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Álex Márquez: «Zu wenig Killerinstinkt»

Von Sharleena Wirsing
KTM-Pilot Álex Márquez steht aktuell auf Rang 5 des Gesamtklassements der Moto3-WM. Vor dem neunten Saisonrennen in Indianapolis sprach er über seine Erwartungen, Ziele und die Podestchancen in der zweiten Saisonhälfte.

Álex Márquez, der kleine Bruder von MotoGP-WM-Leader Marc, erzielte in seiner ersten vollen WM-Saison in den bisherigen acht Rennen sechs Top-5-Platzierungen. Der KTM-Werkspilot aus dem Team Estrella Galicia 0,0 von Emilio Alzamora punktete nur in Austin und Jerez nicht. In der WM-Tabelle liegt der 17-Jährige daher mit 70 Punkten auf dem fünften Rang. Nur der Sprung auf das Podest gelang dem Spanier in der ersten Saisonhälfte noch nicht.

Álex, du bist nach acht Rennen Fünfter der Gesamtwertung und meist Teil der Führungsgruppe. Hast du das erwartet?

 «Ich habe nicht erwartet, so nah an der Führungsgruppe dran zu sein. Mein Ziel waren für diese Saison die Top-10. Doch ich konnte gleich in den ersten Rennen um Top-Resultate kämpfen, abgesehen von Austin und Jerez. Mir fehlt es in den Rennen aber noch etwas am Killerinstinkt, aber wir können mehr als zufrieden sein, denn viele Strecken sind neu für mich. Von meinen neuen Gegnern habe ich viel gelernt. Nun folgen einige Strecken, die ich kenne, aber ich darf mich nicht ausruhen und muss auf meinem Weg weiterarbeiten.»

Du hast bereits einige Führungskilometer gesammelt, aber was brauchst du, um den Sprung auf das Podium zu schaffen?

«Ich denke das Problem ist, dass ich das gesamte Rennen lang am Limit bin. Ich muss immer pushen, damit die Fahrer vor mir nicht flüchten können. Wenn sie in den letzten Runden die Geschwindigkeit nochmal erhöhen, dann bin ich immer etwas außen vor. In diesem Punkt muss ich mich verbessern.»

Du bist einer der Neuen in der Moto3-Kategorie. Welcher Fahrer hat dich auf der Strecke am meisten überrascht?

 «Ich war von Livio Loi überrascht, weil es sein erstes Jahr ist und er einen sehr guten Job macht. Er ist sehr leicht und muss mit zusätzlichem Gewicht fahren. Da er so klein ist, erinnert er mich an meinen Bruder, als er noch in der Spanischen Meisterschaft fuhr. Auf der Strecke sieht man, dass er viel Talent hat.»

Salom, Viñales und Rins sind die drei Fahrer, die um die Meisterschaft kämpfen. Was kannst du über diese Piloten sagen?

«Luis Salom hat eine großartige Saison. Er hat seine Mentalität verändert und plant jeden Grand Prix sehr gut und kann am Ende des Rennens eine halbe Sekunde schneller fahren. Auch Alex Rins hat ein sehr gutes Jahr. Es ist seine zweite Saison in der Moto3-Klasse. Er ist im Training sehr stark und kämpft in den Rennen hart. In manchen Läufen war er einem Sieg sehr nah, aber der letzte Schritt fehlte. Maverick Viñales hatte in den letzten Rennen Probleme, aber er kann immer um den Sieg kämpfen. Doch eines ist klar, man muss in dieser Klasse konstant sein.»

In der zweiten Saisonhälfte gibt es nur eine Strecke, die du nicht kennst: Silverstone. Was können wir von dir in der restlichen Saison erwarten?

«Ich weiß es nicht, vielleicht wird es schwieriger als auf den neuen Strecken. Wir müssen unsere Mentalität beibehalten und ab der ersten Sitzung hundert Prozent geben. Wenn wir unserem Weg treu bleiben, dann können wir mit den schnellsten Fahrern an der Spitze kämpfen, aber ich denke, dass uns die Streckenkenntnis schon helfen wird. Ich freue mich darauf, in Indianapolis zu fahren. Im letzten Jahr war dies mein erstes Rennwochenende in der Meisterschaft und ich mag die Strecke sehr.»

Wie fühlt es sich an mit Alex Rins im selben Team zu fahren?

