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MotoGP-WM: Die Höhen und Tiefen von Ducati

Von Frank Aday
Seit Oktober 2010 wartete Ducati auf einen Sieg in der Königsklasse, 2016 war es so weit. 2007 eroberten die Roten ihren ersten MotoGP-Titel. Mit Jorge Lorenzo sollen nun weitere Titel folgen.

Beim Italien-Grand Prix 2002 stellte der italienische Hersteller aus Bologna seinen ersten MotoGP-Prototyp vor. Ducati wollte an die Erfolge aus der Superbike-WM anknüpfen und nun auch in der Königsklasse des Motorradsports mitmischen. Am 20. Januar präsentiert Ducati nun das MotoGP-Team und die Desmosedici für 2017. Mit Jorge Lorenzo wollen die Roten bald ihren zweiten MotoGP-Titel feiern.

Vor dem Saisonstart 2017 wirft SPEEDWEEK.com einen Blick zurück auf die bisherigen Höhen und Tiefen von Ducati in der MotoGP-Klasse.

2003
Troy Bayliss hatte Ducati in der Superbike-WM einige große Erfolge beschert und Loris Capirossi war zu diesem Zeitpunkt schon ein erfolgreicher Fahrer der Königsklasse. Die ersten Ducati-Werksfahrer starteten ihr Abenteuer auf der GP3-Maschine. Diese hatte den 90 Grad-V-Motor mit den desmodromisch gesteuerten Ventilen an Bord – beides ist bis heute in den MotoGP-Maschinen von Ducati zu finden.

Für Ducati stellten sich sofort Erfolge ein, denn Capirossi fuhr in Japan als Dritter auf das Podest – beim ersten Rennen dieser Maschine in der Weltmeisterschaft. Es dauerte auch nicht lange, bis Ducati dann den ersten Sieg feiern konnte - Loris Capirossi gewann den Barcelona-GP. Der Italiener und Bayliss fuhren im ersten Jahr zusammen zwei Poles, neun Podestplätze und einen Sieg ein – und landeten beide in den Top-6 der Gesamtwertung.

2004

Bayliss und Capirossi blieben im Werksteam, aber die GP4 stellte sich als ein schwieriger zu fahrendes Motorrad heraus. Am Ende feierte Ducati nur zwei Podestplätze. Capirossi beendete die Saison als Neunter, Bayliss aufgrund von acht Nullern auf Platz 14.

2005

Carlos Checa sollte 2005 Troy Bayliss ersetzen, außerdem wechselte Ducati in jenem Jahr auf Bridgestone-Reifen. Beide Unternehmen arbeiteten eng zusammen, um aus Maschine und Reifen das Beste herauszuholen. Capirossi war mit drei Poles, zwei Siegen und zwei weiteren Podestplätzen einmal mehr die Speerspitze der Roten, Checa holte zwei dritte Ränge.

2006

Die GP6 kam mit verbesserter Aerodynamik daher, aber auch mit einem umfangreich verbesserten Motor. Damit konnte Capirossi zu Beginn des Jahres die WM-Wertung eine Weile anführen. Beim Barcelona-GP wendete sich das Blatt, als Neuzugang Sete Gibernau und Capirossi in einen Startunfall verwickelt waren und den nächsten Lauf jeweils mit Verletzungen auslassen mussten. Das Saison-Highlight setzte Troy Bayliss beim Finale in Valencia, als er den verletzten Gibernau ersetzte und einen sensationellen Sieg vor Capirossi herausfuhr. Capirossi holte in jenem Jahr den dritten Gesamtrang hinter Hayden und Rossi.

2007

2007 kam Casey Stoner neben Loris Capirossi in das Ducati-Werksteam, die GP7 musste auf das neue Hubraumlimit von 800 ccm angepasst werden. Filippo Preziosi, der damals das Ducati Corse Rennsportprogramm leitete, hatte schon im Vorfeld der Saison intensiv im Hintergrund daran gearbeitet und das neue Motorrad entwickelt. Schon in Katar zeigte sich die Kombination aus Stoner und Ducati als unschlagbar: Der Australier holte den ersten seiner insgesamt 23 Siege mit Ducati. Stoner feierte 2007 zehn Siege – und schenkte Ducati ihren ersten und bislang einzigen MotoGP-Weltmeistertitel.

2008

Loris Capirossi verließ das Werksteam und wurde von Marco Melandri ersetzt, der aber das ganze Jahr über nicht in Schwung kam und nur ein Mal in die Top-5 fuhr. Casey Stoners sechs Siege und 280 Punkte genügten dem Australier aber nicht, um den Titel erfolgreich zu verteidigen. Der Australier wurde Vizeweltmeister hinter Rossi.

