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120 Jahre Harley-Davidson – ein kurzes GP-Intermezzo

Von Thorsten Horn
Seit 1903 baut Harley-Davidson Motorräder und ist damit der älteste Hersteller im Markt. Im Rennsport hinterließen die Amerikaner nur ein paar, aber immerhin tiefe Fußabdrücke.

Der Ursprung von Harley-Davidson reicht bis zur vorletzten Jahrhundertwende zurück. Um 1900 begannen in Wisconsin im US-Bundesstaat Milwaukee der technische Zeichner William «Bill» Harley und die Brüder Arthur und Walter Davidson in ihrer Freizeit mit der Konstruktion und schließlich Fertigung eines Verbrennungsmotors.

Vor 120 Jahren entstand 1903 schließlich in der 38. Straße ihrer Heimatstadt in einem 12 qm großen Bretterverschlag mit der Aufschrift «HARLEY-DAVIDSON MOTOR CO.» ihr erstes in Eigenregie und nach Feierabend gebautes fahrtüchtiges Motorrad. Dieses noch Fahrrad-ähnliche Gefährt besaß einen zirka 3 PS leistenden Einzylinder-Motor mit 400 ccm und einen Riemen-Sekundärantrieb. Die spätere Legende war geboren.

1904 verdoppelten die drei Gründer die Fläche ihrer «Fabrik» und bauten bescheidene vier Motorräder, die sie in der Nachbarschaft verkauften. Nach und nach gaben sie ihre ursprünglichen Berufe auf, verbesserten ihre Motorräder ständig und stellten einen ersten Mitarbeiter ein. Ein Sieg beim 15-Meilen-Rennen in Chicago am 4. Juli 1905 kann als Durchbruch bezeichnet werden, denn fortan konnte die Produktion weiter gesteigert werden. Dazu zog man 1906 in eine größere richtige Fabrik in der Chestnut Street, der heutigen Juneau Avenue, um.

1907 stieß der dritte Davidson-Bruder William zum noch jungen Unternehmen, welches im gleichen Jahr am 17. September zur Kapitalgesellschaft «Harley-Davidson Motor Company Incorporated» umgewandelt wurde. Die Jahresproduktion betrug inzwischen 150 Motorräder.

1909 bauten 35 Mitarbeiter bereits 1149 Einheiten verschiedener Typen, unter anderen die ersten V2-Twins und 1913 begann Harley-Davidson in Europa zu expandieren, wozu in Großbritannien eine erste Niederlassung eröffnet wurde.

Nach dem 1. Weltkrieg, während dem Harley-Davidson auch eine Vielzahl an robusten Militärmaschinen baute, standen schon mehr als 20.000 Angestellte in Lohn und Brot. Die Motorräder wurden damals bereits in 67 Länder exportiert und traten nun endgültig ihren Siegeszug zum Kult-Motorrad an. Dies auch, weil Harleys mehr und mehr zum Luxus- und Freizeit-Motorrad avancierten.

1934 stellte Harley-Davidson die Produktion von Einzylinder-Modellen ein und im 2. Weltkrieg produzierte man 88.000 Militärmaschinen. Nach Walter Davidson (1942) und William Harley (1943) starb 1950 mit Arthur Davidson (bei einem Autounfall) der Letzte des Ur-Trios.

1960 erwarb Harley-Davidson fünfzig Prozent Anteile am italienischen Hersteller Aermacchi und fünf Jahre später wurde Harley-Davidson in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Mit dem Einstieg bei Aermachi einher ging auch die kurze Phase Harley-Davidsons im Grand-Prix-Sport, die Mitte der 1970er-Jahre in den Klassen 250 udn 350 ccm ihren Höhepunkt hatte. In der US-amerikanischen Dirt-Track-Szene war Harley-Davidson mit der XR 750 damals eine Macht.

1972 intensivierte Aermacchi dank intensiver finanzieller Mithilfe von Harley-Davidson das Engagement in der Motorrad-WM. Nachdem der Italiener Renzo Pasolini in jenem Jahr auf einer noch Aermacchi genannten Maschine Vizeweltmeister in der 250-ccm-Klasse und WM-Dritter bei den 350ern werden konnte (unter anderem mit je einem zweiten Platz beim letzten Rennen auf dem alten Sachsenring), liefen ab 1973 die in den Aermacchi-Werken in Varese gefertigten Rennmaschinen mit neuester wassergekühlter Zweizylinder-Zweitakttechnik nur noch unter dem Namen Harley-Davidson.

Pasolini war im französischen Le Castellet mit einem dritten Platz im 250er-Rennen in die Saison gestartet, doch beim vierten WM-Lauf im italienischen Monza verloren er und der Finne Jarno Saarinen bei einem Massensturz ihr Leben. Der Franzose Michel Rougerie wurde mit unter anderem zwei Podestplätzen WM-Fünfter. Bei den 350ern spielten Gianfranco Bonera,und Michel Rougerie nur Nebenrollen.

1974 lautete das schlagkräftige Harley-Davidson-Duo Walter Villa/Michel Rougerie. Mit vier Saisonsiegen und einem zweiten Platz hieß am Jahresende der 250er-Weltmeister Walter Villa. Michel Rougerie wurde WM-Neunter. In der 350-ccm-Klasse belegte Rougerie den siebten Rang und Villa den 16.

Auch 1975 gewann Villa mit der inzwischen den Kunden-Yamaha technisch überlegenen Harley-Davidson die Viertelliter-WM vor seinem französischen Teamkollegen.

Auch 1976 wurde der Italiener Weltmeister, zudem bei den 350ern. Das Intermezzo in der 500-ccm-Klasse war hingegen kaum von Erfolg gekrönt.

1977 wurde Walter Villa bei den 250ern Vizeweltmeister, doch dann zog sich Harley-Davidson, respektive Aermacchi, aus dem Rennsport zurück.

1978 wurde Aermacchi an die von Gianfranco und Claudio Castiglioni frisch gegründete Firma Cagiva verkauft, doch Harley-Davidson lebte weiter und ist bis heute im Cruiser- und Chopper-Segment die Kult-Marke schlechthin.

1993 holte Harley-Davidson Buell unter sein Dach, doch im Oktober 2009 stellte man die Produktion ein. Später baute Eric Buell wieder selbst Motorräder, doch nun unter dem Label EBR.

Ab 1994 entwickelte Harley-Davidson die Rennmaschine VR1000. Von dieser wurden 50 Exemplare gebaut, welche vornehmlich von Privatfahrern in der US-Superbike-Meisterschaft eingesetzt wurden.

1995 durchbrach Harley-Davidson mit 105.104 gebauten Motorrädern erstmals die 100.000er- und fünf Jahre später sogar die 200.000er-Marke. Exakt wurden damals 204.600 Bikes auf die Räder gestellt.

2008 erwarb Harley-Davidson die MV Agusta Group mit den Marken MV Agusta und Cagiva, doch nur zwei Jahre später kaufte Claudio Castiglioni diese wieder zurück.

Heute werden Harley-Davidson-(Straßen-)Bikes hauptsächlich in York in Pennsylvania und Kansas City in Missouri produziert. In Menomonee Falls in Wisconsin gibt es lediglich noch eine Motoren- und Getriebe-Fertigung.


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