«Für mich ist es gut, einen Teamkollegen zu haben, der um den Sieg kämpft, weil wir die Daten austauschen und das hilft mir, mich in den Trainings zu verbessern. Doch die Rivalität nimmt zu, weil wir beide an der Spitze fahren, aber wir verstehen uns.»

Der Aufstieg in die Weltmeisterschaft bringt ein erhöhtes Interesse der Medien mit sich. Hast du diese Veränderung bemerkt?

«Die Menschen nehmen dich mehr wahr, aber das setzte schon ein, als ich noch in der Spanischen Meisterschaft fuhr. Wenn man aber auf der Strecke oder in der Box ist, dann konzentriert man sich ganz auf seine Aufgabe. Abseits der Strecke muss man wissen, wie man die Dinge auffassen muss, damit man auf dem Boden bleibt. Es ist die Weltmeisterschaft, die Leute fragen nach Fotos und Interviews und man gewöhnt sich daran. Erst auf der Strecke beginnt die eigentliche Arbeit. Man muss sich auf das Siegen konzentrieren, denn mein Traum und mein Ziel ist es einen Titel zu gewinnen und dafür muss man hart arbeiten und immer kämpfen.»

Du bist 17 Jahre alt und hast bereits dein halbes Leben an Rennstrecken verbracht. Wie ist dein Leben im Paddock?

«An der Strecke zu sein, nimmt dir andere Dinge. Man kann nicht das tun, was die eigenen Freunde tun. Sie gehen feiern und du kannst nicht, weil du ein Rennen hast oder weil du am nächsten Tag trainieren musst. Aber ich fühle mich deshalb nicht schlecht, weil ich den Sport liebe. Ich weiß, dass ich dafür verantwortlich bin, jeden Tag zu trainieren und dass ich vorbereitet sein muss. Das funktioniert sehr gut.»

Was ist Marc für dich, außer dein Bruder?

«Er ist der Fahrer, den ich am häufigsten auf der Strecke beobachte. Das würde ich auch tun, wenn er nicht mein Bruder wäre. Unser Fahrstil ist ziemlich ähnlich, denn wir nutzen unseren Körper und die Ellbogen häufig. Neben der Strecke ist er mir eine große Hilfe. Um ehrlich zu sein, ist ein Bruder in der MotoGP-Klasse, der bereits fünf oder sechs Jahre in der Weltmeisterschaft fährt und alle Strecke gut kennt, eine große Hilfe.»

Wie ist es, mit einem zweifachen Weltmeister zu trainieren?

«Für mich ist es eine zusätzliche Motivation, denn es ist schöner zu gewinnen. Manchmal schaffe ich das, aber es ist hart. Ich versuche mich an ihn zu heften und ihm das Leben schwer zu machen, aber er zaubert immer etwas aus dem Hut. Ich beobachte ihn immer wenn wir trainieren und wenn man mit einem schnelleren Fahrer trainiert, dann wird man jeden Tag stärker und will sich immer weiter verbessern. Er ist beim Radfahren sehr schnell und man bemerkt den Altersunterschied, aber ich versuche an ihm dranzubleiben. In drei Jahren müssen wir nochmal darüber sprechen…»

Siehst du dir alle seine Trainingssitzungen und Rennen live an?

«Einige Trainingssitzungen sehe ich nicht, weil wir währenddessen arbeiten. Wenn ich einige Minuten Zeit habe, dann schaue ich, wie es für ihn läuft. Ich sehe meine Trainings auf Video, aber ich habe keine Zeit für seine. Ich schaue aber immer die Qualifyings und das Rennen.»

Ist es schwierig, die Rennen anzusehen?

«Wenn man ein Rennwochenende vor sich hat, dann ist es wichtig zu wissen, wie man sich beherrscht, denn wenn man zu sehr mitleidet, dann wird man müde und denkt, man fährt selbst. Wenn man dann selbst an der Reihe ist, muss man ruhig sein.»

Auf deinem Helm ist ein Cowboy auf einem Motorrad zu sehen. Was bedeutet das?

«Dieser Cowboy ist auf meinem Helm, weil ich eines Tages in Nordamerika auf einem Schießstand einige Waffen ausprobiert habe und sehr gut damit umgehen konnte. Deshalb nannten sie mich ‹Pistolen Márquez› und deshalb habe ich mich für dieses Design entschieden.»


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