2009

An der GP9 wurde erstmals ein Rahmen aus Karbon eingesetzt und Ducati wendete sich damit von den herkömmlichen Stahlrahmen ab. In der Theorie sollte mit dem Fiber-Karbon-Chassis nahezu alles kontrolliert und eingestellt werden können, mit unterschiedlichen Steifigkeiten und Flex. Nicky Hayden kam zu Stoner in das Werksteam. Stoner holte vier Siege und vier weitere Podestplätze, musste aber aufgrund einer später diagnostizierten Laktose-Intoleranz drei Rennen auslassen und war damit aus dem Titelkampf.

2010

Hayden und Stoner blieben im Team, die GP10 bekam eine überarbeitete Aerodynamik und einen zuverlässigeren Motor, da ab sofort nicht mehr so viele Triebwerke wie gewünscht eingesetzt werden durften. Stoner war einmal mehr der einzige Fahrer, der mit der Ducati gewinnen konnte. Die Ducati bekam mehr und mehr den Ruf, ein Motorrad zu sein, welches nur Casey Stoner mit seinem radikalen Stil fahren kann.

2011

Valentino Rossi und Nicky Hayden wurden für 2011 erneut Teamkollegen – diesmal beim Hersteller aus Bologna. Ducati machte mit dem Karbon-Rahmen weiter. Es wurde ein schwieriges Jahr für den italienischen Hersteller, denn beide Fahrer konnten jeweils nur einen Podestplatz holen und keiner der beiden kam in der Endabrechnung in die Top-5. Die GP11 wurde über das Jahr hinweg nicht nur einmal umgebaut, sondern erhielt ständig Updates.

2012

2012 wurde der Hubraum der MotoGP-Klasse wieder auf 1000 ccm angehoben. Zum ersten Mal seit dem Start des MotoGP-Projekts setzte Ducati einen «konventionellen» Aluminium-Rahmen ein. Valentino Rossi holte in Misano und Le Mans damit zweite Plätze, war aber in der Endabrechnung einmal mehr nicht unter den besten Fünf.

2013

2013 kam Andrea Dovizioso zu Nicky Hayden in das Werksteam. Ohne Podestplätze standen am Ende die Gesamtränge 8 und 9 zu Buche. Es war das bisher schwärzeste Jahr von Ducati in der MotoGP-Weltmeisterschaft. Am Ende wurde der berühmte Ingenieur Gigi Dall’Igna als neuer General Manager von Ducati Corse verpflichtet, um die Geschicke zu lenken und Ducati wieder auf die Siegerstraße zu führen.

2014

Die GP14 und GP14.2 waren die ersten beiden Bikes unter dem Einfluss von Dall’Igna, wenngleich noch mehr Evolution als Revolution. Andrea Dovizioso zeigte eine solide Saison mit zwei Podestplätzen, einer Pole in Japan und zahlreichen Top-5-Platzierungen. Das zeigte klar: Ducati war zurück auf dem Weg an die Spitze. Für den neuen Werkspiloten Cal Crutchlow wurde es mit vielen Verletzungen und technischen Defekten ein schwieriges Jahr. Er schaffte es nur ein Mal auf das Podest.

2015

Zum ersten Mal in ihrer MotoGP-Geschichte hatte Ducati eine rein-italienische Fahrerpaarung im Werksteam: Neben Dovizioso kam Andrea Iannone neu in das Team. Die beiden fuhren die GP15, die komplett von Dall’Igna designt wurde. Noch immer wurde der klassische Ducati 90 Grad-Motor mit der desmodromischen Ventilsteuerung eingesetzt. Dovizioso legte einen Raketenstart in die Saison hin und holte drei zweite Plätze in Folge. Iannone zeigte auf Phillip Island, dass man mit der Ducati auch Rennen gewinnen könnte. Außerdem kehrten 2015 die Winglets an die Ducati zurück, die erstmals 2010 eingesetzt worden waren.

2016

Ducati jagte weiter den ersten Sieg seit 2010. Einmal mehr fuhren Andrea Iannone und Andrea Dovizioso, 2016 hieß die Ducati «Desmosedici GP». Für eine Überraschung sorgte Casey Stoner, der als Testfahrer zu Ducati zurückkehrte. Er soll den Roten als Geheimwaffe für die Entwicklungsarbeit dienen. Die Zielsetzung für die Werkspiloten war klar: Gigi Dall'Igna wollte Siege sehen. Diese Erwartungen konnten Iannone und Dovizioso erfüllen. Beim Österreich-GP auf dem Red Bull Ring triumphierte Iannone vor seinem Teamkollegen Dovizioso. In Sepang feierte dann auch «Dovi» seinen ersten Ducati-Sieg.Insgesamt konnte Ducati 2016 zehn Podestplätze verbuchen. Fünf durch Dovizioso, vier durch Iannone und einen durch Pramac-Ducati-Pilot Scott Redding im Regen von Assen.

Für 2017 wagte Ducati den nächsten Schritt und engagierte mit Jorge Lorenzo einen der Superstars der MotoGP-WM. Der Mallorquiner soll Ducati nun an der Seite von Dovizioso zum zweiten Titel in der Königsklasse verhelfen.

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