme mit denen anderer Rennmaschinen aus Borgo Panigale vergleichbar sein (Ride-by-Wire, Motorbremse Traction Control, Slide Control, Wheelie Control). «Wir haben an diesem Bike also bei den Kontrollsystemen dieselben Technologien wie an einem MotoGP-Bike. Dazu kommt, dass wir die ECU im Gegensatz zur MotoGP frei managen können», erinnerte Fonti.

Die wichtigsten Kennzahlen der V21L:
  • Maximale Leistung 110 kW (rund 150 PS)
  • Maximales Drehmoment 140 Nm
  • 275 km/h Top-Speed
  • 225 kg Gesamtgewicht (Gewichtsverteilung: 54% auf der Front, 46% auf dem Heck), 110 kg entfallen auf die Batterie
  • 18 kWh Batteriekapazität, in 45 Minuten zu 80 Prozent geladen

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