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Leopard Racing: Geheimnisvoll und undurchsichtig

Kolumne von Günther Wiesinger
Wie Leopard Racing sein millionenschweres Sponsoring finanziert, lässt sich schwer durchschauen. Der Natural Drink scheint bisher kein Verkaufsschlager zu sein.

Leopard Racing kann in der Motorrad-Weltmeisterschaft auf eine eindrucksvolle Bilanz verweisen. In drei Jahren hat die Mannschaft des Luxemburger Bauunternehmers Flavio Becca zweimal die Moto3-Weltmeisterschaft gewonnen – 2015 mit Danny Kent und 2017 mit Joan Mir, jeweils auf Honda.

Trotzdem bleibt die türkise Mannschaft von Flavio Becca geheimnisumwittert. Denn die Mannschaft wirbt für den von Becca gegründeten «Natural Drink» Leopard, für dessen Werbung wurden allein im GP-Sport mindestens schon 10 Millionen Euro ausgegeben, aber die Verkaufserfolge dürften überschaubar sein.

Wer hat jemals eine Leopard-Dose im Verkauf gesehen, seit sie beim Mugello-GFP 2015 erstmals in der Box und in der teameigenen Hospitality verteilt wurden?

Der gelernte Maurer Becca, gebürtiger Italiener, richtet gern mit der großen Kelle an.

2015 trumpfte er in der Moto3-WM gleich mit drei Fahrern auf – mit Kent, Ono und Vazquez. Becca machte sich damals das Kiefer Racing Team untertan, er übernahm die Startplätze des deutschen Rennstalls und damit auch das Kommando. Er installierte Christian Lundberg als Technical Director, Miodrag Kotur (er ist Chief Operating Officer von Leopard Racing) und Massimo Vergini (Chief Financial Officer) als Statthalter an der Rennstrecke.

Für 2016 fiel der Auftritt noch pompöser auf: Leopard besorgte sich drei eigene Moto3-Plätze und überließ Kiefer die Moto2-WM mit den Piloten Kent und Oliveira. Leopard trumpfte mit fünf Piloten auf. In der Hospitality trägt der Kellner ein weißes Hemd mit Fliege zur schwarzen Hose.

Zwei der fünf Startplätze waren «commercial entrys», das heißt, Dorna und IRTA zahlten keine Zuschüsse, so gingen rund 400.000 Euro verloren.

Als die Erfolge zu wünschen übrigließen, folgte die Trennung von Kiefer und der Rückzug aus der Moto2-WM.

Auf der Leopard-Website wird zwar die wundersame Wirkung des «Natural Drinks» im Detail beschrieben (balanciert den Hormonhaushalt, heilt Depressionen, hält Zähne und macht Knochen gesund, verbessert das Gedächtnis). Auch die Herkunft der Heilmittel wird verraten – sie wachsen in den Anden von Peru in der Höhe von 3000 Metern Höhe.

Aber wo der angeblich vitaminreiche Drink zu kaufen ist, lässt sich beim besten Willen nicht erforschen.

Dabei verfolgt Leopard offenbar eine sehr pfiffige Marketing-Strategie. Als das Team 2016 in der Weltmeisterschaft mit einem Briten (Kent), einem Franzosen (Quartararo), einem Spanier (Mir), einem Portugiesen (Oliveira) und einem Italiener (Locatelli) fuhr, als  das Fahreraufgebot eine Art Europäische Union darstellte, wurde diese Nationalen-Vielfalt sinnvoll begründet.

«Das hat Marketing-Gründe. Leopard wurde als Getränk in Luxemburg eingeführt. Nun folgen die Länder, aus denen unsere Fahrer stammen», erzählte Miodrag Kotur im Februar 2016 im Interview mit SPEEDWEEK.com.

Leopard gilt als mysteriöses Team, die Teamführung gilt als nicht sehr auskunftsfreudig. Fakt ist: Flavio Becca hat nach der Pleite seines Leopard Trek Teams 2012 mit der Staatsanwaltschaft Bekanntschaft gemacht. Die Medien berichteten im Juli 2012, sein Radrennstall sei über die Trägergesellschaft Leopard S.A. mit 7,6 Millionen Euro verschuldet. Fahrradhersteller Trek rettete das World Tour Team und führte es weiter.

Heute ist Leopard Racing an vielen Fronten aktiv: In der CEV, im Profiradsport, in der Moto3-WM, bei den Tourenwagen mit WTCC-Legende Rob Huff.

Aber weil Leopard jetzt kein Moto2-Team mehr betreibt und 2017 deshalb nur mehr zwei statt fünf GP-Fahrer finanziert wurden, wechselte Moto3-Weltmeister Joan Mir ins belgische Marc VDS-Team. Die Moto3-WM 2017 wird Leopard mit dem Duo Lorenzo Dalla Porta (WM-28.) und Enea Bastianini (WM-6.) bestreiten.

Ob damit Titelchancen bestehen, wird sich zeigen.

«Wir sind nicht anmaßend. Wir sind uns bewusst, dass auch die gegnerischen Teams exzellente Fahrer haben, die wir sehr respektieren», sagt Miodrag Kotur, ein Franzose mit serbischen Wurzeln. «Ich zog mit sechs Jahren nach Paris und wuchs dort auf.»

Kotur spricht fließend Italienisch, da er 15 Jahre bei Ferrari verbrachte, die meiste Zeit an der Seite von Jean Todt: «Von ihm habe ich eine sehr wichtige Regel gelernt: Du musst Fahrer knuddeln. Nimm ihnen jegliche Bedenken und lass’ ihnen nur eine Sache, über die sie sich Gedanken machen: Racing. Und Siege. Das war wichtig, als wir Danny Kent halfen, die schwierigen Momente seiner Karriere zu vergessen und den Titel zu erobern.»

Vor zwei Jahren, als Leopard noch in der Moto2-WM aktiv war, wurde auch der Aufstieg in die MotoGP-WM thematisiert. Kotur ließ durchblicken, nicht zuletzt aus diesem Grund sei man 2016 in der Moto3-WM mit KTM gefahren. Bereits im Sommer 2015, als das Forward-Yamaha-MotoGP-Team ins Wanken geriet, existierten konkrete Übernahmepläne.

Inzwischen ist ein eigenes Leopard MotoGP-Team in weitere Ferne gerückt. «Ein erster Schritt könnte sein, als Sponsor in die größte Klasse zu kommen. Wir müssen sehr, sehr vorsichtig sein – allein schon bei den Gedanken an so eine Handlung, die so groß und anspruchsvoll wäre. Wir müssten unser Potenzial genau prüfen. Und wie ich schon sagte: Wir wollen nicht anmaßend sein», betonte Miodrag Kotur vor zwei Jahren.

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