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Miguel Oliveira (KTM): «Wir träumen vom WM-Titel»

Von Isabella Wiesinger
Als Dritter in der Moto3-WM geht Red Bull-KTM-Werkspilot Miguel Oliveira als Sieganwärter in den übrigen neun WM-Rennen. Zwei hat er 2015 schon gewonnen.

Eine Verletzung im Training auf dem Sachsenring bringt den Red-Bull-KTM-Ajo-Fahrer nicht von seiner positiven Einstellung ab. Am übernächsten Wochenende (9. August) wird der Portugiese in Indianapolis fahren, nachdem er sich drei Wochen lang von einem Bruch des vierten Mittelhandknochens an der linken Hand erholt hat.

Der 20-jährige Oliveira sieht der zweiten Hälfte der Saison mit viel Zuversicht entgegen, die auf seinen guten Leistung in den bisherigen Rennen aufbaut.

Miguel, wie fühlst du dich? In welcher Phase der Erholung befindest du dich gerade?

Ich fühle mich mit jedem Tag besser. Im Moment folge ich einem Genesungsplan, der es mir erlaubt, meine Hand besser zu bewegen und Kraft in den Fingern aufzubauen. Seit dem Bruch werden in Indy knapp vier Wochen vergangen sein. Ich darf also nicht erwarten, dass ich in Indy in optimaler Verfassung fahren kann. Aber ich arbeite jeden Tag daran, um für das Rennen so fit wie möglich zu werden.

Glaubst du, dass du trotz des Unfalls um den WM-Titel kämpfen kannst? Es fehlen dir 88 Punkte auf Leader Danny Kent?

Ja, natürlich. Das ist der Rennsport. Solange es mathematisch möglich ist, werde ich mich mit meinen Team bemühen, so viele Punkte wie möglich zu sammeln. Es stimmt, dass wir in ein paar Rennen wenig Glück hatten. Aber ich glaube, dass wir in vielen Rennen auf einem guten Level waren. Und es sind noch neun Rennen übrig, bei denen wir auf dem höchsten Niveau fighten werden.

Was ist deine Bilanz aus der ersten Hälfte der Saison? Du hast sie mit zwei Rennstürzen in Katar und Texas schlecht begonnen.

Ich glaube, dass wir sehr stark gestartet sind, aber leider nicht alle Rennen beendet haben. Uns fehlte ein wenig Glück, da wir in der WM-Tabelle viel weiter oben stehen würden, wenn wir die ersten beiden Rennen zu Ende gefahren wären. Die allgemeine Bilanz ist aber sehr positiv. In den letzten drei Rennen, die ich gefahren bin, konnten wir zwei Mal gewinnen. Und ich glaube, das ist das, was zählt. Zuerst in Mugello und dann in Assen zu gewinnen war grossartig. Das Motorrad zeigt jedes Mal die maximale Leistung.

War es schwierig, mit dem Start der Saison umzugehen?

Klar, nachdem ich zwei Rennen nicht zu Ende gefahren bin, war ich ein wenig traurig. Ich habe in Argentinien die Pole-Position geholt. Dort bin ich gut gestartet, aber nur Vierter geworden. Dann sind wir nach Europa zurückgeflogen, wo ich in Jerez einen Podiumsplatz erreicht habe. In Le Mans hatten wir Pech, dafür habe ich in Mugello gewonnen, wurde Fünfter in Katalonien und habe in Assen wieder den Sieg eingefahren. Seit wir wieder in Europa sind, waren wir sehr wettbewerbsfähig und haben die Rennen immer unter den Top-5 beendet.
Nur in Sachsen musste ich nach der Verletzung leider auf das Rennen verzichten.

War das Podium in Jerez der Wendepunkt für den Rest der Saison? Oder war der erste Sieg in Mugello wichtiger?

Wir haben das Podium in Jerez gebraucht, um Selbstvertrauen zu gewinnen. Von Jerez an haben wir begonnen, an unser Können zu glauben. Wir waren sehr konstant und wussten, dass wir sehr schnell waren, aber wir konnten das nicht in jedem Rennen optimal umsetzen. In Mugello hat sich viel geändert, weil wir dort um den Sieg gekämpft und ihn schlussendlich auch geholt haben.

Wie hat sich das Motorrad seit dem ersten Rennen verbessert?

Am meisten haben wir das Set-up verändert, weil wir nicht viel Neues ergänzt oder getauscht haben. Wir haben bei Tests ein neues Chassis probiert, aber das was wir schon hatten, hat für uns immer besser funktioniert.

Wenn du über das Set-up sprichst: Fühlst du dich jetzt wohler auf dem Motorrad?

Ja, wir haben uns daran gewöhnt, aber es hängt viel von der jeweiligen Strecke ab. Die Strecken unterscheiden sich deutlich, die Umstände sind überall anders. Am Schluss muss man immer ein bisschen improvisieren.

Wie siehst du den Level deiner Mitstreiter in dieser Saison in der Moto3-WM?

Sehr hoch. Wir fahren sehr schnell. Mit schnelleren Zeiten als letztes Jahr. Danny Kent, der die Klasse anführt, hatte es sehr einfach, also müssen wir ihm das Leben ein wenig schwerer machen.

Glaubst du, dass dir das gelingen kann?

Natürlich. Es hängt von mir ab, aber auch von seinem Glück. In diesem Sport bist du nicht alleine auf der Strecke. Es kann alles passieren – ihm und mir, wie wir in Deutschland gesehen haben. Aber es ist besser, sich weiter auf unsere eigene Arbeit zu fokussieren, um an der Spitze zu sein und um Siege zu kämpfen.

Wenn du auf die zweite Hälfte der Saison schaust: Gibt es Strecken, die du mehr oder weniger magst als die, auf denen du in der ersten Jahreshälfte gefahren bist?

Sie sind anders. Es gibt Strecken, auf denen ich normalerweise sehr stark bin. Dort muss ich umso mehr Gas geben, damit ich einen Vorsprung herausholen kann. Das Motorrad funktioniert gut und wir müssen zu jedem Rennen mit der Einstellung gehen, dass alles gutgehen wird. Wir müssen eine positive Denkweise bewahren.

Welche Rennstrecken magst du am meisten von denen, die jetzt noch kommen?

Silverstone, Misano, Motegi, Phillip Island und Malaysia. Das sind Strecken, die ich sehr gerne mag und auf denen ich immer sehr schnell war.

Wie beurteilst du die Chancen in der Weltmeisterschaft?

Ich weiss es nicht. Es ist mir auch egal. Wir sind hier, um vom Titel zu träumen und dafür zu kämpfen. Es wird hart, aber ich glaube wirklich, dass der Titel in Reichweite ist. Trotzdem müssen wir von Rennen zu Rennen schauen, wie wir weiterkommen.

Bist du am Ende dieser Saison nur zufrieden, wenn du den Titel geholt hast?

Nein, natürlich nicht. Ich bin mit der Saison zufrieden, wenn ich um den Titel kämpfe und am Ende alles gegeben habe. Wenn ich nicht gewinne, dann ist das passiert, weil der Sieger eine brillante Saison gefahren ist.

Wie siehst du die MotoGP-Weltmeisterschaft?

Ich glaube, da sehen wir einen grossen Unterschied zwischen der Yamaha und der Honda. Für Márquez war es nicht so einfach wie erwartet – aber das ist das Schöne am Rennsport. Jedes Jahr gibt es Entwicklung, entweder bei den Bikes oder bei den Fahrern.
Es ist schön, mein Vorbild an der Spitze der WM-Tabelle zu sehen. Allein das ist es die Saison schon wert

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