MotoGP: Große Veränderungen bei KTM

Überraschung: Speed Up-Bikes heißen jetzt Boscoscuro

Von Günther Wiesinger
Seit 2010 zählt Speed Up zu den erfolgreichsten Herstellern in der Moto2-WM. Doch Firmenchef Luca Boscoscuro hat sich jetzt zu einer Namensänderung entschieden.

Der italienische Hersteller Speed Up war neben Kalex (elf Siege) und KTM (6 Siege) in der Moto2-Weltmeisterschaft 2018 nopch das einzige Fabrikat, das einen GP-Sieg verzeichnen durfte. Aber 2019 und 2020 ging Speed up-Besitzer Luca Boscoscuro leer aus. In der Saison 2019 schaffte er noch sechs zweite Plätze, 2020 durch Fabio Di Giannantonio nur noch einen dritten und einen zweiten Platz. «DIGA» und Navarro schafften in der Fahrer-WM nur die Ränge 15 und 17. Immerhin gewann Aron Canet aus dem Kundenteam von Jorge «Aspar» Martinez den «Rookie of the Year»-Award.

In der Saison 2021 fährt Luca Boscoscuro in seinem eigenen Team mit Jorge Navarro und Yari Montella. Aushängeschild Fabio Di Giannantonio ist nach zwei Jahren zu Gresini Racing zurückgekehrt. Dazu beliefert Boscoscuro die Aspar-Mannschaft mit Aron Canet und Moto3-Weltmeister Albert Arenas.

Am Tag vor dem einzigen offiziellen IRTA-Pre-Season Moto2-Test, der morgen auf dem Losail Circuit beginnt, staunten die gegnerischen Teams beim Blick auf die Entry List. Denn die Speed-Up-Maschinen werden künftig unter der Markennamen «Boscoscuro» eingesetzt, die Bezeichnung Speed Up wird jedoch für das Werksteam des ehemaligen 250-ccm-Europameisters bei behalten.

«Wir wollten dem Motorrad eine Identität geben, die unabhängig ist vom Team», erklärte Luca Boscoscuro im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Wir dachten, es sei der richtige Moment, für das Motorrad einen richtigen Namen zu suchen. Deshalb haben wir uns für Boscoscuro entschieden.»

Speed Up-Besitzer Luca Boscoscuro erlebte 1996 als WM-Zehnter sein bestes GP-Jahr als Rennfahrer und wurde später Gilera-250-Teamchef (mit Weltmeister Marco Simoncelli 2008). Nach dem GP-Rückzug von Gilera und Aprilia trat er gleich 2010 in der ersten Moto2-Saison mit der neuen Marke Speed Up als neuer Hersteller auf.

Damals sagte man «Boscos» nach, er habe seine ausgezeichneten Connections zu den Ingenieuren der Piaggio Group genützt und deshalb über Konstruktionspläne des Moto2-Aprilia-Chassis' verfügt, ein Projekt, das im November 2009 überraschend gestoppt wurde. Denn die stolzen Italiener wollten plötzlich nicht mehr mit dem Honda CBR600RR-Einheitsmotor um die Wette fahren. Doch Boscoscuro bezeichnet diese Darstellung als Märchen. Er versichert, er habe das erste Moto2-Bike aus Zeitmangel nach seinen Vorstellungen bei FTR in England bauen lassen und danach – aus der Not geboren – das Fabrikat Speed Up gegründet

Ein Jahr später kam es zum Streit mit FTR. Die Briten behaupteten, Speed Up habe beim Bike des Jahrgangs 2011 Teile des FTR-Designs für Speed Up übernommen, das italienische Bike sei also ein Plagiat. Boscoscuro bestritt diese Vorwürfe energrisch. Er wollte aber keinen teuren Rechtsstreit riskieren und trat deshalb 2011 unter der Markenbezeichnung FTR an.

In der Moto2-Saison 2011 war also nichts von Speed Up zu sehen. Kontrahent FTR überlebte jedoch nicht lange; die Briten haben längst einen Bankrott hingelegt und sind von der Bildfläche verschwunden.

Seit Jahren wechselt Speed Up übrigens während der Saison bei den Hauptsponsoren ab, es wird meist zwischen sechs unterschiedlichen Firmen und Designs hin- und hergewechselt.

«Das ist kein Handicap. Für mich ist das keine schlechte Lösung», gibt Boscoscuro zu bedenken. «Wir haben meist pro Saison bis zu sechs Sponsoren, die sich abwechseln. Wenn ich nur einen Hauptsponsor habe, verliere ich 100 Prozent, wenn er aussteigt. Wenn beim heutigen System eine Firma aussteigt, fehlen mir nur 15 oder 20 Prozent der Einnahmen. Wir brauchen zwar viele verschiedene Teambekleidungen. Aber das spielt finanziell keine Rolle. Das ist eine schöne Abwechslung.»

Erfolgsbilanz Speed Up

 

Die acht GP-Siege

2010
Mugello (Iannone)
Assen (Iannone)
Aragón (Iannone

2012
Catalunya (Iannone)
Mugello (Iannone)

2014
Assen (West)

2015
Austin (Sam Lowes)

2018
Catalunya (Quartararo)

Konstrukteurs-WM Spped Up

2010 Platz 3 mit 322 Punkten
2012 Platz 3 mit 194 Punkten
2013 Platz 3 mit 143 Punkten
2014 Platz 4 mit 121 Punkten
2015 Platz 2 mit 209 Punkten
2016 Platz 2 mit 136 Punkten
2017 Platz 4 mit 117Punkten
2018 Platz 3 mit 142 Punkten
2019 Platz 3 mit 259 Punkten
2019 Platz 2 mit 118 Punkten

Die Konstrukteurs-WM-Fights in der Moto2-WM:

2010: 1. Suter 322. 2. Moriwaki 309.
2011: 1. Suter 384. 2. Kalex 281.
2012: 1. Suter 382. 2. Kalex 320.
2013: 1. Kalex 392. 2. Suter 297.
2014: 1. Kalex 430. 2. Suter 284.
2015: 1. Kalex 445. 2. Speed Up 209.
2016: 1. Kalex 450. 2. Speed Up 136.
2017: 1. Kalex 427. 2. KTM 266.
2018: 1. Kalex 407. 2. KTM 345.
2019: 1. Kalex 442. 2. KTM 281.
2020: 1. Kalex 375. 2. Speed Up 118.

Alle Fahrer-Weltmeister in der Moto2

2010: Toni Elias, Moriwaki
2011: Stefan Bradl, Kalex
2012: Marc Márquez, Suter
2013: Pol Espargaró, Kalex
2014: Tito Rabat, Kalex
2015: Johann Zarco, Kalex
2016: Johann Zarco, Kalex
2017: Franco Morbidelli, Kalex
2018: Pecco Bagnaia, Kalex
2019: Alex Márquez, Kalex
2020: Enea Bastianini, Kalex

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